Filmplakat Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

8/10

"Also viel patriotischer wird es hier nicht." — Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen, 2003

Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

Besprechung

1899. In London wird die Nacht durch ein seltsames, gepanzertes Vehikel gestört. So etwas hat die Menschheit noch nie gesehen. Dieser Panzer bricht in die Bank of England ein — ganz klar, das waren die Deutschen! Doch diese beteuern, so eine Waffe nicht zu haben. Was niemandem wirklich auffiel: Es wurden uralte Blaupausen gestohlen. Es dauert nicht lange, da wird in Deutschland eine Werkhalle mit Zeppelinen zerstört und alle Wissenschaftler entführt. Und nun ist es an den Deutschen, die Briten zu beschuldigen. Ein großer Krieg, ein Weltkrieg droht.

Doch soweit darf es nicht kommen. Großbritannien hat für solche besonderen Vorfälle schon immer die „Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ aktiviert. Diese setzt sich stets aus Persönlichkeiten mit speziellen Fähigkeiten zusammen. Diesmal bringt das Empire so lustige Leutchen zusammen wie den unverwundbaren Jäger Allan Quatermain (Sean Connery), Captain Nemo (Naseeruddin Shah) mit seiner Nautilus, Draculas Braut Mina Harker (Peta Wilson), den Unsichtbaren, Rodney Skinner (Tony Curran) und den unsterblichen Dorian Gray (Stuart Townsend). Schließlich gesellen sich noch Tom Sawyer (Shane West) und der gute Dr. Jekyll (Jason Flemyng) zu dieser netten Runde. Es liegt an ihnen, das verrückte „Phantom“ zu stoppen. Denn dieses will die Welt bewusst in einen Weltkrieg stürzen und dann die verfeindeten Länder jeweils mit seinen neuen Waffen ausstatten.

So geht die Liga auf Reisen — sie hat drei Tage Zeit — um das Phantom mit der Nautilus zu jagen. Doch an Bord geschehen seltsame Dinge. Es scheint fast so, als hätte die Liga ein faules Ei im Nest …

Meinung von

Herrliches Popcorn-Kino für alle Comic-Fans und die Literatur-Freaks mit Humor kommen auch nicht zu knapp. Die Liga basiert auf einer "Graphic Novel" aus der Feder von Meister Alan Moore.

Eigentlich hat der britische Autor Moore, der u.a. für DC-Comics arbeitet und so grandiose Stücke wie "Batman: The Killing Joke" schrieb, mit der Liga eine Mini-Serie entworfen. Eine Mini-Serie von der – so möchte ich mal meinen – der Normalbürger noch nichts gehört hat. Um so verwunderlicher, dass man daraus einen so großen Film gemacht hat. Aber, hey, ich will mich nicht beklagen! :-)

Aufmerksame Moviejunkie-Fans haben sich vielleicht über die seltsame Charakter-Zusammenstellung gewundert? Das sind doch alles Figuren aus der Weltliteratur? Da ist der Unsichtbare von H. G. Welles, Robert Louis Stevensons Dr. Henry Jekyll (im Doppelpack mit Mr. Hyde), Jules Vernes Kapitän Nemo, Oscar Wildes Dorian Gray oder aber Mark Twains Tom Sawyer. Gast-Moviejunkie Olli meinte noch, er hätte gelesen, dass sich doch tatsächlich Menschen darüber aufgeregt haben, die Figuren seien nicht "richtig" wiedergegeben, so würde eine an dieser Stelle nicht genannte Figur im Original-Roman nicht sterben. Oh-H-A-L-L-O-O-O-O!? Solche dummen Sprüche musste ich übrigens auch im Kino hinter uns vernehmen. Natürlich sind die Figuren nicht richtig dargestellt! So was nennt man Fiktion.

Fazit over all: Sehr gute Abenteuer-Unterhaltung. Denn im Grunde ist es ein schöner, waschechter Abenteuer-Film. Schon durch den 73-jährigen (!) Sean Connery als Jäger. Klasse. Störend waren nur die fiesen Nahaufnahmen. Meistens während der Kämpfe. Dann wird der Besucher mit schnellen Schnitten und Nahaufnahmen gequält. Nichts für Epileptiker. Selbst mir wurde dabei manchmal ganz schummerig.

Gast-Moviejunkie Olli und ich fragten uns nach dem Kino nur, ob auch wirklich alle Kinobesucher die Roman-Vorlagen kennen. Oder ob die jetzt denken "Coole Superhelden. Der Nemo. Boa-Ey...". (Ich will nicht verhehlen, dass mir Dorian Gray nicht spontan geläufig war, was bei Olli – so schien es – eine Welt einbrechen ließ. Ich hab's in seinen entsetzten Augen gesehen...) Die Lücke ist nun natürlich gefüllt.