Besprechung
Die mexikanischen Drogenkartelle schmuggeln Drogen und Menschen über die Grenze. Darunter auch Terroristen. Ein Anschlag in Kansas City erschüttert die USA, Verteidigungsminister James Riley (Matthew Modine) beruft ein geheimes Treffen ein. Die Kartelle werden demnächst als terroristische Vereinigungen angesehen – der Kampf geht also in die nächste, in eine härtere Runde. Riley heuert den CIA-Mann Matt Graver (Josh Brolin) an, der mit dem Kampf gegen die Kriminellen beste Erfahrungen sammeln konnte. Diesmal hat er unbegrenzt Geld und Spielraum zur Verfügung.
Graver weiß auch schon, wie er die Kartelle schwächen kann: Verwirrung und Missgunst unter den verschiedenen Kartellen schüren, dann destabilisiert sich die ganze Kartell-Angelegenheit von alleine. Sein Plan sieht u.a. vor, Isabel Reyes (Isabela Moner), die Tochter des Chefs eines Kartells, zu entführen. Dazu holt Graver seinen alten Kumpel Alejandro (Benecio Del Toro) ins Boot. Alejandro ist der Sicario, der Auftragskiller. Mit dem Mann an der Seite, tüftelt Graver einen komplizierten Plan aus.
Als sich bei der Ausführung des Plans die mexikanische Polizei gegen Graver und seine Männer stellt, kommt es zum Blutbad. Die Operation scheint gestorben, zumindest ziehen sich Graver und Co. zurück. Doch Alejandro bleibt zunächst in Mexiko, da sich Isabel aus dem Staub gemacht hat. Die Tochter des Kartellchefs muss dingfest gemacht werden, sonst rollen Köpfe. Keine losen Ende. Keine.
Meinung von Nils
Ich mochte Denis Villneuves Sicario. Der Film behandelt ein politisches Thema, aber auch Geheimagenten-Zeugs auf eine sehr ruhige und doch sehr eindringliche Art. Der italienische Regisseur Stefano Sollima hat bisher hauptsächlich Erfahrung mit TV-Serien sammeln können. Sicario 2 ist zwar nicht sein erster abendfüllender Film, aber wohl sein erster großer. Der Ton ist der selbe wie beim Vorgänger: alles ist öde, kalt und feindlich. Im Hintergrund sind unheilschwangere Cello-Klänge zu hören, die Gewalt ankündigen – die dann auch eintritt.
Der Plan von Graver ist gemein. Aber so ist er. Graver ist ein braver Soldat. Sagt ihm, er soll Leute umbringen – kein Problem. Staaten destabilisieren? Kinderspiel. Über Leichen gehen macht er zum Frühstück und Folter geht ihm auch flüssig von der Hand. Alejandro ist hingegen der gebrochene Mann. Über den Tod seiner Familie ist er immer noch nicht hinweg und will Rache. Wenn er auf offener Straße einen Mafia-Rechtsanwalt hinrichtet, steckt da viel Wut drin. Ich mag Del Toro. Wer nicht …? (Okay, nicht wegen seines Wutausbruchs.)
Wie sein Vorgänger ist Sicario 2 keine leichte Kost. Man muss etwas aufpassen, Fäden werden aufgenommen und finden sich erst später im Film zusammen. Es wird viel in den Schauplätzen gesprungen, was nicht wundert. Drogen, Terrorismus und Kidnapping sind keine rein lokalen Themen. Das ist ein Weltspiel.
Im ersten Teil war Emily Blunts FBI-Agentin Kate Macer eine Art moralischer Kompass. Sie war die Gute, während Graver und Alejandro dunkle Seelen sind, die schlimme Dinge für ihr Land erledigen. Regisseur Sollima sah im zweiten Teil keinen Platz für Moral. Hier wird ein Kind gekidnappt, als Spielball der Macht missbraucht. Auch wenn die Kleine als dumme Kackbratze vorgestellt wird, hat sie das, was ihr widerfährt nicht verdient. Man sieht auch, wie Isabel am Ende zu tiefst traumatisierte ist. Innerhalb kürzester Zeit hat sie wahnsinnig viel Tod erlebt. Alejandro ist ihr, auch wenn sie weiß, dass er der Sicario ist, ein bisschen ans Herz gewachsen.
Alejandro hat ein wenig Menschlichkeit in sich, ganz im Gegenteil zu Super-Soldat Graver. Der Sicario sieht in Isabel ein Stück seiner Tochter.
Die Szene, in der Alejandro und Isabel bei dem taubstummen Angel (Bruno Bichir) und seiner Frau sind, ist schon sehenswert. Wir kennen SIcario als kalten Mörder. Doch hier steht er vor einem schwer schuftenden Mann, irgendwo am Arsch von Mexiko, der nicht sprechen kann. Alejandro kann Gebärdensprache und so unterhalten sich die beiden ungleichen Männer stumm. Zumindest ein Typ hinter mir war sehr angetan von der Szene. Hat er jedenfalls gesagt.
Sicario 2 ist der mittlere Teil einer angekündigten Trilogie. Der Film lässt jedenfalls genug Stoff für eine spannende Fortsetzung übrig. Das wird noch etwas. Etwas Blutiges … Neben dem Kartell-Thema und der Entführung, geht es zudem um Freundschaft sowie Betrug. Das sind gute Themen, auf denen man aufbauen kann. Mir hat Sicario 2 gefallen und meiner Begleitung auch, so wie die sich amüsiert hat.
Es gibt eine Szene, wo man denkt, die Person müsste doch tot sein – was als Schock kommt –, doch dann regt sie sich wieder. Das war zunächst ein absoluter WTF-Moment. Wie blöde ist das denn? Doch wer genau hinschaut, wird schnell begreifen, warum die Person noch lebt. Das sieht man dann etwas später auch in seiner blutigen Pracht. Somit war das kein dummer, filmischer Schachzug und der Film geht gut weiter.