Filmplakat Sindbads siebente Reise

6,5/10

"Auch das schönste Gefängnis ist eine Stätte der Einsamkeit." — Sindbads siebente Reise, 1958

Sindbads siebente Reise

Besprechung

Geheimnisvolle Winde haben Sindbad (Kerwin Mathews) und seine Männer in unheimliche Gefilde geführt. Die Mannschaft landet auf der Insel Kolossa. Hier trifft Sindbad auf den Magier Sokurah (Torin Thatcher), als der gerade vor einem Zyklopen flieht. Auf der Flucht verliert Sokurah seine Wunderlampe. In Bagdad angekommen, fordert der Magier von Sindbads Vater, dem Kalifen von Bagdad (Alec Mango), ein Schiff, um zurück zur Insel zu gelangen.

Um mehr Druck auszuüben, verzaubert Sokurah die Prinzessin Parisa (Kathryn Grant), die Sindbad heiraten will. Aus Liebe zu Parisa geht Sindbad wieder auf Reisen. Da er eine zu kleine Mannschaft hat, heuert er zum Tode verurteile Banditen an. Das kann nur schief gehen.

Kurz vor dem Erreichen der Insel übernehmen die Schurken das Schiff. Doch Sindbad und sein getreuer Helfer Harufa (Alfred Brown) können das Blatt zu ihren Gunsten wenden. Sokurah hat die Gruppe auf die Insel Kolossa zurück geführt, weil hier der Riesenvogel Rokh lebt. Der Magier benötigt ein Stück einer Eierschale des Riesenvogels, um die Prinzessin wieder auf normale Größe zurück zu verzaubern. Allerdings hat Sokurah noch einen ganz anderen Plan im Sinne.

Meinung von

Sindbads siebente Reise ist so ein herrlicher Abenteuerfilm "von damals". Bunt ist er, kitschig, mit einem strahlenden Helden und natürlich einer Prinzessin in Nöten. Kerwin Mathews kennt man wohl hauptsächlich aus diesem Film, sonst ist der Schauspieler eher unbekannt. Das war schon seine größte Rolle. Er ist nett, tollkühn und ... naja, aus heutiger Sicht schon ein wenig langweilig. Egal. Mathews hat sich mit Sindbads siebente Reise in der Filmgeschichte verewigt.

Das liegt nicht an seiner schauspielerischen Leistung. Auch nicht an der seiner Geliebten, Kathryn Grant. Es ist das Fantastische, das den Film so beeindruckend macht. Dafür war der Großmeister der Stop-Motion, Ray Harryhausen, verantwortlich. Er schuf die Zyklopen, einen Drachen, eine Schlangenfrau und den Riesenvogel, brachte sie mit Hilfe der Stop-Motion zum Leben und damals ist jeder vom Stuhl gefallen, so wild und realistisch war das. Oder eben nicht, sondern viel mehr fantastisch. Während der Zyklop natürlich groß und -artig war, verblüffte Harryhausen das Publikum vor allem mit dem Skelett, gegen das Sindbad kämpfen muss. Kommt einem bekannt vor? Stimmt: In Jason und die Argonauten ist es gleich eine ganze Armee von animierten Skeletten, die sich mit den Helden einen wilden Schwertkampf liefern.

Die Geschichte ist klassisch solide. Held trifft auf Bösewicht. Der gibt sich zunächst als halbwegs nett aus, führt aber Böses im Schilde. Die Prinzessin gerät in Gefahr und der Held springt zur Rettung ihr an die Seite. Er nimmt äußerst gefährliches Abenteuer in Angriff, nur um seine Prinzessin zu retten. Der Bösewicht zeigt sein wahres Gesicht und es kommt zum Showdown. Held und Prinzessin fallen sich in die Arme und leben glücklich blablabla.

Es sind wirklich nur die animierten Figuren von Harryhausen, die den Film so toll machen. Dann muss man aus einer Zeit stammen, in der es noch kein CGI gab – schwupp, ist der Trip in die Fantasiewelt gelungen. Alter, was habe ich damals als kleiner Junge gebannt vor der Flimmerkiste gehockt. Vor dem Zyklopen und der Schlangenfrau habe ich mich zu der Zeit – glaube ich – auch gefürchtet. Der Zyklop hatte übrigens deswegen Ziegen-Beine, damit das Publikum nicht glaubte, es handele sich hierbei um einen Schauspieler in einem Kostüm.

Sindbads siebente Reise ist zudem eine Besonderheit, weil man zwar schon animierte Puppen auf der Leinwand gesehen hatte (Stichwort: King Kong und die weiße Frau aus dem Jahre 1933, der den kleinen Ray auch so sehr verzaubert hat, dass er ebenfalls ins Animations-Geschäft eingestiegen ist), noch nie aber sah man solche Tricktechnik in Farbe. Ray Harryhausen hatte gerade das Verfahren perfektioniert, seine Figuren vor Hintergründen mit Menschen interagieren zu lassen, als das Filmstudio vor der Tür stand und sagte: Mach uns das mal in Farbe! Eine eigentlich unmögliche Aufgabe, aber Harryhausen war bekannt dafür, das Unmögliche wahr werden zu lassen.

Wer sich einen Filmliebhaber und -kenner schimpft, muss Sindbads siebente Reise gesehen haben. Unterm Strich ist es immer noch ein purer Abenteuerfilm. Das gibt es so heute nicht mehr. Auch wenn der Streifen aus heutiger Sicht "billig" ist, hat er doch noch mehr Charme als z.B. die zweite Reise des Seefahrers, also mehr als Sindbads gefährliche Abenteuer aus dem Jahre 1973.

Übrigens: Hat sich Georg Lukas auch bei Sindbads siebente Reise bedient? Wenn Sindbad und seine Prinzessin vor dem bösen Magier fliehen, der aber dafür gesorgt hat, dass die Brücke zerstört wurde, über die das Paar eben noch laufen wollte … – da schwingt sich der Held mit seiner Prinzessin im Schlepptau über den Abgrund, wie Luke Skywalker mit Prinzessin Leia im Todesstern von Krieg der Sterne. Ich fühlte mich bei der Szene doch sehr an Krieg der Sterne erinnert ...