Besprechung
Dave (Nick Thune) ist ein Künstler, der noch nicht seinen Weg gefunden hat. Er fängt diverse Projekte an, bringt sie dann aber nicht zu einem Ende. Seine Freundin Annie (Meera Rohit Kumbhani) ist mäßig begeistert davon. Als Annie von einem kurzen Tripp nach Hause kommt, muss sie feststellen, dass mitten in ihrem Wohnzimmer eine Konstrukt aus Pappe steht. Vorne steht Eingang drauf. Aus dem Inneren des Konstrukts hört sie Dave. Der hat vor drei Tagen angefangen ein Labyrinth aus Pappe zu bauen und hat sich nun verirrt.
Dieses Labyrinth ist ein bisschen wie Dr. Whos Tardis: von außen wirkt das Pappteil nicht besonders groß oder gar imposant. Doch Dave erklärt, dass das Labyrinth im Inneren viel größer ist als von außen betrachtet. Annie holt zunächst Gordon (Adam Busch) zu Hilfe. Schnell folgen diverse andere Leute. Da ist z.B. Harry (James Urbaniak), der mit Kameramann (Scott Narver) und Tonmensch (Frank Caeti) eine Doku über diesen Vorfall drehen will. Dann ist da noch das Pärchen Brynn (Stephanie Allynne) und Greg (Timothy Nordwind), der heruntergekommene Leonard (Scott Krinsky), die Labyrinth-euphorische Jane (Kirsten Vangsness) und ein flämisches Touristenpärchen.
Man macht sich auf den Weg ins Labyrinth um Dave zu finden. Dabei muss die illustre Gesellschaft feststellen, dass sich das Labyrinth irgendwie verselbstständigt hat. Auf nicht geklärte Weise ist es zum Leben erwacht. Ein Labyrinth wäre kein Labyrinth, wenn es keine Todesfällen gäbe. Und ein Minotaurus (John Henningen) darf auch nicht fehlen. Das Innere des Labyrinth ist wahnsinnig gefährlich und ein Herauskommen nicht möglich.
Meinung von Nils
Ich liebe solche kleinen, schrägen Filme, die vor Fantasie überschäumen. Die müssen gar nicht einmal wirklich Sinn ergeben. Sie müssen den Zuschauer nur in ihren Bann und eine vollkommen andere, wilde Welt versetzen. John Dies at the End oder der jüngere Under the Silver Lake sind super Beispiele für diese Art von Filmen. Komisch, alles Filme, die kein Arsch kennt, die gefühlt nie im Kino waren und deren Titel nicht einmal übersetzt wird ...
Dave Made a Maze hat aber schon eine Art Inhalt. Zum einen ist es einfach ein durchgeknallter Abenteuerfilm. Ein bisschen wie Die Goonies. Es geht aber vor allem um einen jungen Mann, der 30 Jahre alt ist, von seinen Eltern noch unterstützt wird und sich deshalb einfach scheiße und minderwertig fühlt. Er probiert viel aus, scheitert aber jedes Mal. Dave kommt nicht voran im Leben. Jetzt hat er – aus einer Laune heraus – ein Papplabyrinth gebaut und endlich einmal etwas geschaffen. Wieso das Labyrinth ein Eigenleben entwickelt hat? Wieso es Menschen umbringt? — Keine effing Ahnung. Ist auch egal.
Das Labyrinth steht für einen verkorksten Lebensweg, der unbezwingbar wirkt, der Dave zu verschlingen droht. Der Minotaurus als Symbol für den Wunsch nach Freiheit, aber auch für das Dunkle in Dave. Man kann hier durchaus einiges in den Film von Bill Watterson hineininterpretieren. Muss man aber nicht. Lasst Euch einfach auf den Streifen ein, lasst Euch in das Innere dieses überaus fantasievoll gestalteten Labyrinths hineinziehen.
Dave Made a Maze ist wirklich eine kleine Produktion, die aber viel durch Schweiß und Kreativität aus dem Film rausholt. Die gesamte Produktion hatte Platz für gerade einmal zwei Räume. Immer wenn in einem Raum gedreht wurde, wurde der andere für die nächste Szene vorbereitet. Die viele Pappe wurde zusammengesucht aus Müllcontainern – und später wieder zurückgebracht, auf dass die Pappe recycelt werden konnte.
Der Film hat einen Bodycount von fünf, wobei die wirklich schön hingerichtet werden. Da spritzt kein Blut, da schlittern keine Gedärme über den Fußboden. Stattdessen spritzt es rote und andersfarbige Bindfäden. Herrlich.
Dave Made a Maze geht gerade einmal 80 Minuten. Viel mehr dürfte er nicht haben. Somit bleibt auch kaum Zeit für Längen. Der Film hat nur eine kleine Schwäche, kann sich aber daraus auch wieder retten, kurz bevor es zum Finale kommt. Den Streifen kann man sich gut anschauen, sich amüsieren und weitermachen. — Erwähnte ich schon: Ich liebe solche schrägen Filme!
Schön auch die Reminiszenz an Herr der Ringe. Der schweigsame Kameramann wird gen Ende vom Labyrinth verschlungen und ruft seine einzigen Worte: Flieht ihr Narren!
Ganz der Gandalf ...