Besprechung
Ben (Robert De Niro) war 42 Jahre verheiratet. Nun ist er Rentner und alleine. Anfangs war das Rentnerleben noch spannend, doch es wird immer schwerer sich zu beschäftigen. Da sieht Ben einen Flyer. Ein Online-Versand-Startup sucht Praktikanten aus der Silberhaarfraktion. Ben schafft es, einen Praktikumsplatz für sechs Wochen zu bekommen.
Der 70-Jährige wird der jungen Gründerin der Firma, Jules (Anne Hathaway), zugewiesen. Die hat nicht nur ein schlechtes Verhältnis zu alten Menschen, sondern auch sonst keine Verwendung für Ben. Der sieht es gelassen und nimmt jede Arbeit dankbar an. Schnell ist er einer der beliebtesten Mitarbeiter in der Firma. Er freundet sich mit Jason (Adam DeVine), Lewis (Jason Orley) und dem – jungen – Praktikanten Davis (Zack Pearlman) an. Die drei jungen Männer können von dem gestandenen Mann noch einiges lernen.
Während sich Jules langsam an Ben gewöhnt, wird er immer mehr Teil ihrer Familie. Er wird ein Freund. So lernt er seine Chefin genauer kennen und sieht, was für Nöte sie auszustehen hat als erfolgreiche Frau mit Mann und Kind. Jules will es allen Recht machen und will ihre Firma komplett betreuen – was sie jedoch immer mehr aufzuzehren droht. Jules wird nahegelegt, einen Geschäftsführer einzustellen.
Meinung von Nils
Regisseurin und Autorin Nancy Meyers hat bereits mit ihrer Komödie Was Frauen wollen gezeigt, dass sie das Thema Frauen in Führungspositionen humorvoll und dennoch verständnisvoll anzugehen weiß. Unter anderem mit Wenn Liebe so einfach wäre hat sie gezeigt, dass sie es auch versteht, wie man das Thema Alter filmisch umsetzen kann. In Man lernt nie aus kombiniert sie nun diese beiden Themen. Das macht sie auf eine sehr liebevolle Art.
Man hätte durchaus eine billige Komödie daraus machen können: Rentner kommt in Internet-Firma und hat keine Ahnung von der Materie, was zu vielen Fehlern und Pannen führt. Oder: Rentner hat zwar vom Internet keine Ahnung, zeigt aber mal den jungen Hipstern und Nerds, was es heißt, ein echter Mann zu sein, bzw. wie man richtig arbeitet. Doch so geht Nancy Meyers nicht an die Thematik heran, sie macht kein Generationsding daraus. Robert De Niro spielt einen liebenswerten Senior, der – wie wohl viele Herrschaften in dem Alter – nach einem arbeitsreichen Leben nun alleine ist. Was soll er mit seinem Leben anfangen? Gleich zu Anfang gibt Ben die Lösung vor: Niemals stillstehen. Immer rausgehen. Egal wohin. Das macht er nun auch und wird somit Praktikant. Es geht nicht ums Geld, es geht darum, sein Leben mit Sinn zu erfüllen.
Die junge Seite hätte ebenfalls anders ausfallen können. Meyers zeigt Jules als schlaue Frau, die eine Idee hatte und viel Energie in ihr Startup gesteckt hat, so dass es nun floriert. Sie will überall selber Hand anlegen. Menschen – die Kunden und die Mitarbeiter – sind ihr wichtig. Das geht nur sehr an die Substanz und schadet auch der Ehe mit Gatte Matt (Anders Holm). Man lernt nie aus macht sich über keine Figur und auch über keine Generation lustig. Das macht den Film so angenehm.
Der Streifen hat einen wunderbaren Humor, einige urkomische Situationen und Robert De Niro kann den rüstigen Rentner voll ausfüllen. Er ist nicht verbittert (wie z.B. in Meine Braut, ihr Vater und ich), er ist stets höflich und bescheiden. Er lernt schnell und bringt sich ein. Dabei ist er nicht überheblich. Man muss seinen Ben einfach mögen. So einen Großvater hätte jeder gerne. Da ist es dann auch ganz in Ordnung, wenn er noch einmal einen zweiten Frühling mit der Firmen-Masseurin Fiona (Rene Russo) erleben darf. "Knuffig" ist das richtige Wort, um Ben zu beschreiben.
Jules ist eine willensstarke Frau, die jedoch darunter leidet, worunter wohl viele erfolgreiche Frauen leiden: Dass niemand ihre Arbeit anerkennt. Die Mütter aus der Schule ihrer Tochter verstehen es jedenfalls nicht, dass eine Frau Karriere macht und nicht hinter dem Herd steht. Anne Hathaway spielt ihre Rolle herzig. Meyers zeigt sie zum einen als starke Frau, als leidenschaftliche Unternehmerin – aber auch privat als Frau mit Problemen und Nöten. Da ist es gut, einen Freund zu haben. Den findet sie in Ben. Den zerbrechlichen Part spielt Hathaway locker aus dem Handgelenk, wenn sie ihre großen Kulleraugen mit Tränen füllt und den Schmollmund macht. Es sei ihr verziehen, da es zur Figur passt.
Kurzfristig dachte ich noch, Ben würde als alter Hase den Job des Geschäftsführers angeboten bekommen. Zum Glück wurden wir vor dieser Schmalzattacke verschont. Womit sie uns leider nicht verschont haben, dass ist das Ende. Matt und Jules haben Probleme, die dann in eine "Bitte vorspulen"-Szene münden. Hier hätte man sich gerne etwas anderes gewünscht.
Ansonsten ist Man lernt nie aus jedoch eine leichte Komödie, die einem schon das Herz aufgehend lässt, so schön und liebevoll ist sie umgesetzt. Zwei wichtige Themen werden spielerisch angesprochen, ohne einen Zeigefinger zu erheben. Und man lernt, wozu Taschentücher in der Brusttasche eines Herren-Sakkos da sind.