Filmplakat Deadpool & Wolverine

9,5/10

"I am Marvel Jesus!" — Deadpool & Wolverine, 2024

Deadpool & Wolverine

Besprechung

Wade Wilson (Ryan Reynolds) ist seit seinem Zusammentreffen mit Cable nicht so gut drauf. Irgendwie möchte er, dass er nicht nur Deadpool ist, sondern auch etwas bewirken kann. Das kommt unter anderem daher, weil seine Freundin Vanessa (Morena Baccarin) ihn genau deswegen verlassen hat. Wade weiß nicht, was er wirklich will. Da er noch das transdimensionale Armbanduhr-Dingens hat, reist er von Universum zu Universum. Auf Erde 10005 lässt er sich dann nieder und wird Autoverkäufer. Ein ziemlich schlechter Autoverkäufer.

Eines Tages stehen Beamte der TVA vor seiner Tür und nehmen ihn mit. Dabei handelt es sich um eine Agentur, die sich um Zeit- und interdimensionale Reisen kümmert. Deadpools Ansprechpartner ist ein gewisser Mr. Paradox (Matthew Macfadyen), der ihn hat holen lassen, weil die eigentliche Zeitlinie von Deadpool im Begriff ist, sich aufzulösen. Das liegt daran, weil eine Ankerfigur aus ihr entfernt wurde: Logan (Hugh Jackman), der Wolverine. Deadpool soll helfen, den Prozess der Auflösung des Universums zu beschleunigen. Kein Wunder, dass Deadpool das nicht so toll findet. Er flieht mit einem Interdimensionsreisedingens und besucht diverse Wolverines. Schließlich kommt er mit der wohl schlechtesten Version von Wolverine zurück zum TVA.

Mr. Paradox „zappt“ die beiden Helden ins Void – der Auffanghalde für Superwesen, an die sich keiner mehr erinnert.

Meinung von

Nur ganz, ganz kurz hatte ich während des Films Zeit, mir Gedanken dazu zumachen, wie ich diese Kritik anfangen wollte. Hier ist das Ergebnis: Fuck! Fuck, ist der Film durchgeknallt und lustig! Deadpool ist in den beiden vorherigen Filmen schon lustig, Regisseur Shawn Levy und Ryan Reynolds holen aber in Deadpool & Wolverine noch einmal eine große Schippe drogenkranken Scheiß aus dem Keller und weben diesen geschickt in eine ordentliche Geschichte.

Die ist aber natürlich gar nicht so wichtig. Der Film lebt wieder einmal von den Dialogen des "Merc with a Mouth". Hugh Jackman, der schon im ersten Teil einen "Cameo-Auftritt" als Maske hatte, trifft nun endlich auf Deadpool. Ein Traum von Wade und uns Zuschauern wird wahr!

Der Film zitiert unglaubliche viele Filme und auch Serien, damit ist er sowas wie ein Zeitzeuge der Popkultur - oah, schön gesagt. Dabei bleibt er sich aber treu und glorifiziert nur in den seltensten Fällen. Es ist oft ein einziges, herzerfrischendes Gepisse in Richtung Fox, Marvel und Disney. Dass die familienfreundliche Butze Disney so viel Blut und dreckige Sprache zugelassen hat, verwundert sehr. Da müssen die Disney-Verantwortlichen sich ganz kräftig blutige Lippen gebissen haben und viele, viele Kröten geschluckt haben. Aber: Hey, das Geld lockt! Da macht man bei Disney auch schon mal sowas.

Dabei kritisiert der König der vierten Wand ganz offen Dinge wie z.B. die unnötige Geldmaschine Multiversum. Man möge damit bitte aufhören. - Ganz meine Meinung. Dummerweise hätte man ohne den lästigen Kunstgriff des Multiversums nicht Logan und Deadpool auf eine Leinwand bringen können.

Unser "Held" hat selbstredend einen Gegner, bzw. eine Gegnerin. Deren Geschichte wird erklärt, man versteht sie. Ein bisschen an den Haaren herbeigezogen, aber okay. Deadpools Gegnerin wird dargestellt von Emma Corrin, die ziemlich blass bleibt. Braucht es einen stärkeren Gegner? Jein. Schön wäre es gewesen, aber nicht notwendig, da es um Deadpool und seine Sichtweise dieser Welt geht. Davon haben wir reichlich in dem Film bekommen.

Die Superhelden-Müllhalde, in der Deadpool und Wolverine landen, birgt viele, viele Überraschungen. Als ein ehemaliger Marvel-Held, der Held der späten 1990er/ frühen 2000er, auf der Leinwand auftrat, war ich kurz davor aufzustehen und loszugröhlen. Gegröhlt vor Freude habe ich — vermutlich sehr zum Leidwesen des einsamen Besuchers, der neben mir saß. So gut! So saumäßig gut!

Wolverine taucht übrigens zum zehnten Mal in einem Marvel-Film auf. Wie sollte es anders sein? Auch dazu hat Deadpool einen flotten Spruch auf den Lippen, der Jackman verzweifeln lassen müsste und der gleichzeitig ein weiterer Tritt gegen Disneys Schienbein ist. Einfach nur göttlich. Wir freuen uns jetzt schon aufs Jahr 2058 ...

In diesem Film sehen wir Wolverine in seinem Original-Kostüm in Gelb und Blau. Ich denke, das dürfte auch viele Zuschauer sehr glücklich gemacht haben. Das muss jetzt aber bitte der letzte Kunstgriff in Sachen Multiversum sein, okay?!

Deadpool & Wolverine schaffte es, dass wir aus dem Kino kamen und "wie damals" aufgeregt über den Film geredet haben. Das ist heutzutage echt selten.

In den Staaten ist der Streifen R-rated, also sowas "wie ab 18". Hätte er hierzulande eigentlich auch sein können. Noch nie sah man in einem Disney-Film so viele abgehackte Füße, Klingen in Körperöffnungen, wo diese ganz bestimmt nicht hingehören (Klingen gehören in keine Körperöffnungen - die Redaktion. Also ich.). Auch ist Dogpool ein Verbrechen an der Natur (aber dennoch urkomisch), weshalb der Film ruhig mehr als "ab 16" vertragen hätte. Hm. Vielleicht sind wir einfach härter im Nehmen als die Amis ... Obwohl Dogpool ... kann Albträume auslösen.

Wer die ersten beiden Teile mochte, der wird beim dritten Streifen aus der Deadpool-Reihe ebenfalls voll und ganz auf seine Kosten kommen. Wenn ich mich so an die anderen Film erinnere, habe ich wohl in dieser Reihenfolge gelacht: Deadpool dunkles Orange auf der Gefahrenskala. Deadpool 2 helles Orange. Und Deadpool & Wolverine tiefrotes, ganz gefährliches Rot — quasi kurz vorm Platzen.

Ich könnte noch sehr viel mehr schreiben. Aber ich kenne eh nur eine Person, die bis hierher gelesen hat. Hallo, Toby.