Filmplakat X-Men: Dark Phoenix

5/10

"Dir tut immer irgendwas leid, Charles. Und dann kommt immer eine Ansprache." — X-Men: Dark Phoenix, 2019

X-Men: Dark Phoenix

Besprechung

Die X-Men von Professor Charles Xavier (James McAvoy) haben sich zu einer Kraft des Guten entwickelt. Okay, das waren sie schon vorher, aber mittlerweile werden sie auch als solche von den normalen Menschen gesehen. Xavier hat sogar eine Standleitung zum US-Präsidenten. Bei einer Rettungsmission im Weltall wird Jean Grey (Sophie Turner) von einer kosmischen Kraft ergriffen. Die X-Men befürchten schon, Jean verloren zu haben. Jean wacht jedoch wieder auf. Sie ist nun stärker als zuvor. Die mentalen Barrieren, die Xavier bei der achtjährigen Jean (Summer Fontana) errichtet hat, sind nun eingerissen. Jahrelange Wut und Trauer bahnen sich ihren Weg.

Die X-Men wollen Jean retten, doch die macht es ihren einstigen Teamkameraden nicht leicht. Als die X-Men Jean in dem Haus ihres als verstorben geglaubten Vaters (Scott Shepherd) finden, muss ein Mitglied der Mutanten dran glauben. Jean flieht. Sie sucht Hilfe bei Erik Lehnsherr (Michael Fassbender), doch der will nur seine Ruhe und Jean bringt Kummer und Ärger mit sich mit.

Während die X-Men also hinter Jean her sind, sind auch die Menschen hinter ihr her. Sie hat Polizisten angegriffen und ist nun eine Gejagte. Eine dritte Macht mischt ebenfalls mit. Als die kosmische Energie in Jean eingedrungen ist, haben das einige Außerirdische der untergegangenen Rasse der D’Bari beobachtet. Die letzten D’Bari sind auf die Erde gekommen, haben sich Menschenkörper angeeignet und suchen ebenfalls Jean. Die D’Bari werden von Vuk (Jessica Chastain) angeführt.

Meinung von

X-Men-Regisseur Bryan Singer, der noch den Vorgänger X-Men: Apocalypse gedreht hatte, war bei den Dreharbeiten zu Bohemian Rhapsody in Ungnade gefallen. Vermutlich war das mit ein Grund, warum er nicht erneut im Regie-Sessel hockte. Stattdessen schrieb der unbekannte Simon Kinberg die Geschichte und führte auch Regie. Kinberg hatte sich eher ein Namen als Autor (Sherlock Holmes, X-Men: Apocalypse) und Produzent (Das gibt Ärger, Der Marsianer, Deadpool) gemacht. Nun also auch Regiearbeit.

Sein erster großer Film, bei dem er im Regiesessel hockte, ist kein Desaster, aber auch kein Highlight. Es wird eine Geschichte runtergespult, die leider die Tiefe vermissen lässt. Witz ist auch keiner da, was schade ist. Sophie Turner finde ich absolut blass. Auch in der Rolle der Jean Grey. Raven (Jennifer Lawrence) fällt schnell aus, muss aber vorher noch einmal das "Gewissen" von Xavier sein. Sie erinnert ihn daran, dass er gefühlt alles macht, um sein eigenes Ego zu streicheln und weniger an seine Schüler denkt. Irgendwie bleiben alle Charaktere unscheinbar und langweilig. Man fiebert mit niemandem mit.

Aber dann hat der Film doch wenigstens einen guten Bösewicht!? Nein, auch hier Fehlanzeige. Die unheimlich wirkende Jessica Chastain wandelt in hochhackigen Schuhen durchs Bild und bleibt immer ziemlich unaufgeregt. Dass die D'Bari einen finsteren Plan verfolgen, der da lautet: Aneignung der kosmischen Kraft und dann Auslöschung der Menschheit — wird zwar erklärt. Spannend ist das aber alles irgendwie nicht. Zwar fallen die X-Men durch Jeans Handeln "in Ungnade", die Angst und die Verfolgung, die sonst eine Rolle spielten, werden in diesem Film jedoch kaum hervorgehoben.

Der Film hat keine echten Höhen, aber auch keine Tiefen. Er plätschert so dahin und verschenkt in jeder Minute gefühlt Potenzial. Was schade ist. Mit X-Men: Erste Entscheidung fing der Reboot des Franchises so vielversprechend an und dann wurde es nicht richtig durchgestartet. Vermutlich war X-Men: Dark Phoenix auch der letzte Versuch in dieser Reihe. Wir werden also wieder zehn Jahre warten, dann gibt es von den Filmstudios bestimmt erneut ein Reboot. Gähn.