Besprechung
Chris Washington (Daniel Kaluuya) und Rose Armitage (Allison Williams) sind nun bereits fünf Monate zusammen. Zeit die Eltern kennenzulernen. Chris macht sich noch Gedanken. Hat Rose ihren Eltern gesagt, dass er ein Schwarzer ist? Doch Rose beruhigt ihn, ihre Eltern sind voll entspannt.
Auf dem Anwesen der Armitages angekommen, einem schönen Haus, das abgelegen an einem See steht, zeigt sich, dass Dean (Bradley Whitford) und Missy (Catherine Keener) tatsächlich recht umgänglich sind. Dean ist ein Arzt, der gerne reist, Missy ist Psychiaterin. Ihre Spezialität sind hypnotische Behandlungen. Da Chris raucht, bietet sie dem 26-Jährigen an, mittels Hypnose ihm das Rauchen abzugewöhnen. Chris lehnt dankend ab.
In der Nacht scheint Missy Chris dann aber doch noch zu behandeln; auch wenn er sich nicht wirklich daran erinnern kann.
Der folgende Tag hält eine große Party bei den Armitages vor. Irgendwie ist das eine sehr seltsam Gesellschaft, die ein sonderbar gesteigertes Interesse an Chris zu haben scheint. Und was hat es mit den beiden farbigen Bediensteten Walter (Marcus Henderson) und Georgina (Betty Gabriel) auf sich, die sich wahrlich seltsam benehmen?
Meinung von Nils
Der Film wurde mir wärmstens empfohlen und ich muss sagen – es hat sich gelohnt. Im Vorfeld war es nicht ganz klar, was Get Out denn nun ist: ein Horrorfilm, ein Thriller oder eine Gesellschaftskritik? Ja, richtig vermutet, der Streifen hat von allem etwas.
Chris ist den alltäglichen Rassismus gewohnt. Er ist schwarz und wohnt in einer großen Stadt. Kein Ding. Die Menschen sind eben noch nicht so weit. Rose hingegen, die mit Chris ihren ersten farbigen Freund hat, wird fuchsteufelswild, wenn man ihrem Freund krumm kommt. Das macht sie rasend. Dazu gehören auch die Sticheleien ihres Bruders Jeremy (Caleb Landry Jones). Der Typ ist wahrlich eklig und unheimlich.
Rassismus scheint aber doch ein Ding zu sein. Wieso haben die Armitages farbige Bedienstete? Das kann Dean ganz gut erklären. Aber dennoch scheint etwas mit Walter und Georgina nicht zu stimmen. Die benehmen sich extrem un-schwarz. Ebenso der junge Logan (Lakeith Stanfield), den Chris auf der Party kennenlernt. Langsam schleicht sich Unbehagen beim Zuschauer ein. Irgendwie ist es unangenehm, was uns Regisseur Jordan Peele da zeigt. Chris geht schließlich irgendwann von der Party und die Treppen hoch ins Schlafzimmer – als alle Gäste inne halten und seinen Schritten lauschen. Fuck. Was ist da los??
Langsam lernen wir, was die Armitages wirklich vorhaben. Kurz: Es ist nicht gut. Rassismus ist nun kein Thema mehr.
Daniel Kaluuya macht seine Sache hervorragend. Er lächelt immer, aber da steckt auch stets ein fragender Blick dahinter, der das spiegelt, was dem Zuschauer gerade durch den Kopf geht: WTF? Er fragt sich ebenfalls ständig, was das soll, was hier gespielt wird. Oft schaut Kaluuya sein Gegenüber leicht aus den Augenwinkeln an, zeigt fast verlegen oder verunsichert die Zähne. Man kann mit dem jungen Mann mitfühlen.
Hier wird kein Blut gezeigt (okay, ein bisschen) oder Innereien (okay, ein bisschen), Get Out schafft es, diese nette Familie und ihre ach-so-weißen Freunde extrem unheimlich wirken zu lassen. Immer tiefer rutscht man in die Abgründe hinein, die Missy für Chris bereit hält. Die Bedrohung wird stetig größer und erdrückender. Fast ohne Schockmomente, hauptsächlich nur über Dialoge hervorgerufen. Das ist selten. Sehr selten.
Wie gut, dass Chris einen Freund bei der TSA hat ...
Ich habe mich wunderbar unterhalten. Bis zur letzten Minute. Wie wir es in der Schule gelernt haben, baut Peele langsam den Spannungsbogen auf, kommt zum Höhepunkt und beendet dann die Geschichte schnell und ohne Schnörkel. Das Rezept wirkt noch immer.
Ich habe mich lediglich gewundert, was das für ein Microsoft-Werbefilm war.