Besprechung
Eigentlich will Detective John McClane (Bruce Willis) nur nach Moskau, weil er seinem Sohn Jack (Jai Courtney) – zu dem er kein gutes Verhältnis hat – aus der Patsche helfen will. Der hat einen Mann umgebracht und soll ins Gefängnis kommen. Was John nicht weiß: Jack hat den Mord absichtlich begangen, um an den ehemaligen Politiker Komarov (Sebastian Koch) zu gelangen. Der soll fertig gemacht werden. Sein Erzfeind und ehemaliger Geschäftsfreund Chagarin (Sergei Kolesnikov) hat es auf Komarovs Kopf abgesehen.
Doch Jack will Komarov gar nicht umbringen, sondern retten. Jack ist beim CIA, was aber John nicht weiß. So vermasselt er seinem Sohn eine Rettungsaktion. Hinter Komarov ist der russische Kriminelle Alik (Radivoje Bukvic) mit seinen Schergen her, der für Chagarin arbeitet. Im Gepäck haben sie richtig viel Munition.
Die missglückte Rettungsaktion artet in eine wilde Flucht aus, die allerdings mit dem Auftritt von Komarovs Tochter Irina (Yuliya Snigir) einen interessanten Twist bekommt.
Vater und Sohn müssen sich in dieser schwierigen und lebensbedrohenden Situation zusammenraufen und aufeinander verlassen. Sonst ist es Aus mit den McClanes.
Meinung von Nils
Vor dem Start war ich sehr skeptisch, selbst der Trailer konnte nicht wirklich überzeugen. Doch als wir dann im Kino waren, war ich angenehm überrascht. Wie es scheint, waren die Moviejunkies damit aber wohl auf weiter Flur alleine. Aus allen Ecken kommen sie gekrochen und zerreißen den Film. Ich habe mich gut unterhalten. Es gab ein oder zwei Momente, in denen ich merkte, dass ich angespannt in meinem Kinosessel hockte, ich habe kräftig gelacht und an einer Stelle dachte ich noch Keine Ahnung, wie es den Anderen geht, aber ich finde, das ist ein herrlicher Männer-Film.
Wir bekommen Blechschäden, Explosionen und dumme Sprüche geboten. Das Richtige zum Abschalten. Dabei sind die Sprüche nicht platt, die Action nicht dämlich. Übertrieben — Ja. Aber nicht dämlich.
Im Hintergrund läuft eine halbwegs geradlinige Geschichte mit zwei netten Twists. Der vermeintliche Hauptbösewicht Alik ist jedoch schwach. Zumal ich den Eindruck hatte, dass seine Synchronisation im Halbschlaf auf einer Toilette aufgenommen wurde. Die passte hinten und vorne nicht.
Die Beziehung zwischen Vater und Sohn ist ein Abklatsch von der Vater-Tochter-Beziehung im vierten Teil. Nur dass der Sohn nicht das Opfer ist, sondern wie sein Vater anzupacken weiß. Es ist natürlich klar, dass die beiden McClanes sich zusammenraufen. Keine große Überraschung an dieser Stelle. Vater und Sohn bilden eine Art Buddy-Movie, nur mit Blutsverwandtschaft. Dabei gibt jeder nette Spitzen in die Richtung des Anderen ab.
Wo es bei Stirb langsam - Ein guter Tag zum Sterben mächtig hakt, das ist das Ende, wenn die McClanes in Tschernobyl unterwegs sind. Alle sind mit dicker Schutzkleidung unterwegs, nur die Amerikaner nicht? Und was sollte das die Radioaktivität neutralisierende Gas? WTF? Also auch wenn viel Action geboten wurde, wird zum Schluss doch einiges an Ungereimtheiten eingebaut. Schade.
Einige Kritiken sprechen davon, dass Bruce Willis gelangweilt spielt. Ich sage, er spielt einen mittlerweile ziemlich alten Cop. Der ist nicht mehr so schlagfertig, so spritzig und im Unterhemd wollten wir ihn wohl auch lieber nicht mehr sehen. Der erste Stirb langsam-Film ist 25 Jahre alt! Dabei sei gesagt, dass Willis für sein Alter immer noch eine sehr gute Figur macht. Im Vorfeld zum Film sahen wir den Trailer zum neuen Sylvester Stallone-Film und waren beide schockiert wie steril, aufgepumpt, steif und geradezu peinlich Stallone wirkt. Das ist bei Uns-Bruce anders. Also: Alter nicht mit Langeweile verwechseln.
Weiter wird angeführt, Willis sei nur Statist. Das finde ich nicht unbedingt. Jai Courtney spielt ganz klar die Nebenrolle, nicht Willis. Wo ich mitgehen kann, das ist die Tatsache, dass einfach langsam die Luft raus ist aus dem Franchise. Ja, ich habe mich gut amüsiert, es gab einige Anspielungen an "damals", aber einen sechsten Teil muss es nun wirklich nicht mehr geben. Die ersten drei Teile hatten mehr Wärme, ein runderes Gesamtbild. Das fehlt in Stirb langsam - Ein guter Tag zum Sterben, aber das fehlte aber auch schon in Stirb langsam 4.0.
Richtig war die Aussage von John McClane, dass im Endeffekt immer alles aufs Geld hinausläuft. Was kann einen Action-Film antreiben? Eigentlich nur zwei Dinge: Rache (z.B. in 96 Hours) oder Geld. Da bleibt sich die Stirb langsam-Reihe wenigstens treu. Es geht immer um das liebe Geld. Ein ehrlicher, grundsolider Antrieb (für die Bösewichte). John schafft es nun einmal immer wieder, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Das ist sein Schicksal.
Stirb langsam - Ein guter Tag zum Sterben ist ein solider Actionfilm mit viel Witz und - wie ich finde - einer der wildesten Verfolgungsjagden, die ich bisher sah. Wahnsinnig viel Blechschäden! Nachdenken muss man nicht viel, einfach hinsetzen und unterhalten lassen. Es ist keine Literaturverfilmung und Bruce Willis spielt nicht gelangweilt. Jai Courtney, das gebe ich gerne zu, ist etwas blass.
Übrigens: Wo einem wirklich wieder nur schlecht werden kann, das ist der Untertitel zum fünften Stirb langsam-Film. Der deutsche Filmverleih hat doch tatsächlich auf dem Plakat stehen: Vater, Sohn und heilige Scheiße.
Geht es noch dümmer und peinlicher, Twentieth Century Fox?
Einen Fehler habe ich dann auch bemerkt, der war so unglaublich plump: In Tschernobyl laufen alle mit dicken Schutzanzügen gegen die Radioaktivität herum. Dann wird das tolle Anti-Radioaktiv-Gas verströmt. Irina misst die Strahlung und nimmt die Schutzmaske ab. Nur sah man vorher schon die ungeschützten Ohren. Klar, war eine andere Maske oder ohne Kapuze. Sehr auffällig.