Besprechung
Boris (Larry David) ist recht alt, hoch intelligent, kauzig, grimmig, hasst die Menschen, hat eine gescheiterte Ehe und einen Selbstmordversuch hinter sich. Nun lebt der einstige Anwärter auf einen Physik-Nobelpreis in einer schiefen Wohnung in New York. Geld verdient er damit, dass er kleinen, untalentierten Gören Schach beibringt. Was auch ein ewiger Quell für Hasstriaden ist.
Eines Abends spricht ihn eine Ausreißerin an. Melody (Evan Rachel Wood) ist ein extrem naives, dummes Landei aus Mississippi. Aus irgendeinem Grund ist Boris wider Erwarten nett und lässt das junge Mädchen bei sich wohnen. Langsam beginnt sie Boris zu verändern.
Bis Melodys Mutter Marietta (Patricia Clarkson) auf der Bühne erscheint. Die streng religiöse Frau ist so gar nicht begeistert davon, dass ihre Tochter mit Boris zusammen ist. Die beiden sind mittlerweile sogar verheiratet.
Marietta versucht einen Keil zwischen Boris und Melody zu treiben. Dabei verändert sich Marietta in dieser Stadt selber mächtig. Sie wird zur Künstlerin. Zu einer sehr freizügigen Künstlerin. Und sie will Melody mit dem jungen Schauspieler Randy (Henry Cavill) verkuppeln. Was Melody jedoch nicht so toll findet.
Meinung von Nils
Bisher habe ich noch nicht so viele Woody Allen-Filme gesehen. Somit kann ich nicht sagen, ob es typisch für Allen-Streifen ist. Aber schon bei Melinda und Melinda fiel auf, dass seine Filme eher wie Theaterstücke wirken, so auch Whatever works. Das wird u.a. dadurch verstärkt, dass unser Hauptprotagonist Boris ziemlich am Anfang des Films direkt mit dem Publikum redet — während niemand der anderen Figuren versteht, was Boris da macht. Das kommt eben von dem überragenden Intellekt Boris'. Er hat die Gabe "das Große und Ganze" zu sehen. Dazu sind all die Flachwürmer, die um Boris herumwuseln nicht im Stande.
Boris ist vergrämt, verbiestert, unzufrieden mit der Welt. Er hat Panikattacken. Da kommt dieses junge Ding daher, das seinen Zynismus nicht versteht und seinen Sarkasmus für bare Münze nimmt. Sie spricht etwas in ihm an. Er mag es, wie Melody zu ihm aufschaut, sieht es als eine Herausforderung an, der jungen Frau das Denken beizubringen. Ja, am Ende liebt er sie wirklich, so wie sie ihn auch liebt. Was für ein ungleiches Paar.
Whatever works machte zuerst den Eindruck einer Komödie auf mich. Erst später wird es klar, dass Regisseur Woody Allen uns zeigt, was es heißt zu lieben. Jeder kann auf seine Art und Weise glücklich werden, mag diese Art auch noch so skurril oder ausgefallen sein. Und ja, auf jeden Pott passt ein Deckel, auch auf Boris den Griesgram.
Der Film hat ein angenehmes Tempo, Evan Rachel Wood ist wunderbar anzusehen, sie spielt das naive Dinge herrlich. Dabei wirkt sie nicht peinlich. Auch Larry David ist famos. Seinen Boris müsste man eigentlich hassen, aber er hat auch so viel liebenswertes an sich, dass man sich unweigerlich auf seine Seite schlägt. Die Beziehung zwischen den beiden ist gut. Niemand wird verletzt.
Hin zum Ende wird Whatever works dann aber doch etwas lahm. Nicht nur vom Erzähltempo her, sondern auch von der Geschichte. Die Nebengeschichte wie Melodys Vater John (Ed Begley Jr.), der mittlerweile auch in New York angekommen ist, sein Glück findet — das wirkt zu gewollt und stört im Endeffekt den sonst so heiteren, witzigen Erzählfluss. Schade.
Unterm Strich aber eine schöne, spritzige Komödie um einen Menschenhasser. Kann ich mir auch ein weiteres Mal anschauen.