Besprechung
Felix Ungar (Jack Lemmon) hat zwar einen Namen, der auf Glück hinweist, aber er ist ein riesiger Pechvogel. Nach vielen Jahren Ehe hat ihn seine Frau verlassen. Felix ist so verzweifelt, dass er sich sogar das Leben nehmen möchte. Aber auch das will nicht gelingen. Felix findet sich schließlich auf der Schwelle von Oscar Madison (Walter Matthau) wieder. Zusammen mit Vinnie (John Fiedler), Murray (Herb Edelman) und Roy (David Sheiner) bilden die fünf Männer eine Pokerrunde. Doch Felix ist kein Stück in der Lage Karten zu spielen.
Weil alle um die Gesundheit von Felix bangen, bietet ihm schließlich Oscar an, bei ihm zu wohnen. Es scheint eine super Idee, bedenkt man, dass Felix extrem ordnungsliebend ist, wohingegen der Sportreporter und eingefleischte Junggeselle Oscar das Chaos pur ist. Eine Weile geht das gut. Es ist nett eine aufgeräumte Wohnung zu haben. Über die vielen Schrulligkeiten von Felix kann Oscar dann auch schon mal drüber hinwegsehen.
Irgendwann leidet aber die Pokerrunde unter dem Sauberkeitsfimmel und den exquisiten Kochkünsten von Felix. Der schafft es sogar das Doppel-Date mit den heißen Schwestern Cecily (Monica Evans) und Gwendolyn (Carole Shelley) zu verbocken. Da platzt Oscar der Kragen.
Meinung von Nils
Walter Matthaus spielte Oscar auch schon in der Theaterversion von Neil Simon. Als es an die Besetzung für den Film ging, war schnell klar, dass Matthau auch hier mitwirken sollte. Der fragte den Autor jedoch, ob er nicht den Felix spielen könne, weil die Rolle des Oscar zu nahe an seinem eigenen Charakter sei und das Spiel deshalb wenig Herausforderung für Matthau bedeute.
Der Film fängt deprimierend an. Felix will sich das Leben nehmen – das ist keine lustige Sache. Es wird sich dennoch darüber lustig gemacht. Diese Eingangsszene dauert recht lange und legt den Grundstein für das schwere Gemüt von Felix. Der wirkt wie ein gebrochener Glückskeks. Früher mal glücklich, ist er nun ganz unten. Wie gut, dass er Freunde hat, die ihn auffangen. Man merkt, dass Oscar nicht 100%-ig hinter der Idee stand, seinen Pokerkumpel bei sich aufzunehmen. Aber als Freund macht er es dennoch. Immerhin hat der nach seiner eigenen Scheidung eine riesige Wohnung zur Verfügung.
Gegensätze ziehen sich an. So auch Felix und Oscar. Das läuft eine Weile gut, kippt dann aber schließlich in einen waschechten "Ehestreit". Die beiden Männer gehen eine heterosexuelle Beziehung ein. Soll heißen, sie mögen den Anderen als Kumpel und gewöhnen sich auch an die Eigenheiten des Anderen. Sie leben zusammen, haben Arbeitsteilung und sie streiten schließlich auch. Wie ein "seltsames Paar" eben.
Die beiden Männer streiten sich so sehr, dass vor allem Oscar das große Kind heraushängen lässt. Der reagiert trotzig, was mit dem Knautschgesicht von Walter Matthau bestens rüberkommt. Matthau und Lemmon waren wohl auch im echten Leben miteinander befreundet. Sie drehten im Laufe ihrer Karriere zehn Filme zusammen, Ein seltsames Paar war nach Der Glückspilz sie zweite Kooperation. Beide spielen ihre Rollen so, dass sich das Spiel geradezu als prägend herausstellen sollte. Folgende Rollen sind doch recht ähnlich gespielt.
Regisseur Gene Saks, der ein Jahr zuvor mit Barfuß im Park eine andere Theaterproduktion auf die Leinwand gebracht hatte, zeigt hier sein Können. Barfuß im Park war sein Regie-Debüt. Saks, der sonst eher vor der Kamera stand, verstand es bestens Theater auf die Silberleinwand zu bringen. Das geht selbstredend nicht 1:1. Sowohl Ein seltsames Paar als auch Barfuß im Park stammen aus der Feder von Neil Simon.
Einmal davon abgesehen, dass ein verzweifelter Mensch, der Selbstmord begehen möchte, nichts Lustiges ist – der Film hat danach seine großen Momente. Matthau und Lemmon spielen sich die Bälle zu, der Film hat Tempo – für damalige Zeiten – und er bringt Spaß; auch heute noch. Der Charme der 1960er kommt herrlich herüber, die Farben, die Kleidung. Der Film sollte durchaus auf der "Sollte man mal gesehen haben"-Liste stehen.