Filmplakat John Wick: Kapitel 2

8/10

"Sie haben den Teufel betrogen!" — John Wick: Kapitel 2, 2017

John Wick: Kapitel 2

Besprechung

John Wick (Keanu Reeves) hat seinen Wagen wieder und mit den Russen Frieden geschlossen. Nun könnte er endlich in den Ruhestand gehen. Da steht Santino D’Antonio (Riccardo Scamarcio) vor seiner Tür. John hat es Santino zu verdanken, dass er vor Jahren aussteigen konnte. Nun fordert Santino eine Schuld ein. John lehnt zunächst ab.

Doch in diesen Kreisen kann es sich nicht einmal John Wick, der Schwarze Mann, erlauben, den Regeln der Hohen Kammer zu widersprechen.

John soll Santinos Schwester Gianna (Claudia Gerini) umbringen, damit er ihren Posten als Vertreter der Camorra in der Hohen Kammer einnehmen kann. Der Auftrag zieht diverse Konsequenzen nach sich …

Meinung von

Ich kenne niemanden, der John Wick gesehen hat und ihn nicht klasse fand. Deswegen war die Freude groß, als es hieß, es gäbe ein zweites Kapitel. Schnell vorweg: Wir wurden nicht enttäuscht. Im ersten Teil hat Regisseur Chad Stahelski uns eine seltsame, brutale Welt gezeigt, die von grausamen Auftragsmördern wimmelt, die jedoch Chaos nach sich zöge, gäbe es nicht Regeln, an die sich jeder dieser Mörder hält. Im zweiten Kapitel von John Wick wird darauf noch einmal Bezug genommen: Alle haben sich an Regeln zu halten, sonst wäre man nicht besser als Tiere. Klingt vernünftig – nur sagen das Gestalten, die ausgebildet sind, andere Menschen umzubringen. Egal.

John Wick: Kapitel 2 hat wie auch sein Vorgänger schon eine sehr faszinierende Ästhetik der Gewalt. Reeves bewegt sich elegant und geschmeidig, bringt jeden Gegner zu Fall, schießt sehr oft ins Gesicht oder aus nächster Nähe. Es wird geschossen, es wird mit den Fäusten gekämpft und mit Messern. Wick wirbelt im seine Gegner herum, liegt dieser auf dem Boden und ist nicht richtig zum Schlag positioniert, dreht Wick seinen Gegner wie beim Breakdance herum – und landet dann seinen Hit.

Im Laufe des Films wird einem gezeigt, wie die kriminellen Elemente dieser Welt alle organisiert sind. Es gibt eine Agentur, die Mordaufträge annimmt, so landet später auch John auf der Liste der Gesuchten. Er will ja eigentlich nur seine Ruhe, doch dann steht Santino vor ihm und hält John eine Schuldmünze unter die Nase. Verweigert John den Auftrag, ist er tot. Nimmt er ihn an – ist er tot. Läuft er weg – ist er tot. Johns Lage ist mehr als beschissen.

Santino hat seine Killer, allen voran die stumme Ares (Ruby Rose), die Sanktion beschützt. Giannas nun mehr ehemalige Bodyguard Cassian (Common) versteht zwar Wick, aber will seine Auftraggeberin dennoch rächen. Die gesamte Welt scheint es auf John abgesehen zu haben. Dabei wollte er doch nur in den Ruhestand gehen.

Oder nicht? In einer Szene unterstellt Santino John, dass er süchtig nach Rache sei. John zieht also die Gewalt an, weil er auch selber diese sät. Obwohl Rache wieder ein Thema ist, beherrscht doch über weite Teile das Thema Ehre, Ehrenschuld und die daraus resultierenden Konsequenzen den Film. John muss um sein Leben kämpfen. Immer und immer wieder.

Erinnert Ihr Euch noch an den "magischen Trick" des Jokers in The Dark Knight? Wie er einen Bleistift verschwinden lässt ...? John Wick treibt den "Trick" auf die Spitze. Alter Falter … Da war das Gejohle im Kino aber groß! Großartig sind auch so manche andere Szenen. Wenn sich John im römischen Continental-Hotel mit Waffen versorgt, dann geht er zum Sommelier des Hotels und die beiden unterhalten sich, als wäre tatsächlich eine Weinverköstung im Gange. Das ist wahnsinnig skurril und abgefahren. Solche Szenen machen den Charme und die Welt von John Wick aus. Ebenso die Szene, in der John und Cassian durch einen Bahnhof gehen und – mitten aus der Menge heraus – immer wieder kurze Schüsse auf den Anderen abgeben. John Wick: Kapitel 2 sprüht vor solch verrückten Ideen.

Von daher hat der Film sehr viel Spaß gemacht. Er ist nichts für zarte Menschen oder solche, die "Realität" wollen. – Tatsächlich ist mir nur in einer Szene aufgefallen, wie unrealistisch der Streifen doch ist. Nämlich wenn John und Cassian in einem vollen U-Bahnzug aufeinander zugehen und niemand aufs Mobiltelefon starrt. Absolut unrealistisch!!

Der Film ist etwas über zwei Stunden lang. Zwischendurch ist er immer mal ruhig, dreht dann aber auch schnell wieder auf. John Wick dürfte dann wohl auch der Film sein, in dem der Name des Hauptprotagonisten am häufigsten genannt wird. Oft mit einer ganz gehörigen Portion Ehrfurcht!

Rasante, spaßige Männerunterhaltung. Nur nicht überrascht sein – es wird einen dritten Teil geben.