Besprechung
Brandon Sullivan (Michael Fassbender) lebt und arbeitet in New York. Der Businessmann ist sexsüchtig. Er ist unfähig Gefühle zu haben, nicht im Stande eine Beziehung einzugehen. Er schleppt ständig Frauen ab, hat Sex mit ihnen, vergisst sie. Wenn er das nicht macht, holt er sich einen runter.
Dieses Leben wird durcheinander gebracht, als seine leicht chaotische, nicht verantwortungsvolle Schwester Sissy (Carey Mulligan) bei ihm auftaucht und „vorübergehend“ einzieht. Sie schläft u.a. mit Brandons Boss David Fisher (James Badge Dale), was den großen Bruder verstört.
Meinung von Nils
Der Film fing an und das Erste, was wir sahen, war Micheal Fassbenders Gemächte. Da lief er nackt durch seine Wohnung hin und her und sein Penis ging ebenfalls hin und her. Dann sieht man ihn beim Urinieren zu und starrt dabei auf seinen blanken Hintern. Fünfzig Prozent der Zuschauer im Streit's (†) waren geschockt bis angewidert, die anderen fünfzig Prozent waren angetan und johlten ob des Anblicks. Die Begeisterung sollte im Laufe des Films dann aber auch verschwinden.
Man sieht Fassbender unzählige Male beim Sex. Dann wieder elendig lange Einstellungen, wo so gar nichts passiert. Abgelöst von Szenen, in denen er onaniert. Aus viel mehr scheint der Film nicht zu bestehen. Ja, rückblickend zeigt das, was Brandon für eine arme Sau ist, wie leer sein Leben ist. Aber während des Films ist es nur sterbenslangweilig.
Erst als seine Schwester Sissy nackend vor ihm und dem Zuschauer steht, denkt man, nun müsste etwas passieren. Tut es aber nicht. Shame zieht sich hin. Als Carey Mulligans Figur Sissy in einer Bar den Klassiker "New York, New York" singt, bin ich beinahe eingeschlafen. Alles wird gestreckt. So dauerte dieses sonst so schöne Lied elendig lange. Mehrmals gab es während des Films Langweilig!
-Ausrufe — und das Publikum hat anerkennend zugestimmt.
Es kommt keine wirkliche Dramatik auf, nur ein kürzerer Wutausbruch von Brandon, ein kleiner Erschrecker von ihm und die Selbstmordszene seiner Schwester sind "Höhepunkte". Dazwischen gähnende Leere. Wie in Brandons Innerem.
Einhundert Minuten in denen ich mich gefragt habe, was ich da mache. Ich war kurz davor zu gehen. Scheiß aufs Geld, dafür war mir meine Zeit zu schade. Das aus meine Munde! Es ist mir ein Rätsel, wieso nicht mehr Leute gegangen sind. Bei South saßen wir hinterher nur noch mit knapp der Hälfte der Zuschauer im Saal. Das hätte bei Shame eigentlich genau so sein müssen.
Man bekommt mit, wie sehr Brandon leidet, man erfährt spät durch seine Schwester, die auch kaputt ist, dass die beiden Geschwister wohl eine schwere Kindheit hatten, dass Brandons längste Beziehung vier Monate dauerte und dass Beziehungen für ihn irrelevant sind. Schließlich versagt er, als er das einzige Mal in dem Film sich auf eine eventuelle Beziehung einlassen könnte. Das wird kompensiert mit wildestem, ungestümsten Rumgehure. Brandon nimmt alles mit, Prostituierte, Schwule, Gruppensex. Nur um irgendetwas zu vergessen.
Das kommt alles rüber in dem Film von Regisseur Steve McQueen, aber um welchen Preis? Unterhaltung war es nicht. Schmerz. Ganz ehrlich: So möchte ich nun einmal meine Zeit im Kino nicht verbringen.
Nach dem Suizidversuch von Sissy wird ausgeblendet. Die Leinwand war für kurze Zeit schwarz, als auch schon wieder aufgezogen wurde und Brandon am Bahnsteig stand. Was ging da für ein Gestöhne durch die Reihen! Noch nicht zu Ende ...
Und immerzu diese langen, langen, langen Einstellungen, die so quälend sind und den Film ins schier Unendliche dehnen.
Wer schlafen möchte, dem sei Shame ans Herz gelegt. Wer dann noch von Fassbenders Heini träumen will ... ähh ... dem auch. Wobei: Eine Begleitung meinte, jetzt, da sie Fassbender beim Sex gesehen habe, da sie sein Sexgesicht kenne, habe der Mann bei ihr ausgespielt und er reize sie kein Stück mehr.
An einer Stelle — Brandon hatte gerade mal wieder Sex — fingen wir an, uns über den Fernseher zu unterhalten, der im Hintergrund stand. Das sagt, finde ich, schon einiges über den Film aus.
Nicht anschauen!