Filmplakat James Bond 007: Keine Zeit zu sterben

7/10

"Null-Null-Was?!?" — James Bond 007: Keine Zeit zu sterben, 2021

James Bond 007: Keine Zeit zu sterben

Besprechung

Nach den Anstrengungen rund um Spectre hat James Bond (Daniel Craig) seine Lizenz zum Töten abgegeben und ist mit Madeleine (Léa Seydoux) durchgebrannt. Wieder wird Bond in Sachen Liebe enttäuscht und deshalb taucht er so tief ab, dass selbst der MI6 ihn vollends für verstorben hält. Eines Tages steht jedoch Bonds alter Freund Felix Leiter (Jeffrey Wright) vor der Tür. Er – oder besser die CIA – hat ein Problem. Felix hat den nervigen, ewig grinsenden Jüngling Logan Ash (Billy Magnussen) an seiner Seite – und der ist ihm keine Hilfe. Felix braucht Bonds Unterstützung, um einen übergelaufenen, russischen Wissenschaftler dingfest zu machen.

Dr. Valdo Obruchev (David Dencik) wurde zuletzt auf Kuba gesichtet. Bond entschließt sich zu helfen. Auch, weil er weiß, worum es geht, sowie aus persönlichen Gründen. Es scheint, als habe das MI6 unter der Leitung von M (Ralph Fiennes) eine extrem gefährliche Waffe namens Herakles entwickelt. Obruchev ist der Hauptverantwortliche für diese biologische Waffe, die die gesamte Erdbevölkerung ausrotten kann. Außerdem gebietet es der Stolz des ehemaligen 00-Agenten, dass er Felix hilft. Die neue 007-Agentin Nomi (Lashana Lynch) ist schon ein Dorn im Auge. Die ist nämlich ebenfalls auf Obruchev angesetzt.

In Santiago de Cuba bekommt Bond Rückendeckung durch die Agentin Paloma (Ana de Armas). Gemeinsam finden sie heraus, dass alles eine Falle von Blofeld (Christoph Waltz) war. Doch auch das stimmt nicht. Die Falle ist eine ganz andere und dahinter steckt wieder ein gewisser Lyusifer Safin (Rami Malek), der seine eigenen Pläne mit Herakles verfolgt.

Meinung von

Nach dem doch eher enttäuschenden Spectre musste einfach ein besserer Bond, der letzte für Daniel Craig, auf die Leinwand kommen. Leinwand? Die musste dank effing Corona lange Zeit dunkel bleiben. Der 25. Bond-Streifen wurde unter anderem durch die Pandemie immer wieder verschoben. Wir mussten lange warten. Hat es sich gelohnt das Warten? Jein.

Keine Zeit zu sterben wurde durch den Regisseur Cary Joji Fukunaga (Jane Eyre) wunderbar umgesetzt. Die Bildsprache, die kleinen Anspielungen an vergangene Bond-Filme, die Ausarbeitung der Charaktere sind mit meisterlicher Hand geführt. Die Fotografien vom Oscar-prämierten Kameramann Linus Sandgren (La La Land) sind stimmungsvoll und teils umwerfend. Die Geschichte hat diverse Wendungen, die man nicht vorhersehen konnte und entsprechend Spaß bringen. Die Action ist gewohnt klasse. Auch die Bond-typischen dummen Sprüche sind da. Also ist Keine Zeit zu sterben ein perfekter Bond? Nein.

Noch ein paar Worte zu den Charakteren. Dieser Bond, Daniel Craigs Bond, ist gezeichnet als emotional gebrochener Mann. Als Waise hat er nicht viel Liebe erfahren. Die damalige M (Judi Dench) hat ihn nicht ohne Grund für das 00-Programm ausgewählt, wie wir in Casino Royale gelernt haben. Wenn Bond sein Herz öffnet, wird es auch wieder gebrochen. Glück darf Bond nicht erfahren. Das wird in Keine Zeit zu sterben ganz deutlich. Diese Figur kann Craig gut verkörpern.

Dann ist da noch – für einen kurzen Moment – die Agentin Paloma. Die wirkt völlig fehl am Platz. Da soll eine Aufklärungsmission in den Reihen von Spectre erfolgen und sie hat wieviel Zeit gehabt fürs Training? Aber, die Figur entpuppt sich als knallhart, was echt erfrischend und gut ist. Übrigens soll sich Craig für Ana de Armas eingesetzt haben, nachdem er mit ihr zusammen in Knives Out gespielt hat. Ebenfalls kurz sehen wir Christoph Waltz. Der hat im Vorgängerfilm seine typische Rolle gespielt, was sein Schauspiel extrem langweilig machte. In Keine Zeit zu sterben kann man ihn hinnehmen. Die neue 007, Nomi, ist überheblich und gefällt nicht. Erst später erkennt sie die Leistungen von Bond an und sagt, er sei die wahre 007.

Wer leider sehr gestört hat, das ist Rami Malek als Lyutsifer. Er spielt gekünstelt zurückhaltend, er will elegant rüberkommen, aber bleibt dabei zu oberflächlich und blass. Schade. Außerdem musste ich jedesmal, wenn er auf der Leinwand zu sehen war, an Freddie Mercury denken, den er in Bohemian Rhapsody so brillant gespielt hat, dass er dafür sogar den Oscar erhalten hat. Und (dieser) Freddie ist kein Bösewicht.

Zudem wird seine Motivation nicht deutlich. Handelt er aus Rache? Hat er einen Gott-Komplex? Oder will er doch nur Geld machen? Was sollte das Du wirst ab jetzt bei mir wohnen, gewöhne dich daran gegenüber Mathilde (Lisa-Dorah Sonnet)? Da sind doch noch einige Ungereimtheiten im Skript. Ich könnte mir übrigens gut vorstellen, dass Herakles im ursprünglichen Skript in Wirklichkeit ein Virus war. Aber dann kam Corona und wer will im Kino daran erinnert werden? (Ist jedoch nur Spekulation.)


Achtung. Ab hier kommt dann dass große Gespoilere. Ab hier bitte nur noch lesen, wenn Du den Film schon gesehen hast. Bond ist tot. Das Franchise wurde mit Keine Zeit zu sterben getötet. Ich verstehe die Hintergründe. Bond darf kein Glück erfahren und das, was ihm durch Lyutsifer widerfahren ist, zerstört jede Chance auf Glück. Aber ... Ihr könnt Bond doch nicht töten!! Was soll denn folgen? Soll der nächste Bond-Darsteller wieder von vorne anfangen? Bekommt jetzt jeder, der Bond spielt, eine eigene Geschichte, die einen Anfang und ein Ende hat? Was zum Teufel soll das?

Es gibt Spekulationen darüber, wer der nächste Bond-Darsteller sein soll. Aber: Bond ist tot! Die Schreiberlinge haben ihn umgebracht. Schluss. Aus. Oder soll ein neuer 007 gesucht werden? Wie wir gelernt haben, ist das ja nur eine Nummer. Eben. Bond! Das ist die Figur, die wir wollen. Nun ist er zu Asche vergangen. Ja, spinnt Ihr denn total!?

Das Ende, auch wenn es verständlich ist, ist für mich ein No-No. Geht gar nicht. Das hat mir auch den gesamten Film, so schön er umgesetzt ist, kaputt gemacht. Somit bleibt Skyfall der beste Craig-Bond-Streifen und Keine Zeit zu sterben sollte nicht gedreht sein. Der Schluss hat dem Film einige Moviejunkies-Punkte in der Bewertung gekostet ... Er hätte mehr verdient.