Filmplakat The Silence

5,5/10

"Klingt, als wären wir wieder in der Steinzeit." — The Silence, 2019

The Silence

Besprechung

Vor drei Jahren hat die 16-jährige Ally Andrews (Kiernan Shipka) ihr Gehör verloren. Seitdem unterhält sich die Familie oft in Gebärdensprache. Eines Nachts wird sie geweckt, weil etwas passiert ist. Städte werden attackiert, Menschen zerfleischt. Bei einer Untersuchung eines Höhlensystems sind Forscher auf eine Höhle gestoßen und haben damit Wesen freigesetzt, die Millionen Jahre Zeit hatten, sich in diesem abgeschotteten Ökosystem zu entwickeln. Die blinden Wesen sind eine Mischung aus Fledermäusen und Dinosaurier. Auf alle Fälle sind sie extrem gefährlich. Riesige Schwärme fallen über die Städte überall in den Staaten ein. Die Wesen werden von den Medien „Wespen“ genannt. Sie greifen vor allem alles an, was Lärm macht.

Die Familie Andrews macht sich unter der Führung von Vater Hugh (Stanley Tucci) auf den Weg raus aus dem Vorort von New York. Wohin sie wollen, ist nicht klar, aber auf alle Fälle irgendwohin, wo es ruhig ist. Mit an Bord sind noch Allys Mutter Kelly (Miranda Otto), ihr Bruder Jude (Kyle Breitkopf) und ihre Großmutter Lynn (Kate Trotter). Die Familie wird von Hughs bestem Freund Glenn (John Corbett) begleitet.

Die Idee mit der Flucht kam den Andrews offensichtlich nicht alleine. Alle Menschen fliehen, was Familie Andrews auf einen gefährlichen Pfad führt. Die Wespen sind mittlerweile überall.

Meinung von

Als ich den Trailer sah, dachte ich noch, das sei ein billiger Abklatsch von A Quiet Place. Der Film lief super, da wollte man wohl mit der gleichen Thematik, nämlich einer Bedrohung durch auf Geräusche reagierende Angreifer, auch noch schnell ein paar Dollar machen. Tatsächlich ist das eine ungerechte Beschuldigung. Die Buchvorlage zu The Silence war früher da und man hat sogar schon früh angefangen zu drehen. A Quiet Place war einfach früher fertig, früher in den Kinos und dort mächtig erfolgreich. Alles, was mit einer Familie, die sich in Gebärdensprache unterhält, zu tun hat, kann nur als Abklatsch angesehen werden. Pech für The Silence.

The Silence muss so einen Vergleich mit A Quiet Place ertragen. Im Vergleich zu dem 2018-Hit fällt The Silence leider zurück. In A Quiet Place wird das Thema "Mach bloß keinen Laut" viel, viel mehr vorangetrieben. Während des Films hat niemand im Kino einen Laut von sich gegeben. Das dürfte bei The Silence anders gewesen sein. Es wird noch mehr geredet und Regisseur John R. Leonetti hat auch mehr Musik in seinem Film. A Quiet Place ist einfach dramatischer und spannender umgesetzt.

Was wäre, wenn wir A Quiet Place nicht kennen würden? Würde The Silence dann besser sein? Bestimmt. Die Thematik ist gut. Es geht um eine Familie, die zusammenhalten muss. Eine Familie, die – zum Glück – Gebärdensprache kann. Die "Wespen" sind schaurig anzusehen. Die schiere Menge, ihr Schwarmverhalten, das Hocken auf Strommasten — das erinnert alles ein wenig an den Horror aus Die Vögel.

Um noch ein wenig mehr Würze in den gerade einmal 90 Minuten langen Film zu bekommen – was keine Kritik ist –, wurde noch eine Zwischenhandlung mit einer Art Sekte eingeführt. Unter der Führung eines unheimlichen Pastors (Billy McLellan) hat sich die "Gemeinde der Verstummten" zusammengefunden. Die wollen, dass die Andrews sich ihrer Gemeinde anschließen. Doch Hugh macht ihnen klar, dass sie nichts mit diesen Leuten zu tun haben wollen. Das hält den Pastor jedoch nicht davon ab, die Familie zu terrorisieren.

Ich dachte noch, dass es schon faszinierend ist, dass Menschen in Krisensituationen sich gerne radikalisieren. Das ist nicht nur im Film so. Aber dort natürlich um so heftiger. Die Verstummten sind schon ziemlich gruselig und aggressiv. In schweren Zeiten greifen die Menschen wohl nach jedem Strohhalm, der ihnen etwas Halt zu versprechen scheint ...

Am Ende kann The Silence dann aber nicht wirklich überzeugen. Er ist gute Unterhaltung, hat einige starke, emotionale Momente. Gegen A Quiet Place kommt er jedoch nicht an. Und betrachtet man sich noch einmal die Viecher, dann fallen mir zwei Dinge auf, die mich stören. Zum einen sollen die sich in einem lichtlosen Ökosystem so entwickelt haben? Was haben die denn da bitte all die Millionen von Jahren gefressen? Da ist doch kaum etwas. Außerdem wird am Ende erzählt, die Viecher – die übrigens ein wenig wie Gremlins aussehen – keine Kälte abkönnten. Ähm, die Höhle war 800 Meter unter dem Appalachen-Weg. Ich glaube, da ist es arg kalt! Ich war mal in dem großen Atombunker am Hamburger Hauptbahnhof. Draußen waren es 30 Grad und dort unten im Bunker habe ich bitterlich gefroren. Der ist keine 800 Meter unter der Erde ...

Auch ist mir das Ende zu abrupt. Da hätte man gerne noch ein bisschen mehr Liebe einfließen lassen können. Also: Nette Unterhaltung, aber nicht überragend.