Besprechung
Im Sommer 1989 werden die „Verlierer“, der stotternde Bill (Jaeden Martell), der hypochondrische Eddie (Jack Dylan Grazer), der jüdische Stanley (Wyatt Oleff) und der ewig plappernde Richie (Finn Wolfhard), mit ihren größten Ängsten konfrontiert. Das sind nicht einmal der Schläger Henry (Nicholas Hamilton) und seine Kumpels. In der Kleinstadt Derry verschwinden immer wieder Kinder. So auch in diesem Sommer. Im Oktober des Vorjahres hat Bill zum Beispiel seinen kleinen Bruder Georgie (Jackson Robert Scott) verloren. In den diesjährigen Schulferien gesellen sich noch weitere Verlierer zum Club dazu. Da ist der übergewichtige Ben (Jeremy Ray Taylor) und Beverly (Sophia Lillis), die von ihrem Vater missbraucht wird. Schließlich gesellt sich noch der farbige Mike (Chosen Jacobs) dazu. Alles Verlierer und Außenseiter in Derry, aber wie es scheint, sind die Sieben auch die Einzigen in der Stadt, die mitbekommen, dass da etwas Schreckliches vor sich geht.
Jeder der Jugendlichen hat in den letzten Tag unheimliche, angsteinflößende Erscheinungen gesehen. Oft zeigte sich das Grauen in Form eines Clowns. Als heraus kommt, das alle dieses Monster gesehen haben, versuchen die Verlierer dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Sie finden heraus, dass etwas Monströses, ein Es, seit langer Zeit in Derry umgeht. Alle 27 Jahre kommt Es und verschleppt hauptsächlich Kinder. Bill und Co. entdecken, dass alle geschichtlich belegten Vorkommnisse durch die Kanalisation verbunden sind und der gemeinsame Knotenpunkt ein unheimliches, düsteres Haus ist.
Die Sieben konfrontieren das Böse, das liebend gerne in der Form des Clowns Pennywise (Bill Skarsgård) daher kommt, in dem Haus. Eddie wird schwer verletzt und die Gemeinschaft scheint zerbrochen. Erst als Beverly von Pennywise verschleppt wird, ruft Bill den Club der Verlierer erneut zusammen. Diesmal müssen sie in die Kanalisation hinabsteigen.
Meinung von Nils
1986 kam der Roman Es, aus der Feder von Horror-Fließbandarbeiter Stephen King, auf den Markt. Ich erinnere mich noch, dass das Buch damals einen riesigen Rummel erzeugt hat. In jeder Buchhandlung stand dieser dicke Wälzer mit den zwei Buchstaben drauf. Es gab einige aus meinem Bekanntenkreis, die konnten einen Blick ins Buch werfen, ein paar Seiten lesen. Alle Zeugenberichte waren sich einig, dass das Buch schaurig-schrecklich sei. Ich habe das Buch nie gelesen. Tatsächlich habe ich in meinem Leben erst ein King-Buch gelesen, den ersten Band der "Der Dunkle Turm"-Reihe, und fand das echt böse langweilig. Bereits 1990 kam eine Fernseh-Miniserie um Es heraus. Damals steckte Tim Curry in dem Clownskostüm.
Das Buch hat eine große Fangemeinde. Da war es nur natürlich, dass Hollywood nach beinahe 30 Jahren – um genau zu sein, nach 27 Jahren – den tanzenden Clown erneut aus der Mottenkiste rausholt und Kinder erschrecken lässt. Man fand mit Bill Skarsgård einen sehr engagierten Horror-Clown. Skarsgård soll als einziger Bewerber mit Clownsschminke zum Vorsprechen gekommen sein. Das hat Regisseur Andy Muschietti sehr beeindruckt. Man fand in den Jugendlichen eine gute Truppe für die Verlierer auf der einen Seite und die Schläger um Henry herum sind ebenfalls gut ausgesucht worden. Es wurde ein Schauspiellehrer engagiert, der die Jugendlichen bereits im Vorfeld der Dreharbeiten zu einer eingeschworenen Gruppe zusammenschweißte.
Wie sehr sich der Film an die Buchvorlage hält, vermag ich nicht zu sagen. Die Geschichte um eine mysteriöse Entität, die sich von der Angst und von Kinderfleisch ernährt, das aber nur alle 27 Jahre, ist interessant. King wollte eine Erzählung über eine Kleinstadt, bewusst kein Dorf, schaffen, in der sich die Menschen an das Verschwinden von Mitmenschen gewöhnt haben. Niemand scheint ein Interesse an den vielen Vermissten zu haben. Deren Eltern schon, aber dann hört das auch auf. Nur die Verlierer, die alle vom Es bedroht werden, wollen etwas gegen das Böse unternehmen. Als Vorlage diente King die Stadt Bangor, die viele Legenden aufzuweisen hat, darunter auch diverse, die mit der Kanalisation zu tun haben.
Die "Moral von der Geschicht'" ist die, dass man alleine ein Opfer ist, in der Gemeinschaft jedoch Stärke findet. Das kommt auch herüber. Immerhin wird das so im Film auch gesagt. Da der Streifen zweieinviertel Stunden lang ist, hatte man auch genug Zeit, alle Figuren gut einzuführen.
Ich dachte noch, der Film würde bestimmt ein typischer Jump-Scare-Streifen sein. Das ist er dann auch. Pennywise erscheint plötzlich, laut, zappelnd. Das sind die altbekannten Mittel, um dem Zuschauer einen Schrecken einzujagen. Zugegeben, ist Es in der Ausführung so mancher Szene doch neu. Pennywise läuft ein paar Mal schreiend auf die Zuschauer los, wobei sein Gesicht wie auf einer Position eingefroren wirkt. Das ist eine so unnatürliche Bewegungsform, dass sie verstört. Die unheimlichen Quietsch- und Scharrgeräusche sind irgendwie "gewollt".
Das Brunnenhaus ist auch so ein typisches Spukhaus: Dunkel, schief, mit Türmchen, rundem Dachfenster und dem stereotypischen, verknöcherten Baum im Vorgarten. Das ist wie aus einem Halloween-Abziehbild.
Der Film ist nett, mehr auch nicht. Gut gemacht ist er, die Schauspieler alle gut – bis auf die Figur des Eddie auch alle erträglich. Ich weiß immer noch nicht, was das mit den fliegenden Kindern auf sich hat. Davon abgesehen gab es noch zwei oder drei Momente, in denen ich mich fragte Warum machen die das jetzt so blöd?
Stephen King wollte ein Etwas nehmen, das kein Gesicht hat. Es ist ein Formwandler. Pennywise ist die bevorzugte Erscheinungsform. Ich verstehe das Anliegen des Autors, dennoch musste ich während des Films mir die Frage stellen, was die Motivation von Es ist. Wenn Angst eine "Futterquelle" ist, warum dann nicht die Kinder unendlich quälen und foltern? Warum diese kurze Angstform, dann aber das Happischlapp und weg ist das Kind? Da ist Es irgendwie nicht ökonomisch unterwegs. — Übrigens: Ich hatte während des Films die Zeit, mir solche Gedanken zu machen. Das ist kein gutes Zeichen.
Im Buch soll es die Szene geben, in der die Jungs, nachdem sie Pennywise besiegt haben, alle Sex mit Beverly haben. Diese Szene gibt es zum Glück nicht im Film. King meinte in einem Interview, dass er diese Szene heutzutage auch auf keinen Fall in dem Buch mehr schreiben würde. Sie bringt nichts. Aber damals, als er dabei war, die Literaturwelt aus den Angeln zu heben, damals fand er die Szene wichtig. Ich fand übrigens die Szenen mit Beverly und ihrem Schwein von Vater eklig. Das ist wahrer Horror. Nicht so ein tanzender Clown mit riesigen Zähnen.
Eingefleischte Fans von Es werden den Film gerne sehen. Ich fand ihn, wie gesagt, annehmbar. Schön anzusehen, aber irgendwie nicht vom Hocker reißend.