Filmplakat Rush Hour

7/10

"Hier hast du was zum Abwischen. Du blutest." — Rush Hour, 1998

Rush Hour

Besprechung

Der Hongkonger Konsul Han (Tzi Ma) wird gerade noch vom britischen Commander Griffin (Tom Wilkinson) mit allen Ehren verabschiedet, als der Polizist Lee (Jackie Chan) die freudige Nachricht bringt, dass eine Schiffsladung chinesischer Antiquitäten sichergestellt wurde. Die waren im Besitz des mysteriösen, unbekannten Ganoven Juntao. Danach kann sich Han mit seiner zehnjährigen Tochter Soo Yung (Julia Hsu) ruhigen Gewissens nach Los Angeles versetzen lassen.

Zwei Monate später wird Soo Yung entführt. Das FBI übernimmt den Fall. Han hat aber schon Lee informiert, zu dem er größtes Vertrauen hat und der auch ein Freund der Familie ist. Das gefällt dem FBI überhaupt nicht. Also wird der hiesige Polizist Carter (Chris Tucker) damit beauftragt, den Babysitter für Lee zu spielen. Hauptsache, der mischt nicht bei den Ermittlungen mit.

Carter, das wohl größte Plappermaul der Polizei von Los Angeles, sieht sich selber aber zu Höherem berufen. Babysitter spielen? Nicht mit ihm. Carter nimmt seine eigenen Ermittlungen auf. Dabei büxt ihm Lee aus. Der will zu Han um zu helfen. Wieder ist das FBI kein Stück davon angetan. Schließlich enden Carter und Lee, vom FBI ausgegrenzt, doch bis über beide Nasenspitzen voll in dem Entführungsfall.

Meinung von

Buddy-Cop-Movies gab es schon. Ende der 1980er kam das ungleiche Paar Murtaugh/Riggs in Lethal Weapon auf die Leinwand. Im gleichen Jahrzehnt gab es außerdem einen farbigen Schauspieler, der als Polizist redete und redete und redete – Eddie Murphy in Beverly Hills Cop war ein riesiger Erfolg. Nun also eine Komödie mit zwei ungleichen Charakteren, wobei einer eine Quasselstrippe ist? Okay. Gewagt.

Jackie Chan war vor allem auf dem chinesischen Markt ein Megastar. Er hatte bereits Filme in Amerika gedreht (Rumble in the Bronx). Chan spielte jedoch stets in Chinesisch. Regisseur Brett Ratner, der bereits in seinem ersten Leinwandfilm, Money Talks, mit Plappermaul Chris Tucker zusammengearbeitet hatte, konnte Jackie Chan dazu überreden, in Rush Hour Englisch zu sprechen. Chan war sehr unsicher, zog es aber durch.

Für Chan war der Film eine völlig neue Erfahrung. Normalerweise legt Chan einfach los. Nach einer reiflichen Planung und Übung macht er seine Stunts. Wenn es sein muss immer und immer wieder, bis er zufrieden ist. Das kann also schon mal dauern. Der amerikanische Filmmarkt funktioniert komplett anders. Hier wird auf jede Sekunde Dreharbeit geachtet. Bloß nicht zu viel drehen. Wenn es gut aussieht, geht es gleich weiter zur nächsten Einstellung. So arbeitet ein Jackie Chan normalerweise nicht. Auch gab es hier überall Sicherheitsmaßnahmen wie blöde. In Amerika achtet man auf solche Dinge. Sicherheit geht vor! Dann muss der Stunt notfalls lahm ausfallen oder gar gestrichen werden. Das war auch für die Chan-Fans ungewohnt.

Der Film wurde nach Fertigstellung einem Probepublikum gezeigt. Wie es scheint, waren die zu einem großen Teil mit Chans Arbeit vertraut. Man verlangte nach mehr Chan-Stunts. Also wurde ein Nachdreh anberaumt. Die Szene mit dem Chan-Kampf, wo er gegen die Bösewichte antritt und die riesige Vase versucht zu retten, war eine der Extra-Szenen.

Rush Hour hat eine Geschichte, die ganz solide ist. Jackie Chan hatte schon genügend "Erfahrung" als um sich schlagender Polizist mit Police Story (und den nachfolgenden Streifen) gesammelt. Sein Charakter ist nüchtern, ruhig, schlau. Er weiß sich ohne Waffe zu verteidigen. Ihm gegenüber steht ein Hitzkopf, der sich für den Größten hält und den Mund nicht geschlossen bekommt. Man muss dieses nervige Gequassel von Tucker schon irgendwie halbwegs mögen, sonst wird der Film eine Qual. Ein Jahr zuvor konnten wir uns in Das fünfte Element an diesen unaufhaltbaren Strom von Worten gewöhnen.

Carter ist nicht nur nervig, er ist auch in seiner schnellen Art schon mal rassistisch. Er geht davon aus, dass ein Chinese der englischen Sprache nicht mächtig ist. Das nutzt Lee aus und schweigt erst einmal fröhlich; nur um Carter später das um die Ohren zu hauen. Carter ist wie ein großes Kind. Lee ist der große, vernünftige Bruder. Rush Hour ist seichte Unterhaltung mit netter Action, typischen Jackie Chan-Kämpfen, die immer etwas Komik beinhalten und einer annehmbaren Geschichte.