Besprechung
Man möchte meinen, dass der ehemalige Reiseberichtsautor Bill Bryson (Robert Redford) alles hat. Sein Leben war erlebnisreich und er erfolgreich. Er ist mit seiner Frau Catherine (Emma Thompson) glücklich verheiratet, das vierte Enkelkind ist unterwegs. Allerdings hat er schon lange kein Buch mehr geschrieben und erst schon gar nicht über Amerika. Hinzu kommt, dass die Einschläge immer näher kommen. Alte Bekannte sterben langsam weg.
Da trifft es ihn mitten im Wald. Bill will den Appalachen-Weg entlang wandern. Ungefähr 3500 Kilometer will er beschreiten. Irgendwas muss das Leben bieten. Catherine ist kein Stück begeistert. Sie kennt ihren Bill aber so gut, dass sie weiß, hat der sich einmal etwas in den Kopf gesetzt, wird er nicht mehr davon ablassen. Also gibt sie der Reise unter einer Bedingung ihren Segen: Bill darf nicht alleine reisen. Okay. Super. Aber woher einen Reisepartner nehmen? Bill ist über 70, da macht keiner seiner Bekannten mit.
Bills alter Reisegefährte Stephen Katz (Nick Nolte) bekommt Wind von dem Vorhaben und bietet sich, mit Bill den Weg zu gehen. Blöd, dass Stephen übergewichtig ist, ein Knie aus Titan hat und eigentlich haben sich Bill und Stephen bei ihrem letzten Treffen gestritten. Weil der Drang von Bill den Weg zu gehen so groß ist, nimmt der Schriftsteller auch mit diesem Wrack vorlieb. So machen sich zwei alte Männer und Freunde auf den Weg in ein Abenteuer.
Meinung von Nils
Bill Bryson war 44 als er den Trip unternahm, auf dem sein Buch basiert. Redford und Nolte waren beide in den 70ern, als sie den Film drehten. Redford wollte bereits 1998, ein Jahr nachdem das Buch erschien, einen dritten Film mit Paul Newman gedreht haben, doch dessen Gesundheitszustand war damals schlecht. Später wurde dann Nick Nolte in der Rolle des ehemaligen Alkoholikers und Rumtreibers Stephen Katz gecastet – einmal davon abgesehen, dass Paul Newman mittlerweile verstorben war.
Bill Bryson weiß im Film selber nicht, was ihn dazu antreibt den langen Weg auf sich zu nehmen. Vielleicht ist es die Tatsache, dass er schon lange nichts mehr geschrieben hat, außer Vorworten. Eventuell ist es auch dem Umstand geschuldet, dass er alt ist und seine Freunde alle krank werden oder sterben. Da will Bill sich noch ein letztes Mal aufbäumen um ein Abenteuer zu erleben.
Seine Partnerwahl ist jedoch mies. Allerdings bleibt ihm auch sonst niemand, der mit ihm auf Wanderschaft gehen wollte oder könnte. Bill und Stephen haben sich vor vielen, vielen Jahren gestritten und aus den Augen verloren. Dafür geht die Reise jedoch recht unkompliziert über die Bühne. Konditionsschwierigkeiten sind noch das größte Ärgernis, das das Vorankommen verlangsamt. Nur einmal geraten die alten Männer aneinander – und dann kommt ihnen Mutter Natur mit all ihrer Schönheit dazwischen.
Picknick mit Bären ist ein leichtgewichtiges Roadmovie abseits der Straße. Aber der Grundgedanke ist der gleiche: eine Wanderung von A nach B und damit eine Aneinanderreihung von kleinen Ereignissen, harmlosen Witzen, lustigen Neckereien. Dabei lernen wir einiges über diese beiden ungleichen Männer. Bill ist erfolgreich, aber auch satt. Sein Leben bietet ihm kein Abenteuer mehr, also sucht er es sich selber. So kann er sich wieder lebendig fühlen. Stephen ist auf der Flucht vor dem Gesetz, wie sich herausstellt. Nichts Wildes, aber 30 Tage Knast wären drin gewesen. Stattdessen flüchtet er, wie er es immer gemacht hat. Die Reise sollte etwa fünf Monate dauern.
Es ist amüsant den beiden alten Herren zuzuschauen. Man darf keine Schenkelklopfer erwarten, das Drama ist auch nur milde gespielt. So bleibt Picknick mit Bären ein netter Zeitvertreib. Einziger echter komödiantischer Höhepunkt ist das Auftauchen der Nervensäge Mary Ellen (Kristen Schaal), die auch den Appalachen-Weg beschreitet. Die ist so schrecklich, dass Stephen kurz davor ist ihr etwas anzutun. So nervig ist sie, dass der Zuschauer sie auch möglichst schnell rausgeschrieben wissen will.
Auch wenn der Film nicht das Highlight in einer Filmsammlung sein dürfte, muss man doch anerkennen, dass Redford und Nolte beide gut spielen. Sie sind eben Profis. Die Naturaufnahmen, namentlich die Panoramaaufnahmen von Bergen herunter, sind wunderschön und dürften auf großer Leinwand bestimmt toll ausgesehen haben.