Filmplakat Sherlock Holmes – Spiel im Schatten

7/10

"Wann aßen sie denn das letzte Mal Igel-Gulasch?" — Sherlock Holmes – Spiel im Schatten, 2011

Sherlock Holmes – Spiel im Schatten

Besprechung

Europa wird erschüttert von Bombenanschlägen. Die politische Lage zwischen Deutschland und Frankreich spitzt sich zu und es liegt Krieg in der Luft. Meisterdetektiv Sherlock Holmes (Robert Downey Jr.) hingegen, vermutet etwas Anderes als „nur“ Politik hinter den Anspannungen und Anschlägen. Er ist dem genialen Mathematik-Professor James Moriarty (Jade Harris) auf den Fersen. Holmes alter Freund und Weggefährte Dr. Watson (Jude Law) ist da nicht eine so große Hilfe. Der heiratet nämlich die Tage endlich seine geliebte Mary (Kelly Reilly).

Auf Watsons Junggesellenabend trifft Holmes auf die Wahrsagerin Madame Simza (Noomi Rapace). Prompt wird sie von einem Attentäter verfolgt, den Holmes los werden kann. Wie steht Simza zu Moriarty? Was verbindet die beiden? Simza selber ist angeblich nur auf der Suche nach ihrem verschollenen Bruder.

Um endlich Moriarty dingfest zu machen, um den großen Coup auffliegen zu lassen, reisen Holmes und Watson nach Paris, wo sie die zuvor untergetauchte Madame Simza wieder finden. Zu dritt geht es weiter nach Deutschland und schließlich in die Schweiz. Dabei entdecken sie das grausame Geheimnis des Professor Moriarty.

Meinung von

Nach dem überraschenden ersten Teil, schickt Regisseur Guy Ritchie den Detektiv erneut ins Rennen. War in Sherlock Holmes seine Nemesis Professor Moriarty nur eine Figur im Schatten, hat er in Sherlock Holmes - Spiel im Schatten ein Gesicht, was natürlich das Schauspiel erleichtert. Nun können sich die Erzfeinde gegenübertreten.

Im Grunde ist der zweite Teil nach dem selben Muster wie sein Vorgänger gestrickt. Die üblichen Stolperfallen eines zweiten Teils sind alle umgangen worden. Es gibt nicht mehr Explosionen oder ähnliches. Wir sehen einige Wie-wird-der-Kampf-ausgehen-Szenen, eine ausgedehnte Zeitlupen-Szene, wenn Holmes und Co. durch einen Wald fliehen und wir sehen auch wieder Holmes in Verkleidungen. Was mir jedoch gefehlt hat, das sind mehr kombinatorische Momente.

Sherlock Holmes - Spiel im Schatten liegt eine solide, wenn auch nicht besonders originelle, Geschichte zugrunde, alles wird erklärt, oder besser: aufgelöst. Der erste Teil hatte mehr "Holmes-Momente". Das fehlte mir in der Fortsetzung etwas. Moviejunkie Thorsten war außerdem der Meinung, Sherlock Holmes - Spiel im Schatten hätte gerne an manchen Stellen weniger albern sein können. Ich beruhigte ihn, dass auch der erste Teil schon stark überdreht sei.

Was meine ich mit der "nicht sonderlich originellen Story"? Naja, ein Typ, der auf der einen Seite heimlich Waffen (und Verbandsmaterial) anhäuft, auf der anderen aber Unruhe stiftet, so dass es zu einem Krieg kommen muss, aus dem er dann profitieren kann — das ist nicht neu. Erinnert mich zum Beispiel an Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen. Bleibt also die besondere Handschrift von Guy Ritchie, mit der er dem sonst eher steifen Holmes ein frischeres und dreckigeres Leben einhaucht. Die schwule Figur des Mycroft Holmes (Stephen Fry) erinnerte mich dann auch sehr an Frys Rolle als Deitrich in V wie Vendetta.

Sherlock Holmes - Spiel im Schatten ist bestes Popcorn-Kino mit Slapstick-Einlagen und einigen Geheimnissen, die über den Film gelüftet werden. Zwar kommt bei einer Begegnung zwischen Holmes und seinem Widersacher Moriarty die Idee herüber, dass es sich bei den Anschlägen des Professors um einer Art Kräftemessen des Geistes handelt — aber schnell ist dieser Gedanke verflogen und Moriarty ist nicht mehr psychisch labil, sondern nur profitgeil. Schade eigentlich. Es hätte mehr geistige Duelle geben dürfen, mehr Unberechenbarkeit von Seiten Moriartys.

Bleibt also das Popcorn und knapp zwei Stunden nette bis sehr gute Unterhaltung. Mir fehlte etwas "die Seele", ich habe mich nicht ganz heimelig gefühlt bei dem Film. Vielleicht bei einer späteren Sichtung ...