Filmplakat Freaks

8/10

"There are no more fucking unicorns!" — Freaks, 2018

Freaks

Besprechung

Die siebenjährige Chloe (Lexy Kolker) lebt mit ihrem Vater Henry (Emile Hirsch) in einem ziemlich heruntergekommenen Haus. Chloe darf das Haus nicht verlassen. Ihr Vater ist peinlichst darauf bedacht, dass seine Tochter niemals das Haus verlässt, weil da draußen böse Menschen sind. Viel mehr weiß Chloe nicht. Außer, dass sie keine Mutter hat und dass ihr Vater „für den Fall“ vorgesorgt hat. Die Nachbarn von gegenüber werden sich Chloe dann annehmen.

Chloe will raus. Sie will mit ihrer neuen Schwester Harper (Ava Telek) spielen und Harper soll ihr auch Eis mitbringen. Vor dem Haus steht gefühlt tagein, tagaus ein Eisverkäufer (Bruce Dern) mit seinem Wagen.

Eines Tages, als ihr Vater schläft, stiehlt sich Chloe davon und hin zum Eisverkäufer. Der hat ein reges Interesse an ihr. Er fährt sogar mit ihr zum Park, zu dem die Kleine so gerne möchte. Doch der alte Mann macht ihr Angst. Als ein Polizist daher kommt, um nach dem Rechten zu sehen, besteht Chloe darauf, dass der verschwinden soll … also packt der seine Waffe ein und geht.

Meinung von

Mein dritter Film auf dem Fantasy Filmfest. Ich habe es diesmal richtig gemacht und den Trailer nicht angeschaut. Vorweg: Ich kann den Film durchaus empfehlen, werde aber im Laufenden spoilern. Also vielleicht erst den Film sehen, dann hier weiterlesen ...

Das Setting ist recht schäbig und unglamourös. Man möchte meinen, es sei irgendwas schreckliches passiert, weshalb der Vater seine Tochter im Hause hält. Er unterrichtet sie, er bringt ihr eine Tarngeschichte bei, er meditiert mit ihr "damit sie nicht auffällt". Die Zuschauer werden lange Zeit im Unklaren gelassen, warum Chloe nicht vor die Tür darf, welche Schrecken dort lauern. Erst ganz allmählich formen die beiden Autoren und Regisseure Zach Lipovsky und Adam B. Stein ein rundes Bild.

Wir sehen Chloe einmal aus dem Fenster blicken, aber die Vögel stehen am Himmel. Irgendwann lässt Henry einen Satz fallen, der uns das erste Mal aufhorchen lässt. Er darf nicht schlafen? Wieso? Was passiert dann? Verdammt noch einmal, was hat es mit dem "normal" und dem "nicht normal" sein auf sich? Zombiegartenzwerg-Apokalypse, oder was?

Der mysteriöse Eisverkäufer versucht Chloe zu reizen. Er will eine Reaktion von ihr. Irgendwas erwartet er. Und wieso tauchen Menschen in Chloes Schrank auf – nur um gleich wieder verschwunden zu sein? Zum Beispiel wird Chloe von Henry in den Schrank eingesperrt und nur weil die Kleine einsam ist, liegt auf einmal Harper neben ihr.

Freaks ist ein, wie ich finde, guter Film, der leider unter einem allzu großen Schatten steht.


Der Name des Films bezieht sich darauf, dass es Menschen mit "besonderen Gaben" gibt. Diese werden, wie in X-Men, verfolgt. Hier in Form der ADF, der Abnormal Defense Force, und besonders durch die Agentin Ray (Grace Park).

Die Frage nach dem "Wer ist böse und wer ist gut?" lässt sich nicht einfach beantworten. Chloe möchte nur normal sein und eine Familie haben. Ihr Vater scheint ein Geheimnis zu haben oder zumindest etwas zu wissen, was er seiner Tochter (und uns) nicht mitteilen möchte. Sind die Freaks böse oder sind es die "Normalen"?

Als endlich aufgeklärt ist, worum es überhaupt geht, nehmen Lipovsky und Stein das Ruder in die Hand und steuern stramm den Fluss hinab. (Das war nicht doppeldeutig gemeint. Der Film geht nicht den Bach runter.) Der Eisverkäufer entpuppt sich als der Großvater von Chloe, der auf der Suche nach seiner Tochter Mary (Amanda Crew) ist. Wie es scheint, ist die gesamte Familie mit besonderen Kräften gesegnet.

Die kleine Lexy Kolker macht einen wahnsinnig guten Job. Ich mag Kinder im Film nicht, aber die junge Dame spielt richtig gut.

Im dritten Akt nimmt der Streifen Fahrt auf und bietet sogar den einen oder anderen Lacher. Ich sage: Willkommen zurück, schön, dass Du den Film gesehen und danach diese Kritik gelesen hast. Ich hoffe, Du hast den Film nicht abgestraft, weil er das Thema "Menschen mit Begabung" aufgenommen hat. Ja, das schmeckt ein wenig nach X-Men, dennoch sollte man dem Film eine Chance geben.