Filmplakat Black Mass

7,5/10

"Ich dachte, es ist ein Familiengeheimnis!?" — Black Mass, 2015

Black Mass

Besprechung

James „Whitey“ Bulger (Johnny Depp) ist ein kleiner Ganove in South Boston Mitte der 1970er. Er hat seine Leute, die für ihn arbeiten. Darunter so zwielichtige Gestalten wie Steve Flemmi (Rory Cochrane), der für Jimmy alles beseitigt, das stört. Am meisten verhasst sind Ratten, also Spitzel, die die Organisation verraten könnten. Mit denen wird kurzer Prozess gemacht.

Für Jimmy sind die Italiener aus Nord-Boston ein Dorn im Auge. Die Mafia ist aber auch für den FBI-Agenten John Connolly (Joel Edgerton) lästig. Connelly will Nord-Boston von den „Spaghettifressern“ säubern. John macht Jimmy ein Angebot: ausgerechnet der Verbrecher soll ein Spitzel fürs FBI werden. Wären Jimmy und John nicht gemeinsam aufgewachsen, Jimmy hätte den FBI-Mann sofort ausgelöscht. Jimmy verachtet Spitzel… – John schlägt ihm deshalb eine Allianz vor.

Diese Zusammenarbeit ermöglicht es Jimmy in der Unterwelt von Boston ganz nach oben zu kommen, John profitiert finanziell davon.

Meinung von

James Bulger gab es wirklich. Regisseur Scott Cooper zeigt uns somit eine Art Biografie eines brutalen Verbrechers; dessen Aufstieg in South Boston, sein Privatleben. Geschäftlich war Bulger knallhart, skrupellos und extrem gefährlich. Privat war er hingegen ein liebevoller Sohn, ein fürsorglicher Vater und ein guter Bruder.

James' Bruder Billy (Benedict Cumberbatch) war ein angesehener Senator. Billy wusste natürlich von James' Geschäften, er wusste vom Temperament seines Bruders, unternahm jedoch nichts dagegen. Loyalität und Treue wurde in der Familie groß geschrieben. Auch FBI-Mann John ist loyal – anders würde er nicht überleben. Um seine Machenschaften zu decken, holt er seinen Kollegen John Morris (David Harbour) mit ins Boot. Bulger wird zwar vom FBI gedeckt und kann so seinen Machenschaften nachgehen, doch er gibt selber keine Insider-Infos weiter. Das wäre Verrat, etwas, das James zu tiefst verachtet.

Johnny Depp ist bekannt für seine exzentrischen Anwandelungen und Rollen. Seinen ständig besoffenen Captain Jack Sparrow aus Fluch der Karibik haben sie leider in der deutschen Synchronisation nicht mehr betrunken, sondern schwul dargestellt. Sein Jimmy Bulger wurde zum Glück nicht verdreht. Schütteres zurückgegeltes Haar, eine ungesunde Hautfarbe, blass-blaue Augen – so haben sie ihn geschminkt. Kombiniert mit seiner Darstellung ist das extrem unheimlich. Seine Figur ist brutal, gewalttätig, gefährlich, furchteinflößend. Bulger schlägt schnell zu, tötet ohne mit der Wimper zu zucken. Die beste Szene ist die, wenn er mit den beiden FBI-Männern und Steve ein Steak isst. Die Unterhaltung schaukelt sich hoch und man rechnet jederzeit mit einem Gewaltausbruch. Was noch getopt wird, wenn Jimmy zu Johns Frau Marianne (Julianne Nicholson) geht und sich mit ihr unterhält … Wow! Diesem Bulger wollte man unter keinen Umständen begegnen. Ein wenig erinnert das an Sweeney Todd. Die bösen, psychisch kaputten Rollen sind eben immer die dankbarsten ...

Die Geschichte ist nett erzählt, wenn auch nicht wirklich packend. So bleibt es eher eine etwas blasse Biografie eines Schwerverbrechers, der viel auf Loyalität hielt. Die Darbietung Depps ist sehr gut, die restlichen Schauspieler bleiben unweigerlich blass. Man darf sich nicht vor Gewalt scheuen, ist Black Mass doch recht brutal. Wie übergroß Bulger in dem Film ist, sieht man spätesten dann, wenn er Steves Stieftochter Deborah (Juno Temple) umbringt und Steve nur zuschaut, unfähig zu helfen oder zu widersprechen. Bulger hatte alle im Griff.

Leider bleibt das Verhältnis der beiden Bulger-Brüder zueinander auf der Strecke und damit die Brisanz, die sich daraus ergibt, dass der eine ein gesuchter Mörder ist, der andere ein angesehener Senator. Das hätte gerne mehr beleuchtet werden können. Der Film hat einige starke Szenen, an Der Pate kommt er aber nicht heran. Niemals.