Besprechung
Molly (Beanie Feldstein) und Amy (Kaitlyn Dever) sind beste Freundinnen. Sie sind eher die Außenseiter an ihrer High School. Molly ist Klassensprecherin und eine Streberin. Amy ist lesbisch und ebenfalls sehr gut in der Schule. Beide haben sich so sehr angestrengt, um später eine gute Uni besuchen zu können und gute Jobs zu bekommen. Was für ein Schock, als Molly von Trible A (Molly Gordon), der größten Schulschlampe, erfahren muss, dass all die unverantwortlichen Partygänger ihrer Stufe auch auf gute Colleges gehen. Die haben einen auf lau gemacht und haben gute Zukunftsaussichten? Fuck. Wieso hat sie sich nur so angestrengt?
Es ist der letzte Tag vor der Abschlussfeier. Molly überredet Amy dazu ein letztes Mal – eher das erste Mal – die Sau raushängen zu lassen. Mollys Co-Klassensprecher Nick (Mason Gooding) gibt im Haus seiner Tante eine dicke Party. Da müssen die beiden Freundinnen auch hin! Amy hofft endlich mit der heißen Skaterin Ryan (Victoria Ruesga) zusammenzukommen. Molly hat eine andere Agenda.
Doch wie kommt man zur angesagtesten Party, wenn man keine Adresse hat? Eine beschwerliche Odyssee durch die Nacht L.A.s beginnt.
Meinung von Nils
Es gibt so unsagbar viele Teenie-Komödien. Filme, wo die jungen Menschen die Sau rauslassen wollen, bevor sie in die Welt der Erwachsenen eintreten. Noch eine solche Komödie? Muss das sein? — Also von "müssen" ist hier nicht die Rede, aber Booksmart ist etwas anderes, als die anderen Teenie-Party-Filme, die man so kennt. Das ist der Tatsache geschuldet, dass es a ) nur Mädchen sind, die im Fokus stehen und b) der Blickwinkel ein anderer ist. Waren es zum Beispiel bei Superbad die Loser, die auf eine Party wollen, sind es hier die Schlauen, die endlich mal mächtig abfeiern wollen. Vier Jahre High School ohne Party. Eine letzte Nacht, in der alles nachgeholt werden soll. Whoo-hoo.
Okay, so ganz stimmt das Bild von Amy und Molly nicht. Sie sind nicht die Schlauen und alle anderen sind die Dummen. Das ist kein Schwarz-Weiß. Molly ist übergewichtig und kleidet sich wie eine 40-Jährige. Beliebt ist die Klassensprecherin schon mal nicht. Und Amy hadert immer noch mit ihrer Sexualität. Zwar hat sie sich geoutet, aber mehr ist bei ihr auch noch nicht passiert. Im Grunde steht Amy auch irgendwie unter der ständigen Führung von Molly.
Mir hat an Booksmart gefallen, dass er nicht so dumm ist, wie die meisten Filme, in denen man männliche Hauptdarsteller hat. Das geht oft ins Schmierige und Peinliche über. Penis-Witz hier, Penis-Witz dort. Zwar ist Booksmart auch nicht frei von sexuellen Anzüglichkeiten, aber aus einem unbestimmten Grund ist das "milder". Nicht so gut gefallen hat mir die Tatsache, dass irgendwie auf Krampf eine möglichst große Diversität aufgebaut wird. Diversität ist gut, aber nicht, wenn sie aus Kalkül geschieht, damit man politisch korrekt ist und so viele Zielgruppen ansprechen möchte, wie es nur geht. Aber das kann auch nur ein Gefühl sein.
Als Molly und Amy schließlich doch noch nach einer aufregenden Reise bei Nick ankommen, könnte der Film leicht ins Unangenehme rutschen, was er unter der Regie von Olivia Wilde dann aber zum Glück nicht macht. Nick und Molly verstehen sich prächtig. In einer 08/15-Komödie würde Nick ein Spiel mit Molly spielen und sie am Ende irgendwie bloßstellen. Das ist hier nicht der Fall. Zwar kommen die beiden auch nicht – zum Glück – zusammen, aber das Peinliche fehlt eben.
Olivia Wilde (u.a. Cowboys & Aliens) hat bei Booksmart das erste Mal (für einen abendfüllenden Film) im Regiestuhl Platz genommen. Dabei soll sie die jungen Schauspieler ermutigt haben, ihre Texte anzupassen, wenn sie der Meinung waren, dass sie nicht authentisch waren. Bester Charakter ist übrigens der von Billie Lourd. Ihre Gigi ist extrem schräg, taucht immer überall auf und ist die größte Dramaqueen, die es gibt. Dabei ist sie extrem loyal zu dem Außenseiter Jared (Skyler Gisondo). Das fand auch Katie Silberman, die das Drehbuch verfasste. Sie gab Lourd Extraszenen.
Booksmart ist erfrischend, leicht und wenig peinlich. Damit hebt sich der Film von den üblichen Teenie-Komödien ab. Das Ende ist kurz und schmerzlos und nicht zu dick aufgetragen. Ein netter Abend ist garantiert.
Wer sich beim Anblick von Beanie Feldstein irgendwie an Jonah Hill erinnert fühlt — die beiden sind Geschwister.