Filmplakat Alien: Romulus

7/10

"Ich fürchte, das ist nicht im Interesse der Firma." — Alien: Romulus, 2024

Alien: Romulus

Besprechung

Das Jahr 2142 – die Wayland Corporation hat sich weiter im Weltall ausgebreitet. Auf dem Planeten Jackson’s Star wird unter miesen Bedingungen Erz abgebaut. Rain (Cailee Spaeny) ist Farmerin und hat ihr Soll erfüllt. Sie möchte von diesem dunklen Planeten endlich weg. Zusammen mit ihrem „Bruder“, dem Synthetischen Andy (David Jonsson), will sie nach Yvaga reisen. Doch die Firma hat andere Pläne. Sie soll noch einmal fünf bis sechs Jahre länger arbeiten. Dabei sterben auf dem Planeten immer mehr Leute an den schlechten Bedingungen, so auch Rains Eltern.

Rains Kumpel Tyler (Archie Renaux) hat zusammen mit seiner kleinen Bande eine Lösung für das Problem. Navarro (Aileen Wu) hat im Orbit des Planeten ein verlassenes Raumschiff entdeckt. Neben Tyler und Navarro sind noch Tylers Schwester Kay (Isabela Merced) sowie Bjorn (Spike Fearn), der Andy gegenüber extrem feindselig ist, mit von der Partie. Man will rauf zum Raumschiff, die Einfrier-Einheiten kapern und dann die mehrere Jahre dauernde Reise nach Yvaga III antreten.

Auf dem Raumschiff angekommen, muss das Quintett feststellen, dass sie doch kein Raumschiff, sondern eine Raumstation vor sich haben. Die Renaissance, so stellt sich heraus, war eine Forschungsstation mit den beiden Unterstationen Romulus und Remus. Was sich hier zugetragen hat, bleibt den jungen Freunden zunächst ein Rätsel. In einem Raum finden sie einen halbzerstörten Synthetischen (der verdammt so ausschaut wie Ash aus Alien) und in einem anderen Raum einen großen Haufen von kleinen Monstern, die den Menschen ins Gesicht springen wollen.

Rook, der halbzerstörte Synthetische, gibt Andy eine neue Direktive.

Meinung von

Alien? Ein Klassiker. Müssen wir uns nicht drüber unterhalten. Aliens ist dann der "Jetzt mit mehr Aliens und mehr Bumm-Bumm"-Nachfolger. Alien3 von David Fincher mögen viele nicht — ich schon. Hat auch ein echt gutes Ende für das Franchise. Warum es dann den schlechten Alien - Die Wiedergeburt geben musste, man wird es nie erfahren. Alien-Vater Ridley Scott kam dann mit Prometheus - Dunkle Zeichen und Alien: Covenant noch einmal zurück — aalglatt, geleckt und überstylisch. Eigentlich schade.

Was kann dann Alien - Romulus? Mich wieder etwas versöhnen, das kann er. Regisseur Fede Alvarez hat schon mit Don't Breathe bewiesen, was es heißt auf engstem Raum Spannung zu erzeugen. Alvarez, der auch am Drehbuch beteiligt war, bringt uns wieder die Konfrontation Mensch gegen Alien in einer fliegenden Konservenbüchse nahe. Dabei ist dieses Alien auch wieder der richtige Xenomorph, wie wir ihn lieben. Kein Wunder, wurden doch Reste des ins All gepusteten Außerirdischen vom Ende von Alien von Wissenschaftlern eingesammelt und zu seltsamen Zwecken missbraucht.

Alien - Romulus spielt somit zwischen Alien (2122) und Aliens (2179).

Wayland Industries ... kein netter Laden, wenn man mich fragt. Ausbeutung ist wohl so ein Ding, damit man groß wird. Rain darf kurzerhand nicht wie vereinbart abreisen, sondern muss noch weitere Zyklen auf dem dunklen Planeten verbringen. Vermutlich wird sie diesen nie mehr verlassen. Die Arbeitsbedingungen sind zu schlecht. Die Menschen zu schwach. Das ist dann auch das Ziel von Wayland: den perfekten Menschen — Nein — den perfekten Arbeitsmenschen zu züchten. Der Xenomorph ist zäh und widerstandsfähig. So sollen auch die Arbeiter von Wayland Industries werden. Daher die Experimente mit dem Xenomorphen.

Sie lernen nie ... — Das war auch einer meiner Gedanken, während des Films. Wie oft hat das Alien Wayland schon in die Suppe gespuckt; mit Säure? Aber sie lernen es einfach nicht. Naja, so fallen eben schöne Geschichten für uns ab.

Ein weiterer Gedanke, den ich hatte: Wieso machen die jetzt Alien mit Kindern? — Die Hauptdarsteller sind zwar irgendwo in den Zwanzigern, die Figuren wirken wie gerade mal 16 Jahre alt. Das ist ... nicht richtig. Es gibt eine Szene, in der Cailee Spaeny mit Unterhemd und Knarre durchs Raumschiff rennt. Das erinnert sehr an Sigourne Weaver — und doch ist das Bild gestört. Mrs. Weaver ist 1,80 Meter lang, Mrs. Spaeny gerade mal 1,55 Meter hoch. Das macht schon einen Unterschied, ob die Hauptdarstellerin auf Augenhöhe mit dem Alien interagiert oder von unten hochgucken muss. Das ist mein großer Hauptkritikpunkt: die Schauspieler sind alle viel zu jung.

Regisseur und Mit-Drehbuchautor Alvarez sieht das anders. In Aliens gibt es die Szene, wo Kinder in den Fluren der Station herumspielen. Dieses Bild soll ausschlaggebend gewesen sein für Alvarez, die Geschichte zu Alien - Romulus zu schreiben.

Ich fand die Idee mit dem Synthetischen Andy ganz nett. Andy wurde von Rains Vater aus Schrotteilen zusammengeflickt und sollte der jungen Rain als "Bruder" und Beschützer dienen. Dafür hat der Vater den Synthetischen bis zum Rand voll mit schlechten Opa-Witzen gestopft. Das wirkt im ersten Moment dumm und den Film abwertend, aber sobald man weiß, wie Andy zustande gekommen ist, ergibt es Sinn und man ist versöhnt. Um so besser, wenn Andy ein Upgrade erfährt und plötzlich eine ganz andere Person ist.

Der Film ist auch randvoll – ich meinte das: randvoll – mit liebevollen Re­mi­nis­zenzen an die alten Klassiker. Der Herr Alvarez scheint nicht nur ein Alien-Fanboy zu sein, er hat auch das richtige Gespür dafür, was die Zuschauer von einem Alien-Streifen wollen. Gut, da ist viel recycled, jedoch auch einige echt nette Ideen sind dabei. Aber ebenfalls schlechte, wie der "Schluss-Xenomorph", der sehr stark an Die Wiedergeburt erinnert.

Unterm Strich nette Unterhaltung aus dem Alien-Universum mit vielen Anspielungen an die ersten Teile. Nett, aber auch nicht "unbeschreiblich gut".