Filmplakat Ant-Man

7,5/10

"Du solltest dringend Liebeslieder schreiben." — Ant-Man, 2015

Ant-Man

Besprechung

Frisch aus dem Knast, versucht der Dieb Scott Lang (Paul Rudd) ein ehrliches Leben zu führen. Auch schon, um seine Tochter wiedersehen zu können. Doch einem Ex-Häftling gibt man nicht so einfach einen Job, deshalb geht Scott auf das Angebot seines ehemaligen Zellen- und jetzigen Zimmergenossen Luis (Michael Peña) ein und bricht bei einem „reichen Knacker“ ein. Doch außer einer Art Motorrad-Kluft findet Scott nichts in dem Safe.

Allerdings muss Scott feststellen, dass dieser Anzug ein Geheimnis birgt. Der Träger kann auf Ameisengröße schrumpfen, behält dabei aber seine Masse. Erfunden hat das der „alte Knacker“, Dr. Hank Pym (Michael Douglas), der sich Scott ausgesucht hat ihm zu helfen. Pyms einstiger Protege Darren Cross (Corey Still), der Pyms Firma übernommen hat, hat in letzter Zeit auch an dem Verkleinerungsmechanismus gearbeitet und ist schon ganz nah davor, seine Experimente erfolgreich zu beenden. Dann will er das Projekt „Yellowjacket“ ans Militär verkaufen.

Scott soll für Pym bei Cross einbrechen und alle Beweise und Hinweise auf Yellowjacket vernichten. Dazu bekommt er Hilfe von Ameisen. Trainiert wird Scott von Pyms Tochter Hope van Dyne (Evangeline Lilly). Doch die Heerscharen von Ameisen sind seine größten Verbündeten.

Meinung von

Mal alle die Hand heben: Wer kennt schon den Marvel-Charakter Ant-Man? Eher wenige, nehme ich an. Von daher hat es mich gewundert, dass Marvel diesen Helden auf die Leinwand gebracht hat. Man kann sich aber über noch mehr in Sachen Ant-Man wundern. Schaut man sich den Film an, merkt man schnell, dass er einen völlig anderen Ton als die verwandten Filme aus dem Hause Marvel hat, also Iron Man, Thor, Avengers, Captain America … Die versuchen eher ernst zu sein. Ja, da sind auch Witze enthalten, der Grundton ist jedoch ein "Wir wollen Comics seriös auf die Leinwand bringen". Wohingegen Ant-Man wie eine viel leichtere, humoristische Version einer Marvel-Comicverfilmung daherkommt.

Ant-Man ist nicht nur unbeschwerter, er ist auch kein reiner Superhelden-Film. Erst einmal ist Scott Lang ein Verbrecher. Wenn auch mit gutem Herz. Der Film ist aber auch ein Heist-Film. Weite Strecken von Ant-Man sind der Planung und dem Einbruch in die Firma von Bösewicht Cross gewidmet. Als komische Note wurden Scott noch Luis und dessen Kumpels Kurt (David Dastmalchian) und Dave (T.I.) zur Seite gestellt. Die Musik ist typisch flott für einen Heist-Film. Alles irgendwie seltsam – aber auch erfrischend und unbeschwert.

Ant-Man fließt dahin, ohne Längen, ohne Kanten. Bösewicht Cross – jeder Held braucht einen guten Schurken – ist an sich recht blass, aber immerhin hat Scott Pilgrim-Regisseur Edgar Wright beim Schreiben von Ant-Man dem Gegner eine verständliche Hintergrundgeschichte gegeben. Dass Regisseur Peyton Reed nicht mehr aus der Sache herausgeholt hat, ist vermutlich nicht Wrights Schuld.

Die Verbindung zum Superhelden-Business schafft Ant-Man, wenn Scott in das Hauptquartier der Avengers einbrechen will, um etwas zu stehlen. Dabei handelt es sich nicht mehr um Tony Starks Turm in New York, sondern um das neue Hauptquartier, das wir am Ende von Age of Ultron gesehen haben. Scott trifft hier auf Falcon (Anthony Mackie), mit dem er sich ein bisschen prügelt, ihm dabei aber auch mitteilt, dass er ein großer Fan von Falcon ist.

Bei der Geschichte von Scott Lang wurde sich nicht 100%-ig an die Comicvorlage gehalten, aber da eh kaum einer den kleinen Helden kennt, ist das auch nicht so schlimm. Am gravierendsten ist wohl die veränderte Familiengeschichte von Hope van Dyne, die im Comic eigentlich Janet heißt und nicht die Tochter von Hank Pym ist. Und Yellowjacket war eine alternative Erscheinung von Hank. Aber wie gesagt: Ant-Man kennt man so gut wie gar nicht, also konnte man sich diese Freiheiten herausnehmen.

Ant-Man ist eine nette, kleine Komödie um einen Superhelden. Wie das ins Marvel-Universum reinpasst, wird sich noch zeigen müssen.