Filmplakat Der Wind und der Löwe

8/10

"Mrs. Pedecaris, sie bereiten mir große Schwierigkeiten." — Der Wind und der Löwe, 1975

Der Wind und der Löwe

Besprechung

Im Oktober 1904 wird die amerikanische Staatsangehörige Eden Pedecaris (Candice Bergen) zusammen mit ihren Kindern aus ihrem Anwesen in Tanger entführt. Eine Horde von wilden Reitern hat zunächst in der Stadt für Aufregung gesorgt und dann die Pedecaris‘ verschleppt. Anführer Mulai Ahmed er Raisuli (Sean Connery) hinterlässt bei Mrs. Pedecaris, aber auch Sohnemann William (Simon Harrison) einen großen Eindruck. Seine Männer haben alle einen riesigen Respekt vor einem der letzten Berberfürsten.

In Amerika ist man natürlich absolut schockiert. Präsident Theodore Roosevelt (Brian Keith), der das Amt von Vorgänger William McKinley geerbt hat und wiedergewählt werden will, geht auf vollen Konfrontationskurs. Er fordert die Befreiung der Pedecaris‘ oder den Kopf von Raisuli. Der reist mit der Familie und seinen Männern weit ins Land zu seiner Festung. Mrs. Pedecaris, die anfangs angeekelt war von Raisuli, lernt diesen Mann auf der Reise immer besser kennen. Er ist stolz, edel, gläubig und intelligent.

Raisuli hat die Pedecaris‘ nur entführt, um den Pascha von Tanger (Vladek Sheybal), zu demütigen. Der ist Raisulis Bruder und sehr europafreundlich. Während Roosevelt große Reden schwingt, empfindet der Präsident zugleich Bewunderung für diesen starken und ehrlichen Gegner.

In Tanger lässt sich der US-Konsul Samuel Gummere (Geoffrey Lewis) dazu überreden, Captain Jerome (Steve Kanaly), der mittlerweile in Tanger gelandet ist, seinen Vorschlag in die tat umzusetzen. Jerome macht Nägel mit Köpfen und nimmt unter den Augen der Franzosen, der Briten und der Deutschen den Palast des Paschas ein – auch wenn er damit einen Krieg zwischen den Nationen provoziert.

Meinung von

So schöne Abenteuerfilme gibt es heute leider nicht mehr. Tolle Aufnahmen, große Schauspieler und eine dicht erzählte Geschichte. Autor und Regisseur John Milius hatte bereits zuvor die Drehbücher für unter anderem Dirty Harry und Jeremiah Johnson geschrieben gehabt. Davor gab es auch schon ein paar Regiearbeiten, aber wohl nichts, was an Größe an diesen Film herankam. Bei der Geschichte hat er sich an dem Entführungsfall des Herrn Ion Perdicaris orientiert.

Heute würde man so ein Casting nicht mehr machen. Das gäbe zu viel Geschrei wegen "Whitewashing". Aber damals war das normal. Sean Connery war berühmt, begehrt und ein Publikumsmagnet. Setzen wir den doch in dunkle Gewänder gehüllt und mit einem Turban aufs Pferd. Man muss allerdings sagen, dass Connery seine Rolle wirklich gut ausfüllt. Er strahlt Präsenz, Macht und Erhabenheit aus. Genau die Attribute, die er als Berber-Anführer und Gesandter Allahs benötigt.

Es bahnt sich an, dass die Amerikanerin den Berber dann irgendwann doch nett findet. Vielleicht sogar mehr als nett. Milius ist zum Glück nicht den billigen Weg gegangen. Mrs. Pedecaris verfällt dem Anführer dieses Haufens von Banditen nicht mit Haut und Haaren. Das wird keine Liebesschnulze. Stattdessen lernt sie den Mann einfach besser kennen und sieht, was für ein großer und ehrlicher Mann er ist. Am Ende hat sie einen großen Respekt für Raisuli. Das kommt so gut rüber, dass man vor Freunde juchzen möchte.

Wir sehen die polterigen Amerikaner, die immer gleich schießen müssen. Roosevelt sagt es so passend, dass niemand die Amerikaner mögen wird. Respektieren und vielleicht fürchten, aber mögen wird niemand die Amis. Dafür sind sie nicht gemacht. Dieser Präsident ist auch vorlaut und bringt auch Außenminister John Hay (John Huston) ganz schön ins Schwitzen. Ja, John Huston spielt mit. Der große Regisseur von unter anderem Die Spur des Falken, Gangster in Key Largo oder African Queen hat auch recht oft vor der Kamera gestanden.

Der Wind und der Löwe ist ein echt toller Film. Leider kennt den kaum einer. John Milius ist auch eher unbekannt. Er hat zwar viele echt wichtige Drehbücher geschrieben (zum Beispiel Apocalypse Now), aber Regiearbeiten blieben bei ihm eher aus. Als einziger noch nennenswerter Film unter seiner Regie ist Conan, der Barbar.

Noch ein Wort zu Connery. Ich sah den Film in der deutschen Synchronisation. Da spricht er etwas "seltsam". Vor allem am Anfang klingt das, als könne er nicht richtig englisch sprechen. Ich dachte mir noch "Na, das muss ja lustig sein, einen Schotten einen Araber spielen zu lassen." Wenn man sich dann mal in die englische Originalversion reinklinkt, ist das wahrlich schaurig-lustig. Nadim Sawalha, der den Sultan spielt, soll versucht haben Connery einen arabischen Akzent beizubringen. Hat dann aber nach drei Tagen das Handtuch geworfen.

Ich werde Der Wind und der Löwe bestimmt noch mehrmals anschauen.