Besprechung
In einer stürmischen Nacht fischt der Leuchtturmwärter Tom Curry (Temuera Morrison) eine junge Frau aus dem Wasser. Dabei handelt es sich um die Königin von Atlantis, Atlanna (Nicole Kidman). Die beiden verlieben sich und bekommen einen Sohn. Weil Atlanna vor einer Zwangsheirat geflohen ist, stehen eines Tages die Krieger von Atlantis vor der Tür. Das versunkene Königreich ist zwar technisch ganz weit vorne, aber Verzeihung wird bei denen eher klein geschrieben. Um ihren Sohn Arthur zu schützen, geht Atlanna zurück ins Wasser.
Ein Jahr nachdem Arthur (Jason Momoa) zusammen mit der Justice League Steppenwolf besiegt hat, hilft der Halb-Atlanter hier und da Leuten in Not. Der draufgängerische Arthur muss allerdings von dem „kleinen Handwerk“ zum großen umschwenken, als Mera (Amber Heard) vor ihm steht. Sie braucht seine Hilfe. Ganz Atlantis und die Menschheit braucht seine Hilfe.
Arthurs Halbbruder Orm (Patrick Wilson) ist König von Atlantis und will einen Krieg gegen die Oberflächenmenschen anzetteln. Er hat es satt, dass die Menschen die Meere verschmutzen. Aber er ist auch ehrgeizig und will der so genannte Oceanmaster werden, der Herr über alle Streitkräfte unter der See. Die Gefolgschaft der Xebel hat er bereits, König Nereus (Dolch Lundgren) steht hinter Orm.
Um als Halbblut die Herrschaft über Atlantis zu übernehmen, muss Arthur den Dreizack des Atlan, des ersten Königs von Atlantis, finden. Zusammen mit Mera macht er sich auf den Weg und stellt sich so seinem Schicksal.
Meinung von Nils
Justice League war ja eher so meehhh. Zack Snyder hat das DC-Filmuniversum (DCU) in eine sehr düstere Ecke getrieben. Er wollte cool sein. Das Marvel Universum (MCU) hat eine Leichtigkeit und einen Humor, den das DCU bis dahin nicht erreicht hat. Man wollte sich abheben von der Konkurrenz und was herauskam ist nicht sonderlich gut. Muss man mal sagen.
Regisseur James Wan hat bisher Horrorstreifen wie Saw, Insidious oder Conjuring fabriziert (alles nicht mein Fall). Mit Aquaman hat der Australier eine völlig neue Richtung eingeschlagen. Wan zeigt uns einen farbenfrohen, quirligen Pop-Comic. Aus der Justice League-Riege sind ganz klar "The Flash" Barry Allen (Ezra Miller) und "Aquaman" Arthur Curry die lustigsten Vertreter. Das mag aber, wie schon erwähnt, an Snyders Interpretation des Heldenteams liegen.
In den Comics war Aquaman lange Zeit eine Witzfigur. Er schwamm mit seinem orangefarbenen Oberteil und seinen grünen Hosen durchs Wasser und "redete mit den Fischen". Ja, mittlerweile wissen wir alle, dass er das nicht macht. Aquaman war uncool. In den 1990ern haben sie ihn härter gemacht: Hand ab und Harpunenhaken stattdessen, lange Haare, Bart. Dennoch ist der Fischmann nicht unbedingt der große Publikumsliebling.
Das wird sich wohl mit diesem Aquaman ändern. Jason Momoa ist 'ne coole Sau: muskelbepackt, tätowiert, lange Zotteln, Sixpack, Bart und immer ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen. Sein Aquaman will gar nicht König sein. Was hat er mit den Leuten aus Atlantis gemein? Die haben seine Mutter umgebracht!
In den Comics ist Aquaman derjenige, der die Oberflächenmenschen dafür hasst, dass sie die Weltmeere verschmutzen. Im Film ist es Orm. Wenn der – um seine Macht zu demonstrieren – all den Schrott und all den Müll, den die Menschen im Meer versenkt haben, ihnen vor die Tür legt, dann ist das schon toll anzusehen. Also hat Aquaman ganz heimlich versteckt auch eine umweltpolitische Aussage. Doch darauf gehen weder Film noch ich groß ein. Dass wir Menschen die Meere versauen ist bekannt, dass wir damit aufhören müssen ebenfalls.
Aquaman ist ein entspanntes Popcorn-Kino. Wan schafft wunderschön anzusehende Unterwasserwelten. Die sind fantastisch und quietschig. Irgendwie erinnert das an 80er-Jahre-Neon-Schick. Wir sehen riesige Raumschiffe, ich meine Unterwasserschiffe. Die Welt von Aquaman ist SciFi pur. Nur nicht im Weltall, sondern unter Wasser.
Wir lernen, dass es sieben Reiche unten im Meer gab. Orm braucht vier Zustimmungen um seinen Krieg zu führen, wobei zwei Reiche auch schon untergegangen sind. Hier wird (fiktive) Geschichte auf komprimiertem Raum gezeigt. Viele Fragen bleiben am Ende von Aquaman nicht offen. So wird auch schnell erklärt, wieso die Atlantis-Krieger beim Angriff auf Atlanna so seltsame Rüstungen tragen. Antlanter können nicht Luft atmen, das können nur die "Königlichen". Alle anderen brauchen keine Luftmasken, sondern sperrige Wassermasken. Und dann gibt es noch viel mehr zu entdecken in dem Streifen.
Der Film ist eine Mischung aus SciFi und Abenteuerfilm. Wenn Arthur und Mera den Dreizack von Atlan suchen, führt sie das in bester Indiana Jones-Manier in die Sahara, komplett mit Rätseln und so. Das macht Spaß. Wenn die beiden Abenteurer zum Mittelpunkt der Erde gelangen, dann erinnert das ganz stark an die Vision von Henry Levins Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (das ist die Version von 1959).
Arthur und Mera – im Comic König und Königin – müssen sich hier erst noch zusammenraufen. Das heißt sie sticheln und frotzeln ständig am Anderen herum. Die Chemie zwischen Momoa und Heard stimmt.
Fast zweieinhalb Stunden läuft der Film und er wurde nie langatmig und langweilig. Ja, es gibt einige Ungereimtheiten und "seltsame Logiken", aber verdammt, es ist ein Comic; und eine riesige Produktion. Da können schon mal ein paar Dinge durchs Logikraster schlüpfen. Solange ich mich gut unterhalte, schaue ich auch darüber hinweg. Der Helm von Aquaman-Bösewicht Black Manta (Yahya Abdul-Mateen II) sieht ja im Comic schon blöd aus, aber im Film haben sie wenigstens eine Herleitung dafür gefunden. So sieht das nicht mehr ganz so bescheuert aus.
Bescheuert ist übrigens auch die Synchronisation an einigen Stellen. Ich vermute, die Sprüche sind im Original nicht so kindisch. Das hat schon teilweise gestört.
Wenn das DCU weiter in dieser Richtung voranschreitet, dann hoffe ich, dass ich auch "die düstere Vergangenheit" des DCU vergessen kann.