Besprechung
Vor über 20 Jahren ist Aaron Falk (Eric Bana) aus dem australischen Kiewarra zusammen mit seinem Vater geflohen. Die junge Ellie Deacon (BeBe Bettencourt) wurde ermordet und alle in dem kleinen Städtchen haben Aaron für den Mörder gehalten. Ein Mord ist es auch, der den Federal Agent wiederkommen lässt. Ein alter Freund soll seine Frau sowie seinen Sohn umgebracht haben und sich danach selbst gerichtet haben. Aaron kommt, um den Dreien die letzte Ehre zu erweisen.
Die Eltern von Luke Hadler (Martin Dingle Wall) können nicht glauben, dass ihr Sohn etwas so schreckliches gemacht haben soll. Sie wenden sich an Aaron. Er soll den Fall aufklären. Widerwillig nimmt Aaron den Auftrag an. Immerhin wird er in dem Städtchen offen angegriffen, da darf man schon mal reservierter sein. Auch plagen Aaron die Erinnerungen an seine Jugend in dieser Stadt. Vor allem Ellies Vater Mal (William Zappa), aber auch Grant Dow (Matt Nable) gehen sehr offen mit ihrem Hass dem Agenten gegenüber um.
Aaron schließt sich mit dem hiesigen Polizisten Greg Raco (Keir O’Donnell) zusammen. Der ist sichtlich überfordert mit dem Fall. Aaron findet schnell heraus, dass Luke keine finanziellen Schwierigkeiten hatte, wie dessen Mutter vermutet hat. Dennoch bleibt Aaron in Kiewarra. Er will den Fall aufklären.
Meinung von Nils
Das war mein dritter Film auf den Fantasy Filmfest Nights XL. Im Vorfeld wurde der Film als "klassischer Mystery-Thriller" angekündigt. Ähm, da haben wir unterschiedliche Vorstellungen von dem Genre. Obwohl, wenn man sich die Begriffserklärung anschaut, handelt es sich um einen Thriller mit einem Geheimnis oder Rätsel. Hm. Okay, dann handelt es sich bei The Dry aus der Feder von Jane Harper tatsächlich um einen solchen Thriller. Habe ich 'was gelernt.
Geheimnisse gibt es in The Dry nämlich viele. Eric Bana spielt ruhig und unaufgeregt. Sein Charakter ist unter anderem angetrieben von den Geschehnissen von vor 20 Jahren. Der junge Aaron (Joe Klocek) war verliebt in Ellie. Er hatte damals auf sie an dem Fluss gewartet, in dem der leblose Körper der jungen Frau gefunden wurde. Sein Kumpel Luke (Sam Corlett) riet ihm, davon nichts zu sagen. So lebt Aaron seit über 20 Jahren mit einer Lüge.
The Dry ist ruhig und schwer, man merkt die Hitze des Films. Seit über 300 Tagen hat es in dem Teil von Australien keinen Tropfen Regen mehr gegeben. Da macht keiner wilde Verfolgungsjagden. Das kann sich der Zuschauer mal ganz schnell abschminken. Der beinahe zweistündige Film wirkt manchmal lang oder so, als ob nichts passiere. Aber da passiert eine ganze Menge. Wenn am Ende der Fall geklärt ist, merkt man erst, dass alle Hinweise über den Film verstreut bereits auftauchten. Das ist nicht plump gemacht, man bekommt vielmehr die Hinweise klammheimlich zugesteckt, so dass man es gar nicht mitbekommt. Dann stellt man auf einmal fest, dass die Taschen voll sind. Die Verdächtigen wechseln auch öfter. Was das anbelangt ist The Dry eine grundsolide, sauber erzählte Geschichte. Die ruhige Art von Bana passt sehr gut zum Streifen.
Wir haben im Grunde zwei Geschichten, die uns erzählt werden. Die aktuellen Morde und die Geschehnisse von vor 20 Jahren. Wir lernen schnell, dass Aaron damals gelogen hat, aber hat er Ellie auch umgebracht, wie alle glauben? Was treibt Aaron wirklich an, in dem Dreifachmord Untersuchungen anzustrengen?
Die Auflösung überrascht. Aber wie bereits gesagt — es wurden die Hinweise gestreut. Schließlich wird der Fall um Ellie auch noch aufgeklärt. Das wirkt im ersten Moment gewollt. Aber beim Zuschauen wird klar, dass wir Filmfreunde am Ende unbefriedigt aus dem Kino gegangen wären. Der alte Fall musste also auch aufgeklärt werden. Auch hier gab es die Hinweise schon vorher im Film.
The Dry ist ein gut erzählter Film, den man im Original nicht immer ganz versteht. Der australische Dialekt ist doch ziemlich ungewohnt für meine Ohren. Vor allem wenn der Arbeiter Grant spricht, sind mir weite Strecken seiner Dialoge verloren gegangen. Ich denke, den Film kann man sich auch in einer (hoffentlich guten) Synchronisation anschauen. Gut anschauen.