Filmplakat Extra Ordinary

8,5/10

"Killing my dead wife is not an option!" — Extra Ordinary, 2019

Extra Ordinary

Besprechung

Es gibt Geister. Sie sind überall und ständig wollen sie Aufmerksamkeit. Irgendwas hält sie hier fest, daher die sich bewegenden Steine, die winkenden Äste oder die Nachrichten auf dem Toast. Rose Dooley (Maeve Higgins) hat das Talent mit den Geistern zu kommunizieren. Das hat sie von ihrem verschiedenen Vater Vincent (Risteard Cooper) gelernt. Der hatte in den 80ern eine Serie zum Paranormalen. Allerdings hat Rose eine Art Hassliebe zu diesem Thema. Deshalb übt sie lieber den Job einer Fahrlehrerin in einem alten, roten Ford Fiesta aus.

Der Witwer Martin Martin (Barry Ward) wendet sich an Rose, weil seine Tochter Sarah (Emma Coleman) darauf besteht. Immerhin wird Martin von seiner toten Frau Bonnie immer noch unter der Fuchtel gehalten. Das kann so nicht weitergehen. Rose sträubt sich zunächst, findet Martin aber durchaus anziehend. Rose lehnt den Auftrag allerdings ab. Zu groß ist die Angst vor dem, was sie mit ihren Kräften anstellen kann.

Dann wendet sich das Blatt und Rose hilft doch noch Martin. Gar nicht wegen seiner toten Frau, sondern weil Sarah besessen ist. Was niemand weiß: Das One-Hit-Wunder Christian Winter (Will Forte) hat sich mit Satan verbündet und ist dabei dem dunklen Lord ein Opfer zu bringen, damit es mit der neuen Scheibe wieder klappt. Martin und Rose arbeiten als Team zusammen, um gegen diesen satanischen Zauber zu wirken.

Meinung von

Der Film spielt irgendwo in Irland auf dem Land. Irgendeine kleine Stadt, in der Rose lieber Fahrlehrerin ist, als Anderen zu helfen. Sie hat als kleines Mädchen ihrem Vater assistiert, wenn der mit Geistern beschäftigt war. Bis zum verhängnisvollen Tag, da die kleine Rose (Agatha Ellis) ihren Vater, der gerade von einem Hund besessen war, an einen Müllwagen verlor.

Extra Ordinary ist so ein kleines Juwel des Absurden. Genau wie ich es mag. Der Film ist harmlos – bis auf eine zerfetzte Jungfrau, weil Claudia Winter (Claudia O'Doherty), das über dem Pentagram ihres Mannes schwebende junge Mädchen geweckt hat. Sowas macht man nicht. Das weiß doch jeder. Ein besessenes Wesen, das frei im Raum schwebt, darf man nicht wecken, sonst explodiert es. Hallo!?

Als mein vierter Film auf dem Fantasy Filmfest durfte es nach dem miesen Bliss gerne etwas leichtes sein. Extra Ordinary hat Geister, graulende Mülltonnen, eine penetrante, tote Gattin (Bonnie) und viel Ektoplasma. Kennt Ihr doch aus Ghostbusters. Rose hat das Buch allerdings noch nicht gelesen ... Der Streifen ist teilweise so witzig und abgedreht, dass ich mich nicht als Sitznachbarn haben wollte. Es gab Szenen, da konnte ich nur noch laut loswiehern, so komisch sind die Situationen und Dialoge in dem Film. Neben großen Brüllern gibt es jedoch auch viele kleine Dinge am Rande, die echt witzig sind.

Maeve Higgins ist eine irische Komödiantin. Sie ist so irisch, wie man sie sich nur vorstellen kann. Die etwas rundliche, unsichere Fahrlehrerin, die eigentlich nur Gutes tun will, nimmt man ihr ab. Ihre Rose ist einsam. Ihre hochschwangere Schwester Sailor (Terri Chandler) ist Frisörin, weiß aber natürlich von dem ganzen Hokuspokus, den Rose kann. Sailor würde sich freuen, wenn ihre Schwester endlich einen Mann fände. Higgins und Martin Martin-Darsteller Barry Ward – ebenfalls Ire – passen wunderbar zusammen. Ward zeigt vor allem dann sein Können, wenn er von Geistern besessen ist. Seine Bonnie-Darstellung ist der Knaller! Will Forte ist der einzige SNL-Darsteller, den ich nie wirklich mochte. Sein gescheiteter Musiker, der sich nun Satan zuwendet um wieder Erfolg zu haben, wird von dem Amerikaner jedoch bestens ausgefüllt.

Wenn man durchgedrehte Geschichten mit schrägen Figuren und noch schrägeren Witzen mag, ist man mit Extra Ordinary bestens bedient. Vor dem Film wurde dieser Fantasy Filmfest-Beitrag als "Ghost-RomCom" bezeichnet. Frei nach dem Motto: Wir haben Vampir-RomComs (z.B. Vamps) und Zombie-RomComs (z.B. Warm Bodies), nun also eine Ghost-RomCom.

Extra Ordinary hat ein gutes Tempo und keine einzige Länge. Er ist nicht albern oder peinlich. Es sei denn, man zählt den Zauberstab von Christian Winter dazu.

Auch wenn ich den Film wärmstens empfehle, bin ich nicht sicher ob im Original (was in der Regel immer besser ist) oder in der (mir nicht bekannten) Übersetzung. Ich denke, wenn der Streifen synchronisiert wird, geht viel vom Witz verloren. Wie immer. Allerdings sprechen sie im Original nicht das beste Englisch. Das war nicht so ein schrecklich dicker Akzent wie bei Grabbers, aber manchen Witz habe ich wohl dennoch nicht verstanden. Also: Selber entscheiden.