Filmplakat The Day After Tomorrow

5,5/10

"Hier unten steht unser Steuerrecht. Ich glaube das können wir verbrennen..." — The Day After Tomorrow, 2004

The Day After Tomorrow

Besprechung

Die Menschheit hat Bockmist gebaut: Exzessiver Verbrauch von fossilen Brennstoffen, Umweltverschmutzung, hoher Verbrauch von FCKWs und was bekommt man dafür? Richtig: Eine globale Erwärmung.

Der Paläo-Klimatologe Jack Hall (Dennis Quaid) hat allerdings herausgefunden, dass nicht die Erwärmung der Erde das Problem ist. Durch die angesteigenden Temperaturen schmilzt das Pol-Eis. Gut. Olle Kamellen. Wissen wir. Das kalte Süßwasser bringt jedoch – so die Theorie von Jack – den warmen Transatlantik-Strom zum Erliegen. Resultat: Eine neue Eiszeit auf der Nordhalbkugel unseres wunderschönen, blauen Planeten. Die Politiker – allen voran der US-Vize-Präsident – blocken natürlich. Wenn das Phänomen eintreten sollte, dann doch erst in 100 oder gar 1000 Jahren. Drauf geschissen!

Zusammen mit dem schottischen Professor Terry Rapson (Ian Holm) und seinem Team warnt er die Politiker, stößt aber immer wieder auf taube Ohren. Bis – ja bis die Klimatologen entdecken, dass der Klima-Kolaps nicht „irgendwann“ stattfinden wird, sondern schon vor der Türe steht. In Tokyo fällt Hagel in der Größe von Tennisbällen. In Neu-Delhi schneit es. Als dann die ersten Tornados L.A. verwüsten wird es schließlich jedem klar, was da auf die Menschheit zukommt.

Jack hat aber sich nicht nur mit den störrischen Politiker zu ärgern. Sein Sohn Sam (Jake Gyllenhaal) sitzt in New York fest, als eine riesige Flutwelle den Big Apple unter sich begräbt. Nach dem Wasser kommt die Kälte. Auf der Erde bilden sich drei „Super-Stürme“, die immer weiter wachsen und wie Hurricane „Augen“ haben. Das Blöde: in den Zentren der Stürme sinkt die Temperatur teilweise um bis zu 5 Grad pro Sekunde. Ein Überleben ist da nicht möglich. Jack macht sich auf den Weg nach New York, um seinen Sohn zu retten …

Meinung von

Ich hatte während des Films Bilder von der Deutschlandpremiere des Films vor Augen: Ach so tolle (und mir völlig unbekannte) Jungschauspieler kamen da mit ihren coolen Outfits aus den Kinosälen und hielten die Daumen hoch. Super Film. Ergreifend. Schockierend. Nun muss Amerika endlich handeln. Jetzt muss ich mich aber erst einmal fragen, welchen Film diese Schnösel gesehen haben? The Day After Tomorrow kann es eigentlich nicht gewesen sein. Die Umweltproblematik kommt zwar vor, aber einen Georg W. Bush wird das kaum kratzen. Im Endeffekt ist man eh aus dem Kino rausgekommen und hat sich gefragt, was genau die Gründe für den drastischen Klimawandel – nach Meinung des Films – waren. Dass die Amis auch einen 10-Meter-Weg mit dem Wagen zurücklegen und das Benzin da drüben einfach zu billig ist? Solche Töne werden nie angesprochen. Und zu den Jungschauspielern: Die sind doch alle bezahlt worden, damit sie solchen Bockmist verzapfen ... *ts*

Im Vordergrund steht eh die Vater-rettet-Sohn-aus-Gefahr-Geschichte. Die Umwelt spielt in dem Film nur eine Nebenrolle und die Katastrophen dienen als dramaturgische Mittel (die man zum Großteil eh schon alle aus den Trailern kannte). Zugegeben, die Tricks sind teilweise (nicht alle!) nett anzusehen. Aber dafür muss man nichts ins Kino gehen. Zumal man ja schon alle wichtigen Szenen in der Vorschau gesehen hat.

Dann noch einige Worte zum Thema Überlänge. 7,50 Euro – wofür? Den Film hätte man locker (!) auf 90 Minuten kürzen können. Die restlichen 34 Minuten (und noch einige mehr) sind belangloses Gelaber und Handlungensstränge, die die Geschichte kein Stück voranbringen. Der Film wirkt doch sehr unmotiviert und plätschert so vor sich hin. Teilweise sogar extrem zäh. Moviejunkie Thorsten war neben mir schon ganz nervös und seufzte in einer Tour. Kein gutes Zeichen.

Also das Resultat: The Day After Tomorrow ist einmal wieder ein Film, der von den Medien gepuscht, gepuscht, gepuscht wird. Dabei ist er nur heiße Luft. Hoffen wir einmal, dass der Film nicht auch noch zur globalen Erwärmung beiträgt...

Nebenbei: Katastrophen-Filme fand ich schon immer bescheuert. The Day After Tomorrow verdient aber noch nicht einmal wirklich diese Bezeichnung. Es ist eher eine Vater-Sohn-Kiste. Schade übrigens, dass sich Jake Gyllenhaal, den wir aus Donnie Darko kennen, für diesen Film hergegeben hat. Ich weiß nicht, ob der Streifen förderlich ist für seine Karriere.