Filmplakat Halloween – Die Nacht des Grauens

6,5/10

"Er ist kein Mensch." — Halloween – Die Nacht des Grauens, 1978

Halloween – Die Nacht des Grauens

Besprechung

Vor 15 Jahren hat er seine ältere Schwester ermordet, nun, ein Tag vor Halloween, bricht er aus der Nervenheilanstalt aus und ist auf dem Weg zurück in seine Heimatstadt Haddonfield. Michael Myers (Tony Moran) hat all die Jahre in der Anstalt kein Wort geredet, nur auf die Wand gestarrt. Nun ist er frei. Sein behandelnder Arzt Dr. Sam Loomis (Donald Pleasence) ahnt, was Myers vorhat und fährt ihm nach.

Die junge und überaus intelligente Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) ist sehr schüchtern, verbringt ihre Abende meistens über Büchern und verdient sich Geld durch Babysitten. So auch an diesem Halloween-Abend. Schon den gesamten Tag über hat sie das Gefühl, von einer dunkel gekleideten Gestalt verfolgt zu werden. Lauries beiden Freundinnen Annie Brackett (Nancy Kyes) und Lynda van der Klok (P.J. Soles) glauben, bei Laurie geht nur die Fantasie durch.

Doch als dann die Nacht einbricht, tritt Myers auf den Plan und macht dort weiter, wo er vor 15 Jahren aufgehört hat.

Meinung von

Ein Klassiker des Horror-Genres, wie es immer heißt. Der Film hat eine große Fan-Gemeinde. Auch jetzt noch, obwohl der Streifen aus dem Jahr 1978 stammt. Regisseur John Carpenter hatte sich ein paar Jahre zuvor mit Dark Star einen Namen gemacht, nun wagte er den Schritt ins Horror-Millieu. Mit mageren 32.000 Dollar und eigentlich nur einem einzigen bekannten Schauspieler (Pleasence) nahm er es auf sich, den Horror nicht in ein Gruselschloss zu verlegen, sondern in eine ruhige Wohngegend, wo sonst eigentlich nichts passiert. 21 Tage reichten, um den Film schnell abzudrehen. Mittlerweile hat er über 55 Mio Dollar eingespielt.

Ich bin ehrlich – mich hat er nicht vom Hocker gerissen. Zugegeben, man muss ihn im zeitlichen Kontext sehen. Die Sehgewohnheiten sind heute vollkommen andere. Halloween ist nämlich aus heutiger Sicht ein sehr ruhiger Film. Der eigentliche Horror kommt durch Kleinigkeiten auf: die weiße Maske von Mike Myers, sein dunkler Overall, das Keuchen hinter der Maske, der Blick über seine Schulter, so dass der Zuschauer sieht, was er beobachtet – hauptsächlich Laurie. Dann die markante Klaviermusik von Carpenter selber, sobald Myers auftaucht. Das ist alles gut gemacht, aber kein Schocker-Horror, sondern vielmehr ein kriechender Horror.

Der Film ist klassische 90 Minuten lang, der Todes-"Kampf" zwischen Laurie und Myers fängt etwa bei Minute 75 an. Davor, wie schon erwähnt, schleicht der Film dahin.

Mich störte massiv die Tatsache, dass es keine Erklärung gibt, wieso der junge Myers seine Schwester umgebracht hat und wieso er in Haddonfield zurück seinem grausamen Werk weiterhin nachgeht. So bin ich, ich hätte gerne die Frage nach dem Warum beantwortet. Erst mit ein wenig Zusatzinfo aus dem Bonusmaterial wird der Film wieder runder. Myers braucht keinen Grund!

Im Film hört man die kleinen Kinder sich vom Schwarzen Mann (oder im Original vom Boogeyman) erzählen. Der ist ein Schreckgespenst und braucht keinen Grund für seine Taten. Der Schwarze Mann ist böse. Punkt. Er hat keine Agenda. Das ist sein Ding. Womit wir zu der Szene kommen, in der Laurie im Klassenzimmer sitzt und im Rahmen einer Buchbesprechung über das Schicksal redet. Eine Annahme ist die, dass alles in Stein gemeißelt ist. Damit haben wir Stein eins: Mike Myers, der morden muss. Und Stein zwei: Laurie, die das Opfer sein muss. Mehr braucht Carpenter für seine Erklärung nicht. Wir müssen Myers nicht verstehen. Können es auch gar nicht. Wir müssen ihn so hinnehmen, wie er ist.

Schaut man sich den Film an, fällt einem auf, dass das Thema "sexsüchtige kleine Schlampen" irgendwie eine Agenda zu sein scheint, vielleicht gar der Auslöser für Michaels Taten. Sowohl seine Schwester, als auch Lynda hatten Sex vor ihren gewaltsamen Ableben. Die beiden Freundinnen von Laurie scheinen eh über nichts anderes reden zu können. Allerdings soll, laut Dokumaterial, das Thema Sex nicht so sehr im Vordergrund stehen und schon gar nicht ein Auslöser sein. Na, was dann …?

Von daher ist Halloween rückblickend doch nicht so schlecht. Großartig fand ich die Szene, in der Laurie ihre tote, auf dem Bett drapierte Freundin Annie sieht, den Grabstein von Myers’ Schwester am Kopfende. Das ist mal ein echt böses Bild.