Besprechung
Dixon Steele (Humphrey Bogart) hat seine besten Tage als Drehbuchautor hinter sich. Er hält sich einfach immer zu wenig an die Buchvorlagen und schreibt die Geschichten oft komplett neu. Das mögen die Filmstudios nicht. Er ist außerdem ein sehr aufbrausender und gewaltbereiter Mensch.
Eines Abends schafft er es, die Kellnerin Mildred (Martha Stewart) zu sich nach Hause zu locken. Natürlich will er mehr, aber die junge Frau bleibt standhaft. Und so verbringt er einen Abend mit der Frau, die ihm ein Buch, zu dem er das Drehbuch schreiben soll, nacherzählt. Langweilig! Sie geht und am nächsten Morgen findet sich Dixon auf der Polizeiwache wieder. Sein alter Army-Kumpel Brub Nicolai (Frank Lovejoy) ist nun Detektive Sergeant bei der Polizei. Zusammen mit Captain Lochner (Carl Benton Reid) konfrontiert Brub Dixon damit, dass Mildred tot aufgefunden wurde. Dixon ist nicht wirklich schockiert. Es steht schlecht um Dixon, doch seine erst kürzlich eingezogene Nachbarin Laurel Gray (Gloria Grahame) entlastet ihn.
Die kühle Blonde verliebt sich in Dixon und er sich in sie. Die Liebe kurbelt Dixons Kreativität an und er schreibt endlich wieder an einem Drehbuch, das Laurel für ihn abtippt. Alles könnte so schön sein, doch der Mord an Mildred ist immer noch nicht aufgeklärt und die zunehmend überhand nehmenden Gewaltausbrüche Dixons lassen Laurel allmählich an seiner Unschuld zweifeln.
Meinung von Nils
Bogart hat in seiner Karriere wiederholt bewiesen, dass er das Arschloch spielen konnte. Da war sein früher Film Der versteinerte Wald, oder auch An einem Tag wie jeder andere. In Ein einsamer Ort spielt er einen gewaltbereiten und extrem leicht reizbaren Menschen. Mögen muss man diesen Typen nicht. Aber auch Gloria Grahame kommt nicht gerade sympathisch herüber. Da haben sich also zwei gefunden.
Allerdings ist es die kühle Distanziertheit Dixons und seine ausgeklügelten Ideen, wie Mildred umgebracht worden sein könnte, die Dixon jedem Zuschauer suspekt macht. War er doch der Täter? Man traut es ihm zu.
Der titelgebende einsame Ort ist am Ende Dixons Innenleben. Er ist wie er ist, mit all seinen Fehlern und Macken, wie kann man diesen Mann lieben? Er ist ein einsamer Mensch, der mit Laurel endlich Liebe findet. Doch auch wenn sie über vieles hinwegsehen kann und will – irgendwann ist Schluss. Sie bekommt Angst vor Dixon und will fliehen. Doch wie?
Das Ende ist weit davon entfernt glücklich zu sein. Dixon rastet aus, kann sich aber wieder fassen. Doch da ist es bereits zu spät. Eine gute Nachricht am Ende des Films reicht nicht aus, um das zerstörte Vertrauen Laurels wieder zu flicken. Dixon ist erneut alleine, einsam, verlassen, traurig.
Bogart spielt einen unangenehmen Charakter und das sehr gut. Regisseur Nicholas Ray war bei Ein einsamer Ort gerade einmal zwei Jahre im Geschäft und sollte später Klassiker wie …denn sie wissen nicht, was sie tun oder 55 Tage in Peking schaffen. Ein einsamer Ort ist ein Thriller, in dem wir nicht wissen, ob der Hauptdarsteller wirklich unschuldig ist oder nicht. Ein Hauptdarsteller, der angetrieben ist von seinen inneren Dämonen, die nur zu oft nach außen treten. Ein Mensch, der Ruhm und kreative Entfaltung sucht, der sich nach Liebe sehnt und sonst einsam und alleine ist.