Besprechung
Inspektor „Dirty“ Harry Callahan (Clint Eastwood) ist mit seiner Haudrauf-Art unangenehm aufgefallen und arbeitet nun bei der Fahndung. Dafür hat sein direkter Vorgesetzter, Ltd. Neil Briggs (Hall Holbrook), schon gesorgt. Briggs ist deswegen auch nicht gerade erfreut, als er Callahan an einem Tatort vorfindet. Irgendjemand hat einen kriminellen Gewerkschaftsvorsitzenden auf offener Straße abgeknallt.
Die Vorfälle, in denen jemand Selbstjustiz an Großkriminellen in San Francisco verübt, nehmen immer mehr zu. Was Callahan und sein neuer Partner, Inspektor Early Smith (Felton Perry), nicht wissen: eine Gruppe von Verkehrspolizisten steckt hinter diesen Taten und bringt böse Buben auf eigene Rechnung um.
Als sich allmählich ein Muster herauskristallisiert, werden Dirty Harry und sein Partner wieder zur Mordkommission versetzt. Hier kommt Callahan langsam hinter das schreckliche Geheimnis.
Meinung von Nils
War Dirty Harry im ersten Teil noch derjenige, der das Recht in die eigene Hand nahm — was ihm von manchen Stellen negativ ausgelegt wurde —, so sind es diesmal andere Polizisten, die sich geradezu organisiert haben, um den Abschaum von San Francisco aus dem Weg zu räumen. Plötzlich wird Dirty Harry — der immer noch die selben Methoden anwendet und das bestehende System dumm
findet — von der Buhmann-Seite mehr auf die Seite des guten Cops gezogen. Das war auch gewollt, so wurde den Kritikern des ersten Teils der Wind aus den Segeln genommen.
Von daher ist übrigens Callahan eine untypische Fortsetzung. Heutzutage wird der zweite Teil zu 99% versaut, weil man die Dinge nimmt, die im ersten Teil gut ankamen und diese dann in der Fortsetzung völlig überhöht: mehr Autoverfolgungen, mehr Explosionen, mehr Waffenfeuer, mehr dumme Sprüche. Wie viele zweite Teile sind damit schon zum Grab des Franchise geworden? Callahan ist da anders. Die Grundfigur bleibt, nur wird ihr nun ein Gegner (in diesem Fall vier davon) entgegengestellt, die seine Unarten verstärken. Ungewöhnlich — aber effektiv.
Wurde Dirty Harry noch als faschistoider Polizist beschimpft, schmeißen die Schreiber im zweiten Teil wirkliche Angriffspunkte ins Rennen. Die Motorrad-Cops in ihren schwarzen Lederuniformen, den weißen Helmen und den hinter schwarzen Sonnenbrillen versteckten Gesichtern sind nun wirklich unheimliche Faschos. Alles gewollt.
Callahan ist somit eine gelungene Fortsetzung. Allerdings hätte er an so mancher Stelle doch mehr Tempo haben dürfen. Regisseur Ted Post lässt sich viel zu oft zu viel Zeit. Zwar sollte mit der sexy Nachbarin von unten gezeigt werden, dass Harry Callahan keine Maschine ist, sondern "auch nur ein Mensch", ich war hingegen froh, dass ich an der Stelle vorspulen konnte.
Gerne hätte ich auch mehr von den bösen Cops mitbekommen. Man weiß schnell, wer diese vier Vigilanten sind, aber es wird sonst doch kaum auf sie eingegangen. Erst wenn drei Cops Callahan in der Garage überreden wollen, sich ihnen anzuschließen, erfährt man etwas über sie. Super karge, aber dennoch starke Sätze. Hätte nur mehr sein dürfen.