Besprechung
Die Schauspielerin Christine Clay (Pamela Carme) wird leblos an den Strand gespült. Der Gürtel eines Regenmantels treibt neben ihr. Der Drehbuchautor Robert Tisdall (Derrick De Marney) findet bei einem Spaziergang die Leiche. Als er vom Fundort fortläuft um Hilfe zu holen, wird er von zwei jungen Frauen beobachtet. Die halten ihn für den Mörder. Die Polizei sieht das ebenso. Ungünstig für Robert ist, dass er das Opfer tatsächlich kannte, sie ihn in ihrem Testament bedacht hat und dass sein Regenmantel in den Fall verstrickt ist.
Robert kann aus dem Gefängnis fliehen. Die gesamte Grafschaft ist in heller Aufregung und alle suchen den mutmaßlichen Täter. Die Tochter des Polizeichefs, Erica Burgoyne (Nova Pilbeam), ist ebenfalls auf der Suche nach Robert. Irgendwo auf dem Lande geht ihr das Benzin aus. Robert hatte sich am Auto versteckt und hilft der jungen Frau. Die dreht nicht gleich durch, ist aber auch zunächst nicht gerade sehr freundlich zu dem Entflohenen.
Gemeinsam machen sich Erica und Robert auf den Weg, seine Unschuld zu beweisen. Dazu müssen sie den Regenmantel finden, der dem Mann in einer Fernfahrerkneipe gestohlen wurde.
Meinung von Nils
Alfred Hitchcock hat gerade in seiner frühen Phase viele Filme nach diesem Muster gedreht: Junger Mann wird irrtümlich für ein Verbrechen gejagt und eine Frau rettet ihn. Das haben wir bei Die 39 Stufen gesehen oder auch bei Eine Dame verschwindet. In diesem Fall ist es ein Mord, der einem Unschuldigen angehängt wird. Die Polizei scheint gar nicht daran interessiert zu sein, den echten Mörder zu finden. Das schnelle Erfolgserlebnis reicht ihnen. Es gibt einige Indizien, die gegen Robert sprechen und die tatsache, dass er flieht, lässt auch kein gutes Licht auf ihn fallen.
Jung und unschuldig ist ein typischer Film seiner Zeit. Die Streifen aus der Ära waren alle in einem guten Tempo gehalten, die Charaktere sind leicht zugänglich, haben (bei den Männern) stets einen gewissen Charme-Faktor und irgendwie fühle ich mich bei diesen Filmen stets schnell wohl.
Der Film selber ist okay. Er hat wenig Spannung, das konnte Hitchcock eigentlich besser. Vielleicht liegt es auch an dem Setting. Hitchcock hasste es bekanntlich, im Freien zu filmen. Er liebte es Kontrolle zu haben. Die hatte er im Studio, nicht außerhalb. Jung und unschuldig spielt überraschend viel im Freien, auf dem Land. Natürlich gibt es auch Studioaufnahmen, aber gefühlt muss der Regisseur diesen Film gehasst haben. Es gibt auch "Trickaufnahmen". Wenn Erica und Robert sich mit dem Auto zwischen abgestellten Zügen verstecken, ist das eindeutig eine Miniatur.
Jung und unschuldig ist leicht, beinahe unbeschwert. Das Drama fehlt nahezu. Dennoch ist er ein Film, den man sich gerne anschauen kann. Besonders wenn man die beiden oben genannten Filme mag. Aber Vorsicht, Jung und unschuldig kommt nicht an diese heran. Für einen lauschigen Sonntag auf dem Sofa, Tee und Kekse vor sich, ist der Film aber auf alle Fälle gut.