Besprechung
Vor 18 Jahren musste die damals achtjährige Chelsea Deardon mit ansehen, wie ihr Vater, ein berühmter, aber leider finanzieller gescheiterter Künstler, bei einem Feuer ums Leben kam. Alle Bilder des Vaters gingen in dem Feuer in Flammen auf. Nun wird Chelsea (Daryl Hannah) des Diebstahl bezichtigt. Bevor der stellvertretende Staatsanwalt Tom Logan (Robert Redford) mit dem Fall betraut wird, wendet sich Chelseas Anwältin Laura Kelly (Debra Winger) an Logan. Wie sich herausstellt, wollte Chelsea das Bild „zurückstehlen“. Eigentlich gehört ihr das Bild. Eigentlich sollte es aber auch in Flammen aufgegangen sein.
Der Fall ist so seltsam, dass Logan mit Kelly kooperiert. Als die beiden den Mann konfrontieren, der Anzeige erstattet hat, um das Bild zu sehen, heißt es, die Anzeige sei zurückgezogen. Es kam einen Tausch Deardon gegen Picasso. Diesen ungewöhnlichen Deal ist Victor Taft (Terence Stamp) eingegangen. Der Galeriebesitzer Taft war einst der Entdecker und Förderer von Deardon.
Kelly bekommt Hinweise von dem Polizisten Cavanaugh (Brian Dennehy), der seit damals an dem Fall hängt. Er geht von einem Mord an Deardon und einem ungeheueren Versicherungsbetrug aus. Auf der einen Seite arbeiten Kelly und Logan nun enger zusammen, auf der anderen Seite ist Chelsea nicht ehrlich und droht die Beziehung zwischen den Anwälten zu zerbrechen. Als Taft tot aufgefunden wird, kann die junge Performancekünstlerin noch einen Anklagepunkt auf ihren Deckel schreiben.
Meinung von Nils
Regisseur Ivan Reitman hate zwei Jahre zuvor seinen Monstererfolg mit Ghostbusters. Sein nächster Film sollte etwas weniger paranormal und abgedreht sein. Geht ja auch gar nicht mit Robert Redford in der Hauptrolle. Der spielt den gewieften, stets erfolgreichen Anwalt, der beste Chancen hat, der nächste Staatsanwalt zu werden. Da poltert ihm die seltsame Verteidigerin Laura Kelly über den Weg. Die hat auch schon mal eine Dogge in den Zeugenstand gerufen. Laura versucht alles, um ihre Klienten frei zu bekommen. Nun hat sie also Informationen, die ihre Klientin Chelsea entlasten könnten. Tom Logan lässt sich drauf ein und der große Wirbel beginnt.
Staatsanwälte küsst man nicht ist Komödie, Romanze, aber vor allem Krimi in einem. Was hat Taft mit dem Tod von Chelseas Vater zu schaffen? Die Frau selber ist ein einziges Mysterium. Keine leichte Kundin, wenn sie immer mit der Pistole am Tatort vorgefunden wird. Wie soll man die verteidigen? Sie sagt auch nie so richtig die Wahrheit. Kein Wunder, dass das alles Laura und Tom zusammenschweißt.
Die obligatorische Romanze ist schnell vorhergesehen. Natürlich kommen sich Laura und Tom näher. Dabei ist das noch nicht einmal das so übliche feindliche Gegeneinander, das dann mit dr Zeit zu Sympathie wird. Die beiden sind auch unterschiedlichen Seiten, sie sind sich aber nicht unsympathisch. Der Weg zum Paar ist also kurz, wenn da nicht dieser knifflige Fall wäre.
Daryl Hannah, von der ich ehrlich gesagt nicht unbedingt behaupten möchte, dass sie eine großartige Schauspielerin sei, macht das, was sie am besten kann: nett aussehen. (Wenn das der Typ von einem ist ...) Robert Redfords Charakter scheint jedenfalls sehr angetan zu sein von Chelsea. Die Performancekünstlerin ist rechts seltsam, schweigsam und eben immer am falschen Ort. Die Figur hätte auch mit jeder anderen Schauspielerin besetzt worden sein.
Redford ist der charmante, kluge Staatsanwalt in spe. Das ist sein Ding, das nimmt man ihm ab. Debra Winger ist die junge, kecke Anwältin, die idealistisch ist und die treibende Feder in dem Duo Logan/Kelly. Sie ist gut besetzt. Lustig, dass Kelly den Blick von Logan imitiert und das tatsächlich der typische Blick von Redford ist, den er in fast jedem seiner Filme an den Tag legt.
Staatsanwälte küsst man nicht ist eine leichte Komödie, die keinen großen Eindruck hinterlässt. Für zwischendurch ist das nette Moviejunkie-Kost, es gibt aber bessere Streifen. Wer richtig lachen will, greift zu Ghostbusters.
Und kann es sein, dass die Szene mit Logan, der nicht schlafen kann und mit seinem Rad durch die Wohnung eiert, von David Fincher in Fight Club kopiert wurde? Stichwort: Ich bin Jacks ...