Besprechung
Mux (Jan Henrik Stahlberg) ist irgendwas mit ’ner 3 vorne weg, hat irgendwann einmal Philosophie studiert, abgebrochen und ist nun auf der Suche nach Werten in Deutschland. Diese Republik, diese Gesellschaft hat keine Ideale und kein Verantwortungsbewusstsein. Regeln? Regeln sind doch nur zum Brechen da. Nicht für Mux!
Mux tritt für uns ein, Mux macht Deutschland sicherer, Mux schafft Arbeitsplätze. Mit diversen Informanten, technischen Spielereien, seiner Pistole, einer Videokamera und schließlich mit seinem Gehilfen Gerd (Fritz Roth) zieht er durch Berlins Straßen und sorgt für Recht und Ordnung. Graffiti-Schmutzfinken werden aufgetan und mit ihren eigenen Farben besprüht. Schwarzfahrer müssen sofort vor Ort blechen und Raser ebenso, nur mit dem Unterschied, dass sie noch ihr Lenkrad abgeben müssen.
Doch nicht nur Arbeit bestimmt das Leben von Mux. Wenn er mal abspannen will, dann fährt er zum Angeln und im Anschluss gibt’s ein Essen im Restaurant, wo ihn die holde Kira (Wanda Perdelwitz) bedient. Kira ist sein Prinzessin, sie glorifiziert er und wünscht sich, dass sie, diese reine Seele, es auch so macht.
Schließlich hat Mux soviele „Kunden“, dass er expandieren kann. Er gründet die „Gesellschaft für Gemeinsinnspflege“.
Meinung von Nils
Na es geht doch. Alle Jahre wieder schaffen es Deutsche, intelligente Unterhaltung auf die Leinwand zu bringen. Nicht nur, dass Mux mir so manches Mal aus der Seele gesprochen hat. Ich denke, dass Mux Dinge macht und sagt, die jeder schon einmal gemacht oder gesagt haben wollte. Nur wir trauen uns nicht oder sind einfach zu faul, zu träge. Mux ist da anders. Er nimmt das Recht in die Hand und setzt es durch! Wenn man so dem guten Mux zuschaut, dann kann man sich mit der Zeit immer besser in ihn hineindenken. Dass es da so einige Grauzonen gibt, die er anschneidet, gar überschreitet ... — Egal.
Etwas schwierig ist der Film nur deshalb, weil er den Eindruck erweckt, er sei mit Papas Super-8-Kamera gedreht. Ist irgendwie alles etwas verschwommen. Dafür bekommt man scharfe Bilder von Gerds DV-Kamera. Auch wenn diese verwackelt sind.
Und schon habe ich – genial wie ich bin – auf Gerd umgelenkt. Gerd ist cool! Gerd ist Langzeitarbeitsloser, der gerne Käsekuchen isst und Mux treu dient. Gerd sagt kaum etwas, aber das macht er umso besser. Wunderbar gespielt von Fritz Roth. Wobei Jan Henrik Stahlberg ebenfalls (natürlich) exzellent spielt. Man bekommt mit, dass es Stahlberg ernst ist, wenn er sagt, dass die Welt verbessert werden muss.
Man könnte sagen: "Oh, das ist ja nett mit dem jungen Mann, wenn er böse Schmierfinken bestraft. Und Raser sind ja auch etwas ganz Übles." Allein, dabei bleibt es nicht. Dieses Land, diese Welt ist nicht nur auf solche Kleindelikte beschränkt. Mux greift auch hart bei Pädophilie, Exhibitionismus und Vergewaltigung durch. Somit gibt's hier nicht nur die leichte Schiene. Das macht Muxmäuschenstill aber gerade so "echt" und gut.
Mein Fazit: Story 10 Punkte, Kamera und so 5 Punkte, Skurilitäts-Bonus 10 Punkte. Unbedingt ansehen wenn man Filme wie Fear and Loathing in Las Vegas, Big Lebowski oder Bang Boom Bang mag. Ich mag sie alle. :-) Auf alle Fälle ein Film, über den man sich danach gerne noch beim Bier unterhalten kann.
Mein Lieblingszitat: Michael Schumacher ist ein Held, weil er schnell um die Kurve fährt und keine Steuern zahlt. Armes Deutschland.
Wie wahr...! *seufz*