Besprechung
Das beschauliche Amity Island ist ein absoluter Tourismusmagnet. Jedes Jahr strömen unzählige Erholungsuchende auf die Insel. Dieses Jahr kommt ein ungebetener Gast: ein monströser Weißer Hai. Die Killermaschine frisst eine junge Frau, Chief Martin Brody (Roy Scheider) ermittelt. Als ihm klar wird, dass ein Hai vor der Küste Amity Islands auf Jagd geht, will er die Strände schließen. Doch die Wirtschaft hat etwas dagegen — allen voran Bürgermeister Larry Vaughn (Murray Hamilton). Der Chief kann nicht mitten in der Saison die Strände dicht machen.
Brody holt sich Hilfe beim Hai-Spezialisten Matt Hoope (Richard Dreyfuss), der auch prompt erkennt, was für ein Hai vor der Küste sein Jagdrevier eingerichtet hat.
Es müssen noch mehr Menschen grausam sterben, bis der Bürgermeister endlich grünes Licht für die Jagd auf das Monster gibt. Brody und Hooper gehen zusammen mit dem bärbeißigen Sam Quint (Robert Shaw) an Bord der kleinen Orca auf die gefährliche Suche nach dem Weißen Hai.
Meinung von Nils
Ihr könnt sagen, was Ihr wollt: Der weiße Hai ist einfach der beste Tier-Horror-Film, den es gibt. Scheiß auf Moränen, Schafe, Piranhas, Kraken oder Spinnengetier. Der Hai ist die Nummero Uno!
Regisseur Spielberg hat einen atmosphärisch dichten Streifen mit tollen Charakteren abgeliefert. Der weiße Hai war damals der erfolgreichste Film. Er ließ sogar solche Kracher wie Der Pate hinter sich.
Die Haupt"person", den Hai, sehen wir lange Zeit überhaupt nicht. Spielberg zeigt Grauen, das nicht da ist. Die junge Frau am Anfang wird von unten angegriffen, offensichtlich von einem riesigen Maul gepackt und hin- und hergerissen. Wir sehen aber nur die Frau, nicht den Fisch. So muss Horror sein.
Auch von den Bildern bin ich jedes Mal beeindruckt. Am besten ist noch die Überblendtechnik am Strand. Brody schaut nach dem ersten Übergriff gespannt auf das Wasser. Der Wechsel von Brodys Gesicht und dem Blick aufs Wasser, aber auch das Herangehen an Brody, wird über Schnitte realisiert, wenn gerade jemand durchs Bild läuft. So einfach. So cool. Und Spielberg hat sogar noch ein Schmankerle in der Szene untergebracht: Den Zoom, wie ihn Hitchcock in Vertigo verwendet hat. Da geht einem doch das Herz auf.
Ich mag übrigens auch die Szene, in der Chief Brody brütend am Essenstisch hockt, sein kleiner Sohn ihm alles nachmacht und Brody einen Kuss verlangt — weil er es braucht.
Am Ende haben wir also einen extrem guten Film vorliegen, aber der Weg dahin soll ein schwerer gewesen sein. Anstatt der geplanten 52, dauerte der Dreh 155 Tage. Die animatronischen Fische — es gab drei Haie mit den Namen 'Bruce' — sollen kaum funktioniert haben. Das Wasser machte alles kaputt. Das mag wohl auch ein Grund sein, warum man so wenig von dem Hai sieht. Sich bewegendes Wasser, auf den Fisch abgeschossene Tonnen, die an der Oberfläche des Meers ihre Bahnen ziehen — da muss man nicht den kaputten und ewig quietschenden Fisch zeigen. Aus der Not wurde eine Tugend gemacht.
Die Bilder, die Stimmung, die Handlung, das Monster — alles ganz großes Kino. Doch einer der Hauptgruselfaktoren ist und bleibt die Musik von John Williams — für die er auch eine Oscar erhielt. Selbst heute ist diese Abfolge von düsteren Streichern und tiefen Klaviernoten bedrohlich ohne Ende. Und ein Klassiker!
Ich liebe diesen Film. Er hat so einen schönen "Geruch" und ein bedrohliches Gefühl. Kann ich mir öfter anschauen. Dabei habe ich lange gebraucht, bis ich eine vernünftige DVD-Kopie fand. In Deutschland wurde der Film mit der Restaurierung zum 30-jährigen Jubiläum neu synchronisiert. Und wer will die Stimme von Eddie Murphy als Chief Brody hören? Niemand. Also suchen! Auf englischen DVDs ist noch die alte Tonspur zu finden.
Der weiße Hai ist ein Film, den jeder, der gerne Filme schaut, gesehen haben muss. Wirklich: Muss! Aber nur den ersten Teil. Die Nachfolger kommen nichts ans Original heran und sind teilweise cineastischer Schrott.