Besprechung
Frank Chambers (John Garfield) ist ein Herumtreiber. Es hält ihn nie irgendwo lange. Eines Tages wird er von einem Anhalter an einer Nebenstraße vor Los Angeles an einer Tankstelle abgesetzt. Angegliedert ist ein Imbiss. Schnell ist der Inhaber, Nick Smith (Cecil Kellaway), draußen und nimmt Frank in Empfang. Er geht davon aus, dass der junge Mann auf den Aushang reagiert hat, dass eine Hilfskraft gesucht wird. Frank ist zunächst völlig überrascht von diesem Überfall. Er ist auch nicht ganz sicher, dass er hier wirklich arbeiten möchte. Da sieht er die Frau von Nick im Türrahmen stehen. Cora Smith (Lana Turner) ist um einiges jünger als ihr Ehemann und verdammt attraktiv. Frank ist ihr sofort verfallen. Er nimmt den Job an.
Frank will an Cora ran, doch die ist ziemlich spröde zu ihm. Sie lockt ihn an, weist den jungen Mann aber auch immer wieder ab. Man geht gemeinsam schwimmen und Nick hat nichts dagegen. Die jungen Leute kommen sich dann doch näher. Das Verlangen ist auf beiden Seiten so groß, dass sie gemeinsam abhauen. Nick ist gerade unterwegs und sie nutzen die Gunst der Stunde. Doch sehr schnell realisiert Cora, dass sie keine Rumstreunerin sein will. Sie hat nicht ohne Grund den älteren Mann geheiratet. Sie will es zu etwas bringen.
Cora überzeugt Frank, dass es wohl das Beste ist, wenn sie Nick aus dem Verkehr ziehen. Sie planen einen äußerst raffinierten Mord. Der wird aber durch einen Zufall vereitelt. Nick landet im Krankenhaus, was auch den Staatsanwalt Kyle Sackett (Leon Ames) auf den Plan ruft. Der heftet sich nun an die Fersen des Paares.
Meinung von Nils
Im Netz der Leidenschaft basiert auf dem Roman "Wenn der Postmann zweimal klingelt" von James M. Cain aus dem Jahr 1934. Der Stoff sollte schon früher verfilmt werden. Allerdings war er zu anrüchig für die amerikanische Filmzensur. Da sprüht es vor sexueller Energie, ein Kapitalverbrechen wird begangen und dann ist auch noch der Anwalt von Cora, Arthur Keats (Hume Cronyn), ein Schurke auf seine Art und Weise. Das war zu viel. Metro-Goldwyn-Mayer brauchte zwölf Jahre, bis sie die Erlaubnis erhielten, die Geschichte auf die Leinwand zu bringen. Weil sie solche Schwierigkeiten hatten, wurde auch Frau ohne Gewissen – ebenfalls von Cain – vorgezogen.
Wer den Film sieht, weiß bereits in den ersten Minuten, dass es sich hier um einen "offenherzigen" Film handelt. Frank sieht ein Schild, auf dem Man wanted steht. Das ist zweitdeutig. Nick sucht eine helfende Hand. Die viel jüngere Ehefrau könnte einen Mann suchen. Im Netz der Leidenschaft ist ein wunderbar dichter Film noir. Wie oft bei diesem Genre hören wir, wie die Hauptfigur, in diesem Fall Frank, die Geschichte aus dem Off erzählt. Wir wissen nicht, wem er sie erzählt. Ein Film noir benötigt natürlich auch eine Femme fatale, die man mit Lana Turner hervorragend besetzt hat. Sie ist der Inbegriff des "blondes Gifts". Ihr erster Auftritt ist atemraubend. Frank sieht einen Lippenstift über den Boden auf ihn zurollen. Die Kamera schwenkt hin zur Quelle und bleibt an einem paar wunderbarer Beine kleben. Schwenk zu Frank und wir sehen, wie ihm die Luft wegbleibt.
Cora spielt mit Frank. So bringt sie ihn vollkommen in ihren Bann. Zwischendurch haut Frank auch mal ab, kommt aber unweigerlich wieder zurück, weil er nicht von Cora lassen kann. Diese Frau hat einen Plan. Sie ist so unglaublich schön, dass sie schon in jungen Jahren von allen Männern belagert wurde, weiß Cora zu berichten — Lana Turner selber hatte mit 16 ihre erste Rolle, die sexuell sehr aufreibend war. Um den Männern zu entkommen, hat sie Nick geheiratet. Der hat einen kleinen Imbiss und damit Geld. Also bietet er ihr Sicherheit, etwas, das sie dringend braucht. Sie liebt Nick aber nicht. Das hat sie auch so gesagt.
Im Scherz sagt Frank eines Abends, dass Nick am besten verunglücken sollte. Cora ist empört ... aber im Grunde empfindet sie ebenso. Später ist sie es dann, die den Mord an ihrem Mann vorschlägt.
Im Netz der Leidenschaft zeigt wunderbar, wie zerstörerisch eine Frau auf einen Mann wirken kann. Cora ist böse. Frank ist es später auch – aus Liebe. Cora wird in Kontrast zu ihrer schwarzen Seele im Film immer in weißer Kleidung gezeigt. Nur wenn sie trauert, trägt sie schwarz. Ein herrlicher Kunstgriff.
Der Film steuert geradewegs auf das Verbrechen zu. Da ist Leidenschaft zu sehen. Wer genau hinschaut, soll sogar sehen können, dass John Garfield an einer Stelle beim Küssen ein bisschen Zunge benutzte. Absolut skandalös in der damaligen Zeit. Als dann Nick doch noch stirbt, stehen auf einmal beide Protagonisten vor Gericht. Eigentlich schaut Justitia hauptsächlich auf Cora. Das ist der Auftritt von Staatsanwalt gegen den Rechtsanwalt. Die Verkommenheit bei Personen, die eigentlich für das Recht da sein sollten, ist unter anderem einer der Gründe, warum Im Netz der Leidenschaft so lange als nicht verfilmbar galt.
Obwohl man in Hollywood zwölf Jahre brauchte, um den Stoff auf die Leinwand zu bringen, ist Im Netz der Leidenschaft nicht die erste Verfilmung. Davor gab es bereits zwei europäische Ansätze aus Frankreich und Italien. 1981 sollte es dann noch eine Hollywood-Verfilmung des Romans geben, diesmal mit Jack Nicholson und Jessica Lange in den Hauptrollen.
Für Freunde des Film noirs ist Im Netz der Leidenschaft kein Muss mehr. Die haben Lana Turner und John Garfield bereits zusammen spielen gesehen. Pflichtprogramm.