Filmplakat Spider-Man: Homecoming

8,5/10

"I'm not obsessed with him. I'm observant." — Spider-Man: Homecoming, 2017

Spider-Man: Homecoming

Besprechung

Zwei Monate ist es her, dass Peter Parker (Tom Holland) als Spider-Man an der Seite von Iron Man (Robert Downey Jr.) gekämpft hat. Nun wartet er vergeblich auf einen neuen Auftrag mit den Avengers. Tony Starks Helfer Happy Hogan (Jon Favreau) ist seine Kontaktperson, aber auch der ignoriert jeden Anruf von Peter. Dabei will der 15-jährige Highschool-Schüler doch nur helfen.

Weil „die großen Jungs“ sich nicht melden, versucht sich Peter darin, in der Nachbarschaft zu helfen, sein Spider-Man hilft bei Kleinigkeiten aus. Bis er eines Abends einen Bankraub vereiteln will und dabei das erste Mal mit sehr mächtigen Waffen konfrontiert wird. Peter geht dem nach, woher die Waffen stammen, kommt den Waffenhändlern auf die Spur. Der Kriminelle Vulture (Michael Keaton) und seine Bande stehlen Alien-Technologie, um daraus äußerst gefährliche Waffen zu machen. Spider-Man geht auf Geier-Jagd, könnte dabei auch gut Unterstützung von Iron Man gebrauchen, doch von der Seite erhält er kein Gehör.

Waffenhändler auf der einen Seite, das ganz normale Schülerdasein auf der anderen Seite – das ist das Leben von Peter Parker. Durch einen Zufall hat Peters bester Kumpel Ned (Jacob Batalon) herausgefunden, dass Peter Spider-Man ist. So schön das ist, dieses große Geheimnis mit jemandem zu teilen – Ned macht es Peter nicht leicht, seine Geheimidentität geheim zu halten.

Meinung von

Schon wieder ein Spider-Man-Aufguss? Wir hatten doch schon Tobey Maguire und Andrew Garfield. Ja, stimmt schon, aber Marvel (und Sony) würden nicht einfach so einen neuen Spider-Man auf den Markt werfen, wenn sie nicht etwas neues, frisches im Hinterkopf hätten. Der große Wurf ist, dass Spider-Man nun doch Teil des MCU ist. Der Wandkrabbler wurde in Captain America: Civil War eingeführt, wo er gegen Captain America (Chris Evans) höchstpersönlich gekämpft hat. Nun dürfen wir Peter Parker, den Jungen hinter der Maske, genauer kennenlernen.

Erst einmal: Tom Holland ist bestens besetzt. Er versprüht jugendlichen Elan, Neugierde, Unbekümmertheit, Willen zum Helfen, eine gewisse Quirrligkeit. Genau richtig für einen 15-Jährigen. Dabei ist der 21-jährige Brite noch nicht einmal so weit von dem Alter seines Charakters entfernt. Etwas seltsam war es aber schon, als das erste Mal das Alter von Peter erwähnt wurde.

Im Vorfeld gab es noch die Befürchtung, dass – nach Sichtung des Trailers – der Film nur aus dummen, vorlauten Sprüchen bestehen würde. Diese Befürchtung konnte zum Glück nicht bestätigt werden. Spider-Man: Homecoming ist aber durchaus mit einem hohen Tempo unterwegs. Da kommt man kaum zur Ruhe. Wie eine Spinne auf Speed. Denke ich mir mal so.

Wir sehen diesmal keine Entstehungsgeschichte, was gut ist. Die sollte mittlerweile Jeder kennen. Sie wird nur kurz nebenbei erwähnt. Also auch kein Onkel Ben, dafür eine Tante May (Marisa Tomei), die bekanntlich in die Kritik riet, weil Tomei noch so jung ist. Im Comic ist sie eher die weißhaarige, alte Dame. Man gewöhnt sich dran.

Der Charakter Ned ist – soweit ich weiß – neu. Es gibt zwar im Comic einen Ned Leeds, aber es ist nicht sicher, ob Homecoming-Ned dieser Ned ist. Er ist etwas stereotypisch und simpel, aber unterm Strich eine nette Ergänzung. So hat Peter jemanden, mit dem er sein riesiges Geheimnis teilen kann. Auch sorgt Ned für diverse Probleme – wird er in seiner eigenen Euphorie die Geheimidentität ausplaudern? Er ist ein guter Sidekick, der ihm als „Mann im Stuhl“ auch hilft.

Der ehemalige Batman Michael Keaton spielt den Bösewichten sehr schön. Auch gut, dass Spider-Man: Homecoming mit seiner Entstehungsgeschichte beginnt. Er ist kein schlechter Mensch, er muss nur eine Familie versorgen und er wurde von der Regierung verarscht. Erst später fängt er an, auch vor Mord nicht zurückzuschrecken, weil er seine Operation bedroht sieht. Sein Vulture – oder Geier – ist modern, gewaltig, nachvollziehbar. Aber mit Vögeln kennt sich ja Keaton aus, siehe Birdman ...

Peter Parker hat mit den bösen Jungs zu kämpfen, damit, dass er keine Unterstützung von den großen Helden bekommt (Tony Stark nimmt ihm sogar den von ihm entwickelten Spider-Man-Anzug weg) und dann ist da noch die Schule, sowie die unweigerliche, pubertäre Liebelei. Diese bleibt aber zum Glück recht verhalten, immerhin hat Spidey alle Hände voll zu tun mit Verbrechensbekämpfung. Irgendwie stimmen alle Teile und passen gut zusammen, ergeben ein rundes Bild.

Da es keinen Onkel Ben gibt, gibt es auch nicht den Mit großer Macht kommt große Verantwortung-Spruch. Dafür erhält Peter Parker aber eine andere, wichtige Lektion. Tony Stark nimmt ihm den Anzug weg. Damit fallen alle seine Gimmicks und Gadgets weg. Peter ist der Meinung, dass er ohne diese nichts sei – doch Tony sagt ihm: If you're nothing without this suit, then you shouldn't have it.. Also ist die Frage, wie viel Held Spider-Man wirklich ist, wenn ihm seine technischen Spielereien weggenommen werden? Das muss Spidey ergründen.

Ein dummer Fehler, der mich während des Sehens störte: Wenn Spidey dem Bösewicht Adrian Toomes eine Hand mit seinen Klebenetzen am Tisch festklebt, warum zum Teufel nicht auch die andere Hand? War doch klar, was folgte ... Aber sonst habe ich mich gut amüsiert.

Ganz groß ist die Reverenz an Ferris macht blau! Spider-Man verfolgt die Bösen, versucht den Weg abzukürzen, indem er durch die Gärten des Vororts rennt und schwingt, in dem er sich gerade befindet. Da dachte ich noch, Verdammt, das erinnert mich an …, als auch schon auf einem Fernseher, an dem er vorbeikommt, besagter Ferris macht blau läuft. Ach, dafür sage ich ein dickes Dankeschön! Auch für die bisher beste Post-Credit-Szene, die ich in einem Marvel-Film sah. Unbedingt bis zum Ende da bleiben. Geduldig sein und warten. Es lohnt sich!