Filmplakat Fack ju Göhte

7,5/10

"Achte mal auf deine Ausdrucksweise du Wichser." — Fack ju Göhte, 2013

Fack ju Göhte

Besprechung

Volle 13 Monate hat Zeki Müller (Elyas M’Barek) für einen Bankraub abgesessen. Als er endlich raus ist, wird er auch gleich von der Prostituierten und Tänzerin Charlie (Jana Pallaske) abgeholt. Die hat das Geld aus dem Raub für Zeki versteht. Schlau wie sie ist, hat sie das Geld auf dem Gelände einer Schule vergraben. Blöd, dass in der Zwischenzeit auf dem Platz eine Turnhalle gebaut wurde. Zeki ist angepisst, weiß sich aber zu helfen. Er will als der neue Hausmeister in der Goethe-Gesamtschule anheuern. Direktorin Gudrun Gerster (Katja Riemann) sucht aber Aushilfslehrer. Aufgrund einer Verwechslung landet Zeki den Job als Vertretungslehrer.

Egal, dann eben als Lehrer. Er muss nur die Stunden absitzen und da er einen Universalschlüssel hat, kann er Abends aus dem Keller der Schule einen Tunnel zum geliebten Geld schaufeln. So der glorreiche Plan von Zeki.

Während Zeki eher der Schnauze, sonst Fresse!-Typ ist, ist seine Kollegin, die Referendarin Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth) die absolute Vollblutpädagogin. Die beiden müssen aneinander geraten. Wegen Kleinigkeiten, die seine Tarnung auffliegen lassen könnten, hat Lisi Zeki in ihrer Hand. So bekommt sie den Ex-Knasti dazu, die schlimmste Klasse der Schule zu übernehmen: die 10b. In der Klasse „herrschen“ die vollblöde Chantal (Jella Haase) und der auch nicht gerade mit Hirn gesegnete Danger (Max von der Groeben). Die stacheln den Rest der Klasse an und machen Zeki das Leben schwer. Aber nicht lange. Zeki muss hier buddeln, also gibt er nicht auf, sondern geht zum nicht gerade pädagogisch wertvollen Gegenangriff über.

Meinung von

Elyas M'Barek und Autor/Regisseur Bora Dagtekin haben bereits bei der TV-Serie Türkisch für Anfänger zusammen gearbeitet. Übrigens die einzige deutsche Serie, die ich gerne geschaut habe. Den Rest kannst Du in die Tonne treten. Außer noch Der Tatortreiniger, dann hört es aber im verkrampften Deutschland auf mit lustig. M'Barek und Dagtekin haben dann, nachdem die Serie im Sande verlaufen war, die Idee im Film Türkisch für Anfänger noch einmal aufgebrüht. Hier führte Dagtekin auch das erste Mal Regie.

M'Barek hat sich bei der TV-Serie als Proll-Türke in die Herzen der Zuschauer geschlichen. Seitdem ist er nicht mehr aus der deutschen Filmlandschaft fortzudenken. Dagtekin bezeichnet die "Schulkomödie" als typisch deutsches Genre. Damit spielt er an die "Pauker"-Filme der 1960er und 70er an. Es sei mal wieder an der Zeit gewesen, eine Schulkomödie zu drehen, so Dagtekin. Damit sollte er ein glückliches Händchen bewiesen haben. Fack ju Göthe war der Erfolg in Deutschland. Der Film hatte 2013 mehr Besucher als Der Hobbit: Smaugs Einöde. Okay, das ist nicht fair. Die Hobbit-Verfilmung war scheiße. Dagegen konnte man nur gewinnen ...

Fuck ju Göthe hat bei mir im Vorfeld bereits einen Widerwillen verursacht. Den Film wollte ich eigentlich nicht sehen und habe ihn auch nicht im Kino geschaut. Ich weiß auch nicht, aber der Titel ist mir zu blöd, zu flach, zu prollig. Vielleicht auch, weil ich es unverschämt finde, sich über Goethe lustig zu machen. Ja, ich bin alt. Ja, ich bin mit dem Gedanken von "Deutschland, dem Land der Dichter und Denker" groß geworden. Ja, ich weiß, dass Deutschland sich davon ganz, ganz, ganz weit entfernt hat. Das mag auch in die Ablehnung reingespielt haben.

Macht man sich davon frei, ist Fuck ju Göthe aber tatsächlich echt lustig. Die Geschichte ist absolut vorhersehbar, dennoch lässt man sich auf das Spiel ein. Selber aus der Lehrer-Ecke kommend, ist es eine Freude mit anzusehen, wie endlich mal eine "Lehrkraft" den kleinen Pissern Paroli bietet. Wer nicht spuren will, der wird mit Paintball-Kugeln abgeschossen. Wer zu blöde kommt, wird vom "Lehrer" auch schon mal im Schwimmbad längere Zeit unter Wasser gehalten. Dann klappt das auch mit dem Entschuldigen. Welcher Lehrer träumt nicht davon, so seine Schüler anzupacken? Endlich Respekt von den Scheißern erhalten.

Das klappt so gut, weil Zeki die Schüler versteht. Er war selber nicht gut in der Schule, ist auf die schiefe Bahn geraten, hat im Knast gesessen. Das ist alles nichts Tolles, nichts, was von irgendwelchen HipHop-Gangsta-Spacken schöngeredet werden sollte. Zeki weiß wie die Schüler der 10b ticken. Er nimmt sie ernst und das sind sie nicht gewohnt. Pädagogisch wertvoll? Am Arsch ...

Während M'Barek den dankbaren Part hat, muss Karoline Herfurth die undankbare Rolle spielen. Ihre Lisi hat so ihre Sorgen. Sie hat kein Selbstwertgefühl und das merken die Jugendlichen. Sie ist weinerlich und spielt ihr Leben lang nur die letzte Geige. Lisi lebt mit ihren Schwestern Caro (Alwara Höfels), die auch Lehrerin an der Schule ist, und der jüngsten Schwester Laura (Lena Klenke) zusammen. Die Eltern sind wohl gestorben und es ist nicht einmal sicher, dass Lisi das Sorgerecht für ihre kleinste Schwester bekommt.

Zeki wirkt wie ein Magnet auf die Lehrer-Schwestern. Vor allem Lisi ist natürlich hin und weg und ebenfalls natürlich leugnet sie alles. Der Liebespart ist wie gesagt vollkommen vorhersehbar.

Trotzdem war ich überrascht – vor allem von mir –, dass der Film so lustig ist. Ich habe teils laut gelacht. Hätte ich nicht gedacht. M'Barek ist lustig, cool und dreckig. Die Herfurth hat leider einige Schwächen im Schauspiel preisgegeben.

Kann es sein, dass Fack ju Göthe von einem großen Kekshersteller hardcore gesponsert wurde? Ich werde den Namen hier nicht nennen ...