Besprechung
Nachdem der Wissenschaftler Carl Maia (Antonio Moreno) am Oberlauf des Amazonas einen wundersamen Fund macht, lädt er seinen einstigen Studenten David Reed (Richard Carlson) und seine Freundin Kay Lawrence (Julie Adams) ein, ihn bei den Ausgrabungen zu helfen. Wie es scheint, ist Dr. Maia auf eine Extremität eines noch nie gesehenen Wesens gestoßen. David darf natürlich nicht einfach so mitkommen, sein Boss Mark Williams (Richard Denning) muss ihm grünes Licht geben. Der wittert eine Sensation, die ihm viel Geld einbringen wird, also gibt’s grünes Licht und ihn gleich oben drauf als Begleiter.
Zusammen mit Dr. Thompson (With Bissell) fährt das Quartett zum Fundort. Lucas (Nestor Pavia) fährt die Wissenschaftler mit seinem Kutter „Rita“ über den Fluss. Weil man nichts findet, kommt David auf die Idee, den Fluss weiter runter zu suchen. Vielleicht hat sich ein Stück Land für tausenden von Jahren gelöst und die Reste des erhoffen Skeletts mitgespült? Lucas erinnert sich an eine Lagune, die wunderschön sein soll – aber aus der noch nie jemand zurückkam.
In der schwarzen Lagune angekommen, gehen David und Mark unter Wasser auf die Suche und werden fündig. Zu ihrem Entsetzen finden sie aber mehr als nur Knochen. Irgendwas Großes ist in der Lagune und macht den Wissenschaftlern auf dem Boot das Leben schwer. Dann endlich sehen sie es: ein Monster, halb Mensch halb Fisch. Und es ist nicht gut drauf …
Meinung von Nils
Nachdem Der weiße Hai heraus kam, wollte niemand mehr im Meer baden gehen. Doch Spielberg schuf nicht als Erster diesen Schrecken. Regisseur Jack Arnold schaffte das bereist 1954 mit seinem Der Schrecken vom Amazonas. Der Film lief damals – man höre und staune – in 3D in den Kinos. Ein wahnsinniger Horror für die Zuschauer.
Der Schrecken vom Amazonas wird gehandelt als Urvater des modernen Creature-Horrors. Alien, Predator und Co. – alle kann es nur geben, weil der Fischmann aus Der Schrecken vom Amazonas erfolgreich über die Leinwand wankte. Und er wankte …
Schon früh sehen wir die riesige Hand mit den Schuppen, den Krallen und den Schwimmhäuten aus dem Wasser heraus kommen. Dann ein kurzer Blick auf das Monster, wenn es die beiden Assistenten von Dr. Maia umbringt. So richtig zu Gesicht bekommen wir das Kiemenmonster – Wir wollen doch das Monster sehen! –, wenn es in der schwarzen Lagune schwimmt. Regisseur Arnold schuf hier eine wunderbare Einstellung, die uns unweigerlich an den Weißen Hai erinnert: Kay schwimmt in ihrem weißen Badeanzug (der für die damalige Zeit an den Beinen aufreizend hoch geschnitten war) und wir sehen sie von unten, ganz so wie über 20 Jahre später die Schauspielerin Susan Backlinie, wenn der Hai sich seinem Opfer langsam von unten nähert.
Unterschied hier – der Hai ist eine Killermaschine und will fressen. Der Fischmann ist sich nicht sicher, was er will. Wir sehen, wie er sich zögerlich dem Bein von Kay nähert. Soll er sie berühren? Darf er es wagen, den Kontakt zu der schönen Frau herzustellen? Das ist eine menschliche Handlung. Im Endeffekt gewinnt eine andere menschliche Eigenschaft. Der Fischmann ist extrem angepisst davon, dass da Wildfremde in seinem "Wohnzimmer" herumstolzieren.
Die Forscher sind Eindringling in dem Lebensraum des Kiemenmannes. Wer würde da nicht gereizt reagieren? So scheint das urtümliche Wesen ein gefährlicher Aggressor zu sein. Dabei verteidigt es sich nur. Tatsächlich ist Williams das Monster. Er will das Wesen dingfest machen, am liebsten tot, um damit Geld und Ruhm einzusacken.
Der Film ist anfangs sehr ruhig. Wir sehen das Monster nicht gut. Erst in der Lagune bekommen wir es so richtig zu Gesicht. Was dann passiert ist wiederum spannend. Das Fischmann-Monster macht Jagd auf die Eindringlinge. Da darf natürlich die holde Maid in Not nicht fehlen. Man hat den Eindruck, dass Kay nur da ist, um rumzukreischen. Das ist nicht die starke Frauenfigur, wie wir sie mit Ripley in Alien erhalten haben. Der Schrecken vom Amazonas ist eben ein typischer Film aus den 1950ern...
Ben Chapman und Ricou Browning spielten den Kiemenmann. Der eine war für die Einstellungen an Land, der andere für die Schwimmszenen. Das muss man noch einmal sagen, der Schwimmstil von Browning ist elegant. Dafür wurde er angestellt. Wobei ich mich Immer noch frage, wie sie das mit den Aufnahmen damals gemacht haben. Hat Browning so lange die Luft angehalten oder gab es versteckte Sauerstoffflaschen?
Eine Kleinigkeit erfreut mich sehr. Wenn wir das erste Mal Kay sehen, wie sie mit Dr. Maia auf David Reed warten, fragt der Doktor, warum David denn nicht gleich hochkäme? David war tauchen und hat von Kay das Zeichen bekommen zum Auftauchen. In viel zu vielen Filmen (heutzutage) wird die Dekompressionszeit aus Zeitgründen einfach weggelassen. Doch da es ein Film aus den 1950ern ist, nimmt man sich die Zeit und der Zuschauer lernt auch noch etwas dabei. Kay erklärt dem Doktor die Sache mit der Dekompressionszeit.
Schaurig ist der Streifen heute natürlich nicht mehr. Aber ein Klassiker, den man mal gesehen haben sollte. Natürlich nicht in fucking 3D ...