Besprechung
John Nada (Roddy Piper) kommt nach Los Angeles, auf der Suche nach Arbeit. Nach einigen Misserfolgen findet er einen Job auf dem Bau. Hier lernt er Frank (Keith David) kennen, der ihn mit an den Rand von L.A. nimmt. In einem Hütten- und Zeltlager bekommen die beiden Männer kostenlos Essen.
Nada beobachtet seltsame Vorgänge in der nahe gelegenen Kirche. Beim Rumschnüffeln entdeckt er, dass hier gar keine Gottesdienste stattfinden, sondern irgendeine Konspiration am Laufen ist. Als die Polizei mit brutaler Gewalt das Zeltlager plattmacht, wird auch die Kirche ausgeräuchert. Nada geht später wieder hinein und findet einen Karton mit Sonnenbrillen.
Als er in der City von L.A. eine dieser Sonnenbrillen aufsetzt, muss er entdecken, dass viele seiner Mitbürger Aliens sind. Werbung ist unterschwellige Manipulation. Überall werden die Menschen dazu aufgefordert zu gehorchen, zu konsumieren, keine Fragen zu stellen und sich fortzupflanzen. Schnell wird Nada entdeckt und muss fliehen. Er versucht in der stellvertretenden Programmdirektorin Holly Thompson (Meg Foster), die er zunächst als Geisel nimmt, eine Verbündete zu finden. Später versucht Nada Frank davon zu überzeugen, dass die Menschen von Alien kontrolliert werden.
Meinung von Nils
Da hat John Carpenter aber eine feine Geschichte ausgekramt. Basierend auf einer Graphic Novel, die wiederum auf einer Kurzgeschichte von Ray Nelson basiert, zeigt uns Carpenter, was sich hinter der Welt verbirgt, die uns umgibt. In seiner Geschichte wird die Mittelschicht abgeschafft. Es gibt nur noch die große Masse der armen, arbeitenden Bevölkerung und „die da oben“, die sich die Taschen vollstopfen. Eine klare Kampfansage an den "American Way of Life". Dabei ist John Nada anfangs noch voll auf diesem Tripp. Er ist der Meinung, wenn man nur hart genug arbeitet, wird sich alles zum Guten wenden. Nada glaubt vor seiner folgenschweren Entdeckung noch an Amerika und den Amerikanischen Traum.
Bis ihm die Augen geöffnet werden. Schon bevor er die geheimnisvollen Sonnenbrillen entdeckt, fällt ihm auf, dass überall um ihn herum die Menschen nur Fernsehen schauen. Als ein Wissenschaftler das reguläre Programm von Cable 54 unterbricht und von einer Verschwörung faselt, bekommen die Zuschauer auch prompt Kopfschmerzen. Sie sind an die unterschwelligen Botschaften gewöhnt, die vom Piratensender aber unterbrochen werden.
Hinter Sie leben steckt eine interessante Geschichte. Konnte John Carpenter den Stoff aber auch gut umsetzen? Immerhin ist da irgendwie kein Schauspieler dabei, den man unbedingt kennen müsste. Da haben wir den kanadischen Wrestler Roddy Piper. Was zum Teufel? Interessanterweise stakst der aber nicht unbeholfen vor der Kamera herum. Als Wrestler weiß er, wie man ein Schauspiel abliefert. Und einen Kampf. Das war Carpenter tatsächlich wichtig – hatte er schon einmal einen Wrestler vor der Kamera, da sollte der auch einen spektakulären Fight haben. Ein gefühlt ewig dauernder Kampf zwischen Nada und Frank findet in einer Gasse statt. Man muss Ami sein, um den Kampf in der Länge genießen zu können ...
An vielen Stellen wirkt Sie leben wie ein Film aus den 80ern. Oh, wartet mal – der ist ja aus den späten 1980ern. Aber davon abgesehen macht die gute Geschichte und passable schauspielerische Leistung der Akteure alles wett. Immer wenn Nada die Sonnenbrille aufsetzt und sich umschaut, sieht er diese unterschwelligen Botschaften auf Plakatwänden, an Häuser gemalt – überall. Der Kunstgriff: Carpenter zeigt das alles in Schwarz-Weiß. So fällt auch nicht so sehr auf, dass es sich hier um Matte Paintings handelt. Lediglich die fliegenden Drohnen sind animiert. Überhaupt der Gedanke von unsichtbaren, fliegenden Drohnen, die alles und jeden überwachen. Da war aber einer seiner Zeit weit voraus!
Die Aliens aus Sie leben sind nicht hier um uns zu versklaven, uns zu fressen oder unser Wasser zu stehlen. Sie sind nur hier, um uns kapitalistisch auszubeuten. Na, das lassen wir doch gerne mit uns machen. Das sind wir gewohnt. Daher auch die Sache mit der Ober- und der Unterschicht. Wobei nicht jeder in der Oberschicht ein Alien ist. Es gibt auch genügend Menschen, die einfach ein Stück vom Kuchen haben wollen.
Aufgejault habe ich übrigens, als ich die Sicherheitsbeamten im geheimen Versteck der Aliens sah. Die haben so komische Kommunikatoren in der Hand – die sehen verdammt aus wie das PKE-Gerät aus Ghostbusters (und das ist es tatsächlich auch).
Wie auch bei anderen Filmen (z.B. Die Klapperschlange) hat es sich John Carpenter nicht nehmen lassen und hat neben der Regie auch die Feder bei der Musik in die Hand genommen. Seine Musik für Sie leben erinnert ein wenig an einen Blues, gepaart mit einem Western. Das kommt vor allem durch die Mundharmonika. Und im Grunde ist Nada ja auch so eine Art Cowboy, auf dem rechten Pfad, die bösen Buben ausschaltend. Passt also.
Die Masken der Aliens sind - für damalige Verhältnisse – durchaus beachtlich. Sie sehen aus, als hätte man einem menschen die Gesichtshaut abgezogen und ihm noch riesige Augen mit Sternen drin verpasst. Durchaus unappetitlich – also gut.
Einer der größten Sprüche von John Nada ist wohl der, wenn er in die Bank kommt, mit einem Gewehr bewaffnet und überall Aloens sieht. Im Englischen kommt der Spruch besser rüber, als im Deutschen: I have come here to chew bubblegum and kick ass… And I'm all out of bubblegum.
Großartiger, weil sinnentleerter Spruch!