Besprechung
Es gibt zu viele Menschen. Armut ist überall zu sehen. 2045 lebt der junge Wade (Tye Sheridan) bei seiner Tante Alice (Susan Lynch) in einer Wohnwagen-Siedlung, die so voll ist, dass man schon in die Höhe gebaut hat. Die Menschen fliehen vor ihren Problemen und ihrem traurigen Dasein, in dem sie sich in die virtuelle Realität Oasis einklinken. Auch Wade ist hier jede freie Minute. Sein Avatar ist Parzival.
Vor fünf Jahren ist der Schöpfer der Oasis, James Halliday (Mark Rylance), gestorben. Er hat den Menschen eine Quest auferlegt. Halliday hat irgendwo in der unendlichen Oasis ein Easter-Egg versteckt. Wer drei Herausforderungen meistert, findet drei Schlüssel. Wer das Easter-Egg findet, dem gehört die Oasis und verdammt viel Geld.
Parzival ist einer der Sucher, die auch nach dem ersten Hype immer noch am Ball bleiben. Zusammen mit seinem Kumpel Aech (Lena Waithe), der alles reparieren kann und ein echter Draufgänger ist, versucht Parzival die Rätsel zu knacken. Eines Tages trifft er in der Oasis die legendäre Art3mis (Olivia Cooke), die wie Parzival und Aech keinem Clan angehört.
Während Parzival dem Easter-Egg aus Geldgründen, aber auch aus der überall vorherrschenden Langeweile hinterher jagt, ist Art3mis darauf versessen das große Rätsel zu lösen, damit die Oasis nicht in die gierigen Hände der Innovative Online Industries, kurz IOI, fällt. Hier ist der skrupellose Sorrento (Ben Mendelsohn) die treibende Kraft, der alles daran setzt, die Oasis unter seine Gewalt zu bekommen. Denn wer die Oasis beherrscht, hat die Kontrolle über alle Menschen.
Meinung von Nils
Das gleichnamige Buch von Ernest Cline habe ich damals verschlungen. Es quillt über vor Referenzen an die 80er – meiner Generation. Es war herrlich das Buch zu lesen und an dieses oder jenes erinnert zu werden, was man aus der Kindheit kannte. Ganz oft saß ich da und juchzte Das kenne ich!
. Das Buch handelt von der Flucht der Menschen in die virtuelle Realität. Hier könnte jeder gleich sein, doch selbst in der bunten Welt der Zahlen kommt man nur mit Geld weiter. Wade kommt aus armen Verhältnissen. Er kann sich nicht so frei in der Oasis bewegen wie andere. Das erschwert natürlich die Suche in einer unendlich weiten Welt. Das Thema mit der IOI, die mit ihren Heerscharen an "6ern", namenlosen Spielern, die Quest für den Konzern gewinnen sollen, kommt ebenfalls im Buch vor.
Steven Spielberg hat einen Film gedreht, der sich an die Grundprinzipien der Geschichte hält, aber doch sehr stark vom Buch abweicht. Das fängt ganz einfach mit der Tatsache an, dass Wade Watts im Buch ein kleiner, fetter, schwitzender Junge ist. Das wollte Hollywood natürlich nicht. Obwohl Wade im Buch und im Film aus armen Verhältnissen stammt, kann er sich im Film viel freier und weiter in der Oasis bewegen, was es meiner Meinung nach zu einfach macht für Wade. Aber auch sonst gibt es zahllose Änderungen. Die, hat man sich daran gewöhnt, aber absolut in Ordnung sind. Die Filmgeschichte ist spannend und ist wie das Buch auch eine einzige Hommage an die 1980er. Das Drehbuch wurde mit Ernest Cline zusammen geschrieben – kann also nicht so sehr "falsch" sein.
Ich hatte dennoch meine Bedenken. Eine Adaption in Filmform konnte ich mir nicht vorstellen. Steven Spielberg konnte es und hat es auch gut gemacht. Ich wollte den Streifen aber auch nicht im Kino sehen. Die Geschichte spielt zu großen Teilen in einer virtuellen Welt, natürlich würden diese Welten in effing 3D gedreht werden. Da schaudert es mich schon, wenn ich dran denke.
Ready Player One hat nicht den Charme des Buches, auch nicht die Gefahren und Abenteuer, die das Buch birgt. Somit ist Ready Player One ein netter Abklatsch der Originalgeschichte, die, wie schon erwähnt, sich an die wichtigsten Punkte hält, aber doch mehr Hollywood ist.
Der große Spaß an dem Film ist für Filmfreunde selbstredend das Zählen von Referenzen. Lustigerweise wird im Buch viel von Steven Spielberg-Filmen gerade. Nun führte Spielberg die Regie in einem Film, der ihn andauernd zitieren sollte. Das war ihm unangenehm und deshalb wurden die Referenzen an Spielberg drastisch runtergeschraubt. Am auffälligsten ist natürlich Zurück in die Zukunft, da Parzival den DeLorean aus dem Film fährt. *träum* Bei den Computerspiel-Referenzen bin ich der falsche Ansprechpartner. Aber von den Filmen habe ich noch E.T., Der Gigant aus dem All, Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit, Buckaroo Banzai, Alien, Shining, Terminator 2, Teen Lover (den es hier nur für viel Geld auf DVD zu geben scheint), Serenity, Jurassic Park, Superman gesehen – und ich gehe nicht Frame für Frame einen Film durch!
Riesig gefreut habe ich mich dann aber über das für den Film wichtige Spiel Adventure. Ich bin damit groß geworden. Das habe ich auf der Spielekonsole meines Bruders wie blöde gespielt. Ein großartiges Spiel. Absolut simpel aus heutiger Sicht, aber damit "mind-blowing". Hach, da kommen Erinnerungen auf … Ich konnte mich z.B. auch noch an das "unsichtbare Schloss" erinnern. Ebenfalls sehr, sehr gefreut hat mich der Anfang. Sie spielen Jump von Van Halen. Wie klasse ist das denn bitte!?
Am Ende gehen zwar Wade und Samantha daher und schließen die Oasis einmal in der Woche, das reicht mir aber noch nicht als Kritik an der Virtuellen Realität. Die Menschen in Ready Player One fliehen vor ihrem tristen Leben in diese falsche Welt, nach der alle süchtig zu sein scheinen. Dass hier Gefahr lauert wird nicht richtig aufgegriffen, was schade ist.