Besprechung
Anfang des 20. Jahrhunderts ist der durch einen Unfall in London gestrandete Amerikaner Henry Adams (Gregory Peck) auf der Suche nach Arbeit. Doch mittellos wie er ist, wird er überall abgewiesen. Mit knurrendem Magen ist Adams der Verzweiflung nahe, als ihn zwei Brüder, Oliver (Ronald Squire) und Roderick Montpelier (Wilfrid Hyde-White) zu sich einladen. Sie offerieren ihm einen Umschlag mit Geld darin. Diesen darf er jedoch erst in einer Stunde öffnen. Adams nimmt das Angebot an und geht.
Nach einem ausgiebigen Essen will er den Wirt bezahlen, muss aber feststellen, dass es sich bei dem Geld, das im Umschlag ist, um eine 1 Million Pfund-Note handelt. Davon hat die Bank von England nur zwei Exemplare herausgegeben. Da kann der Wirt, der den Mann im abgewetzten Jacket für einen Schmarotzer und Tunichtgut hielt, natürlich nicht rausgeben. Adams will mit den Brüdern reden, doch die sind für einen Monat auf Reisen. So bleibt die 1 Million an Henry Adams hängen. Der muss feststellen, dass er nur die Note zu zeigen braucht und schon stehen ihm Tür und Tor offen. Die Leute wollen nicht einmal ihr Geld – keiner könnte darauf rausgeben. Alle wissen, dass sie einen amerikanischen Millionär vor sich haben. Der kann immer bezahlen.
Henry wird herumgereicht in den edlen Kreisen Londons. Dabei lernt er auch die reiche Portia Lansdowne (Jane Griffiths) kennen, die sich in den gut aussehenden Amerikaner verliebt. Henry erwidert die Gefühle, hat bekommt jedoch immer mehr Albträume, da jeder von ihm Geld will – das er doch gar nicht hat.
Meinung von Nils
Von Anfang an wissen wir, dass es sich bei der Tat der Montpeliers um eine Wette handelt. Was der Kern der Wette ist, wird erst am Ende verraten. So entlassen die exzentrischen Brüder den armen Henry in ein soziales Experiment. Das Spiel ist überall das Selbe: der arme Henry erscheint mit seinem schäbigen Anzug und wird von oben herab behandelt. Erst wenn er den Leuten seine 1 Million Pfund-Note zeigt, katzbuckeln alle und würden alles für den seltsamen Millionär im Lumpenanzug machen. Henry hat kein Geld, nur das Versprechen über Geld und die Welt liegt ihm zu Füßen.
Mark Twain schrieb 1893 die Geschichte "The Million Pound Bank Note" im Jahre 1893, die dann die Vorlage werden sollte für den Film. Typisch für Twain beobachtet er die Gesellschaft um den armen Henry herum. Dieser ist ein grundehrlicher Mann, er hebt nicht ab, macht auch nicht wirklich einen Hehl daraus, dass er die Leute nicht bezahlen kann – doch die Menschen sind alle dem Geld hörig. Wedelt einer mit dem Geld – oder deutet auch nur an, er könne das viele Geld haben –, dann sind alle auf einmal irrsinnig freundlich. Der selbe Mann fragte in der amerikanischen Botschaft an, ob man ihm aushelfen könne und wurde abgelehnt. Kaum schreibt die Zeitung über den "exzentrischen Millionär", kommt der Botschafter (Wilbur Evans) höchstpersönlich vorbei und führt Henry in die höheren Kreise ein.
Sein größter Bluff ist im Grunde ein völlig falscher Titel, denn Henry blufft ja nicht. Er hat sich nie hingestellt und gesagt er habe all das Geld und sei stinkend reich. Die Menschen nehmen es nur an – und sind unterwürfig.
Henry braucht in diesem Monat einen Freund, der ihm die komplizierte Zeit durchstehen hilft. Zum Glück trifft er auf den stummen Rocky (Reginald Beckwith), der im Hotel zunächst irrtümlich für Adams gehalten wurde. Rocky wird sein Diener und Vertrauter. Portia hingegen scheint sich zunächst nur für das Geld und die Stellung Henrys zu interessieren. Als er der jungen Frau jedoch gesteht, er habe gar kein Geld, ist diese aufgebracht. Nicht weil er tatsächlich arm ist, sondern weil sie der Meinung ist, er wolle sie auf den Arm nehmen und sich aus der Verlobung herauswinden. Sie ist im Endeffekt dem Mann verfallen, nicht dem Geld. Solche Menschen gibt es also auch.
Regisseur Ronald Neame setzet Sein größter Bluff flott und beschwingt um. Die Charaktere sind alle schräg britisch, die Kostüme herrlich und der Witz fein. Ein wunderbarer Sonntagnachmittagsfilm.
Twain zeigt uns, wie falsch die Menschen doch sind und wie sehr dem Geld hörig.