Besprechung
John (Anton Tennet) ist ein kleiner Eintreiber für den neuseeländischen Kleinstadtganoven Shelton (Jonny Brugh). Der erzählt John und seinem Kumpel Gaz (Arno Gibson) von einer Geldübergabe bei einem chinesischen Antiquitätenladen. John und Gaz sollen das Geld stehlen. Doch John ist es langsam satt, immer alles für Shelton zu machen. Warum nicht das Geld selber stehlen?
Geldnot lässt aus leerem Gewäsch einen Plan entstehen. John und Gaz rauben den Chinaladen aus. John steckt sich außerdem einen chinesischen Talisman ein. Der Besitzer warnt John noch. Benutzt er den Talisman wird ein Dämon erscheinen und John heimsuchen. — Siiiicher.
Der Raub ist also gut verlaufen. Dumm, dass Gaz seinen Kumpel an Shelton verraten hat. Auf der Flucht vor Sheltons Schergen entdeckt unser etwas trottelige John die Kraft des Amuletts: Drückt man einen Knopf, zappt man sich in der Zeit zurück. Über kurz oder lang gibt es mehr als einen John. Endlich kann John seine eigene Gang aufmachen. Die braucht er auch gegen einen Dämon, einen angepissten Chinesen und ein ebenfalls angepissten Shelton. Muss man mehr sagen?
Meinung von Nils
Die Neuseeländer machen schon seltsame kleine Streifen. Und es ist so schön, dass man die auf dem Fantasy Filmfest sehen kann. Vor drei Jahren habe ich mich noch über Deathgasm amüsiert, davor über (den mit mehr Geld ausgestatteten) 5 Zimmer Küche Sarg. Nun also Mega Time Squad von Regisseur und Autor Tim van Dammen – der nicht aus den Niederlande kommt, auch wenn sein Name so klingt.
Mega Time Squad spielt in dem kleinen Städtchen Thames. John lebt in einer Garage. Als der Sohn der Vermieterin zurückkommt – mit Wagen –, muss John irgendwohin. Bisher haben er und Kumpel Gaz immer davon geträumt eine eigene Bande auf die Beine zu stellen, aber bisher hat stets der Mut gefehlt. Doch mit dem Zeitreise-Amulett kann John sich auch mal etwas erlauben. Wie es so schön in dem Film heißt: Eier bekommen.
John hat aber nicht nur das Geld und die Unabhängigkeit von Shelton als Anreiz, sich Eier in der Hose wachsen zu lassen. Da ist auch noch die Schwester von Shelton, Kelly (Hetty Gaskell-Hahn), die für ihren Bruder eine Sprengweste zusammenbauen soll. Zwischen den beiden funkt es. Also zwischen John und Kelly, nicht zwischen Kelly und der Sprengweste. Die junge Frau ermutigt John auch dazu, sich von ihrem miesen Bruder loszusagen.
Ein Mann braucht immer einen guten Antrieb. Für John ist es, dass der Chinese Wen (Yoson An) ihm ein Ultimatum stellt: Geld zurück oder die Freundin muss dran glauben. John produziert nun fröhlich Zeitduplikate von sich selber. Dabei wurde er noch gewarnt, dass sich die zeitversetzten Johns nie treffen dürfen. Sonst kommt der Dämon. Tatsächlich sieht John – also irgendeiner von den vielen – etwas in den Schatten …
Die Geschichte wurde vermutlich nach drei Bongs niedergeschrieben, so durchgeknallt ist die. Mega Time Squad ist etwas holperig, das ist aber wohl der Unerfahrenheit von van Dammen und seinen Schauspielern geschuldet. Macht nichts, dadurch erhält der Film noch mehr Charme. Die Charaktere sind alle sympathisch, verschroben und dusslig. Gaz denkt er wäre cool, bringt aber das Luftgewehr von seiner Mutti zum Raub mit. Außerdem schreibt er auf seine Schuhe DO und PE – was bei überkreuzten Füßen nicht "Dope" ergibt … Vollhonk der.
Der Film läuft flott ab, kann mit vielen gut aufeinander abgestimmten Johns aufwarten, ebenso mit einer Menge herrlich albernen Witzen. Das sind 90 Minuten, die schnell vergehen. Alles schön schräg und gaga. Ich mag solche Filme zwischendurch. Es musste einen Film auf dem FFF geben, der den Stempel "B-Movie" verträgt. Hier haben wir unseren Kandidaten. Das ist aber nicht abwertend gemeint. Das Kino hat sich köstlich amüsiert.
Einziger Wermutstropfen ist, dass man einige Zeit braucht, um in das neuseeländische Englisch reinzukommen. Das ist schon ein ziemlich fieser Dialekt, den die da aus ihren Kuchenklappen rauspressen. Am Anfang habe ich nicht alles verstanden.
Neuseeland ist übrigens ein so kleines Fleckchen für Filmemacher, dass die sich da irgendwie anscheinend alle kennen. Regisseur van Dammen hat zum Beispiel in Deathgasm mitgespielt. Er war ein Straßendämon … Ich sage nichts mehr.