Filmplakat Sideways

9/10

"Kaust du etwa Kaugummi?" — Sideways, 2004

Sideways

Besprechung

Miles Raymond (Paul Giamatti) schreibt seit Jahren an seinem Buch und unterrichtet nebenbei Englisch in einer achten Klasse. Sein Kumpel Jack (Thomas Haden Church), den er seit der Uni kennt, ist Schauspieler und heiratet in einer Woche. Das nehmen die beiden zum Anlass, eine letzte Woche in Freiheit zu feiern. Ab in den Saab 900 (Cabrio, altes Modell *hmm*) und in die amerikanische Weingegend gefahren. Miles ist Weinkenner und hat sich eine schöne Wein-Tour mit Jack ausgedacht. Doch Jack will „Party“ machen, poppen, die Sau rauslassen — na, Ihr könnt Euch denken, was er so alles will.

Da haben wir also den vor zwei Jahren geschiedenen Miles, der seiner Victoria immer noch nachtrauert und deshalb nicht unbedingt die größte Stimmungsbombe ist. Das kann und will Jack nicht zulassen, dass Miles ihm seine letzte Woche vor der Heirat verdirbt. Zumal die beiden in einem Restaurant auf die ebenfalls weinbegeisterte Kellnerin Maya (Virgina Madsen) trefffen, die sich für Miles interessiert. Da muss man doch was draus machen können? Doch Miles … — irgendwie schafft er es nicht so recht, geplagt von fehlendem Selbstvertrauen und den Gedanken an seine Ex. Jack hingegen amüsiert sich in der Zwischenzeit königlich mit der Wein-Proben-Dame Stephanie (Sandra Oh). Und dann wird es doch noch eine schöne Woche. Bis Miles … Tja.

Meinung von

Ein wunderschöner Film. Unbedingt ansehen. Eine sehr angenehme Mischung aus Drama und Komödie. Paul Giamatti (der ja auch für die Rolle für einen Oscar nomiert war), spielt die Figur des gebrochenen, psychisch nicht ganz labilen Weinkenners herausragend! Mal schwermütig, dann bissig, dann wieder melancholisch und schließlich lustig. Sideways ist ein Film, der in einem Moment "halb-schwere Kost" ist und im nächsten Moment liegt man vor Lachen auf dem Boden. Also ein ständiges Hin und Her. Alles wohl ausgewogen. Eigentlich so, wie das Leben auch ist.

Apropos Leben. In die Figur des Miles kann man sich sehr gut hineindenken (ich zumindest ...). Eine Tatsache, die man dem schauspielerischen Können von Giamatti verdankt. Aber auch dem eigenen Erlebten ...

Und wofür ich auch dankbar bin, dass ist das gesamte Ende des Films. Kein übliches, amerikanisches Sülz-Happy-End-Kino. Was aber auch nicht heißen soll, dass es ein düsteres, schweres Ende gibt. Oh Nein. Der Film ist einfach schön, ausgewogen. Die Landschaftsaufnahmen sind nett anzuschauen, die Schauspieler sehr gut, die Story klasse. Was will man eigentlich mehr von einem Film? Den könte ich mir glatt gleich noch einmal anschauen.

Ich empfehle den Film. Und zwar jedem, der einen Film sehen möchte, der nicht so einfach dahinplätschert, der eine gute Story hat, exzellente Schauspieler, traurig und brüllend komisch zugleich ist. Ich gebe dem Film gerne satte 9 Moviejunkie-Punkte.

Na, dann noch ein oder zwei Worte zum Wein. Ich trinke ja so was nicht. Aber in Sideways wird selbst einem Wein-Analphabeten wie mir, so einiges beigebracht, was die Weinkunde anbelangt. Sehr lehrreich und dabei äußerst unterhaltsam. Man darf also kein Kaugummi kauen, wenn man eine Weinprobe macht. Gut zu wissen. :-) Und alles wird mit netter Jazz-Musik untermalt.