Besprechung
Gil (Owen Wilson) verdient sein Geld eigentlich mit dem Schreiben von Drehbüchern. Nun schreibt er jedoch einen Roman, auch wenn er Probleme damit hat. Zusammen mit seiner Freundin Inez (Rachel McAdams) und deren Eltern ist er in Paris. Sie will auf Daddys Kosten einen schönen Urlaub haben, Gil sucht Inspiration. Er liebt Paris — besonders im Regen.
Gil liebt auch die Vorstellung des alten Paris der 1920er. Damals muss diese Stadt noch schöner gewesen sein, so glaubt er. Inez kann dem alles nichts abgewinnen.
Eines Abends zieht Inez mit ihrem alten Bekannten Paul (Michael Sheen) los, den sie zufällig in Frankreichs Hauptstadt getroffen hat. Gil, der Paul nicht mag, möchte lieber noch etwas durch das nächtliche Paris streifen, als er um Mitternacht von einem alten Wagen mitgenommen wird. An Bord befindet sich eine lustige Partygesellschaft. Wie sich herausstellt, hat Gil F. Scott Fitzgerald (Tom Hiddleston) und dessen Frau Zelda (Alison Pill) vor sich. Auf der Party, auf der sich die Gruppe befindet, spielt Cole Porter (Yves Heck). Wo ist Gil gelandet? Wie es scheint, ist der amerikanische Schriftsteller im Paris der 1920er gelandet. Ein Traum wird wahr.
In den folgenden Nächten lernt der Mann aus der Zukunft noch Ernest Hemingway (Corey Stoll), Pablo Picasso (Marcial Di Fonzo Bo), dessen attraktive Geliebte Adriana (Marion Cotillard) und viele andere Künstler kennen. Hemingway ermuntert Gil dazu, dass er seinen Roman Getrude Stein (Kathy Bates) zeigt. Die Verlegerin liest sich den Entwurf von Gil durch und gibt ihm Tipps.
Während sich Gil jeden Abend davonstiehlt und ins Paris der Vergangenheit abtaucht, wo er berühmte Künstler aus allen Disziplinen kennenlernt, versteht Inez nicht, was mit ihm passiert. Schwiegervater in Spe (Kurt Fuller) heuert auch glatt einen Privatdetektiv an, der allerdings „verloren geht“. Der Schriftsteller, der so gerne in der Vergangenheit leben würde, fängt an, sich in Adriana zu vergucken.
Meinung von Nils
Lange Zeit war ich kein Freund von Woody Allen-Filmen. Aber was er in letzter Zeit so schafft, das gefällt. Zuletzt begeisterte und amüsierte mich Whatever works, das mal wieder "nebenbei" eine Geschichte über New York war. In Midnight in Paris ist es die französische Hauptstadt, die eine wichtige Rolle spielt. Allen sagte selber in einem Interview, würde man ihm Geld geben, würde er über jede Stadt einen Film drehen.
Paris haftet das Stigma der "Stadt der Liebe" an. Woody Allen zeigt uns einen Film, in dem es um die Liebe zu einer Stadt und zu einer Epoche geht. Gil — melancholisch und ruhig von Owen Willson gespielt — träumt von dem alten Paris. Was für ein Glück, dass er durch eine Art Zeitreise-Wunder in seine Traum-Epoche gelangen kann. Hier blüht er auf. Sich in Gegenwart von Künstlern aufzuhalten kann sehr inspirierend wirken. So auch für Gil. Seine Schreibblockade scheint zu schwinden. Hauptsächlich der junge Hemingway — sehr charmant und bärbeißig von Corey Stoll gespielt — ist es, der Gil auf den rechten Weg zurückführt.
Das Ganze plätschert leicht und unbeschwert dahin. Man verliert sich in dem frischen Humor der Figuren. Doch zum Ende hin wird der Film etwas holperig. Zunächst haben wir die Tatsache, dass Gil in der Gegenwart ein altes Buch findet, in dem Adriana von ihm schreibt. Uh, das riecht nach einem Zeitparadoxon — gefürchtet in jeder Star Trek-Folge ... Als das junge Liebespaar dann von einer Party in den "Roaring Twenties" gemeinsam weiterzieht und sich auf einmal im Moulin Rouge im Jahre 1890 befindet, kommt doch Verwirrung auf.
Dieser Schritt ist jedoch notwendig, das sehen wir dann auch schnell. Gil ist der Meinung, die 1920er wären die "beste Zeit" gewesen, was eine sehr romantische Sichtweise ist. Adriana kommt aus eben der Epoche und für sie hat ihre Gegenwart so gar nichts Schönes zu bieten. Sie flüchtet ins Jahr 1890, in ihre "beste Zeit". Hier wird klar, dass einige von uns immer lieber in der Vergangenheit leben wollen. Dabei muss man sein Glück in der Gegenwart finden. Dass im Ende Gil mit einer (viel jüngeren) Trödelmarkt-Dame abzieht, ist zwar schön, aber zu gestellt.
Midnight in Paris hat mich überraschend gut unterhalten und teilweise berührt. Überraschend kam es, weil der Trailer so mies war, dass ich nach Sichtung dessen kein Stück Interesse an dem Streifen hatte. Null. Erst als ich im Bekanntenkreis hörte, was für ein schöner und lustiger Film das sei, habe ich es gewagt und mir den Film doch angeschaut. Dann wurde ich überrascht.