Filmplakat Eine Frage der Ehre

8/10

"Sie müssen kein Abzeichen tragen um Ehre zu besitzen." — Eine Frage der Ehre, 1992

Eine Frage der Ehre

Besprechung

Eines Nachts schleichen sich die Soldaten Louden Downey (James Marshall) und Harold W. Dawson (Wolfgang Bodison) in Guantanamo Bay ins Schlafzimmer von William T. Santiago (Michael DeLorenzo). Sie fesseln und knebeln ihn. Plötzlich kommt Blut aus seinem Mund. Wenig später ist Santiago, der aus der Kompanie raus wollte, tot. Downey und Dawson werden des Mordes angeklagt. Lt. Cdr. JoAnne Galloway (Demi Moore) will diesen Fall übernehmen. Sie bekommt ihn, unter der Auflage, dass sie einen Hauptverteidiger an die Seite gestellt bekommt. Das ist Lt. Daniel Kaffee (Tom Cruise). Kaffee hat Jura studiert und ist nun aus Karrieregründen seit nicht einmal einem Jahr bei der Navy. Er holt stets gute Vergleiche aus seinen Fällen heraus.

Galloway, Kaffee und sein Mann für die Recherchen, Lt. Sam Weinberg (Kevin Pollak), fahren nach Kuba zum Stützpunkt, um sich ein Bild zu machen. Hier werden sie nicht nur sehr unfreundlich von 2nd. Lt. Jonathan Kendrick (Kiefer Sutherland) begrüßt. Das Trio macht auch Bekanntschaft mit Col. Nathan R. Jessep (Jack Nicholson), der für die in Guantanamo Bay stationierten Soldaten gleichgestellt ist mit Gott. Der ist ebenfalls kein Stück begeistert, dass diese Idioten von der Navy in seinem Revier rumschnüffeln. Er gibt jedoch Auskunft.

Kaffee und Co. bauen ihre Verteidigung auf der Tatsache auf, dass die beiden Angeklagten den Auftrag für einen „Code Red“ erhalten haben. Dabei handelt es sich um „Erziehungsmaß­nahmen“ von Soldaten, die nicht richtig spuren. Santiago war so ein Soldat. Jessep hat jedoch gegenüber den Juristen angegeben, dass er höchstpersönlich den Befehl erteilt habe, wonach Santiago auf keinen Fall angerührt werden dürfte. Auch sollte der Soldat am nächsten Morgen das Camp verlassen. Kaffee und sein Team stehen vor einer unlösbaren Aufgabe. Niemand legt sich mit Colonel Jessup an. Der Mann steht kurz davor einen hohen Posten im Sicherheitsrat der Vereinigten Staaten zu übernehmen. Auch der Anwalt der Anklage, Capt. Jack Ross (Kevin Bacon), ein Freund von Daniel, rät ihm dazu, Jessup nicht ans Bein zu pinkeln.

Meinung von

Aaron Sorkin, der das zugrundeliegende Theaterstück und auch das Drehbuch schrieb, basierte seine Geschichte auf einer Erzählung seiner Schwester. Sie wusste von einem Code Red in Guantanamo Bay zu berichten. Noch bevor das Stück auf die Bühne kam, waren die Filmrechte verkauft.

Eine Frage der Ehre ist ein spannender, sehr gut gemachter Juristenstreifen, der in einem uns völlig fremden Umfeld spielt. Die Armee der USA basiert, so Jack Nicholsons Figur, auf Ehre, auf Loyalität und darauf, dass Befehle befolgt werden. Der Zuschauer lernt schnell, dass das, was der Colonel da sagt, irgendwie nicht stimmen kann. Er lügt Kaffee und seine Kollegen direkt ins Gesicht. Nicht das mit der Ehre und dem ganzen Kram. Das leben er und seine Männer vollkommen aus. Die Umstände um Santiagos Ableben sind jedoch "nicht ganz sauber".

Tom Cruise war mittlerweile ein Star, ein guter Schauspieler ist er jedoch nicht. Seine Figur ist an vielen Stellen nicht glaubwürdig. Wenn er später im Film betrunken ist und seine beiden Kollegen, hauptsächlich jedoch JoAnne anpöbelt, dann ist das typisch Cruise: Völlig überdreht, lächerlich und nervig. Das ist kein gutes Schauspiel.

Wer jedoch extrem gut spielt, das ist – natürlich – Jack Nicholson. Fuck, wenn der auf der Leinwand erscheint, ist er übermächtig. Man merkt ihm sein Gewicht an, seine schauspielerische Größe. Ich kann mir niemanden vorstellen, der diese Rolle hätte besser ausfüllen können. Jack Nicholson ist wie ein schwarzes Loch. Er erzeugt eine ungeheure Gravitation und zermalmt alles um ihn herum. Wahnsinn. Dabei tritt er nur in vier Szenen auf. Sein Ausbruch vor Gericht ist legendär. Sein Ausspruch Sie können die Wahrheit doch gar nicht vertragen!, so wie von Nicholson dargeboten, geht durch Mark und Bein.

Auch Kiefer Sutherland, der eine kleine Rolle hat, spielt klasse. Wie hieß es im Making Of so schön: Er hat seine dunkle Seite berührt. Seine Figur Kendrick ist Soldat bis in die letzte Zelle. Er ist fleischgewordener Gehorsam. Dieser Kendrick platzt beinahe vor Loyalität und Pflichterfüllung. Für ihn gibt es nur seinen Colonel Jessep und daneben noch Gott. Die sind für ihn auf einer Stufe. Schaut man Sutherland zu, wird einem mulmig in der Magengegend.

Und unsere Hauptfigur Tom Cruise? Naja ... Der spielt wie er immer spielt. Er ist der jugendliche, leichtfüßige Kerl, dem alles zufliegt und der sich um nichts als um sich selbst kümmert. Langweilig. Gepaart mit dem oben erwähnten "Ausbruch", muss man das Schauspiel leider abstrafen. Es war vorhersehbar, dass dieser Schnösel am Ende "über sich hinauswächst und an seiner Arbeit zu einem neuen Mann wird".

Demi Moore hatte zuvor keine Erfolge mit ihrer Filmauswahl gehabt und wollte unbedingt in diesem Film mitspielen. Sie macht ihre Sache gut. Ihr Charakter ist stark, unabhängig und – auch wenn ein Produzent es so sehen wollte – muss sich nicht mit Kaffee ins Bett legen. Wörtlich gemeint. Sie ist unabhängig und auch im Rang höher. Kevin Pollak ist so ein Typ, der gefühlt in jedem zweiten Film mitspielt. Er ist hier der komische Part. Gleichzeitig ist er ein Ruhepol zu dem quirligen Auftreten Kaffees.

Eine Frage der Ehre ist ein spannendes Justizdrama, das im Militär-Umfeld spielt. Wir lernen einiges über das Verhalten des Militärs und haben einen exzellenten Jack Nicholson.