Besprechung
Viele nennen Rex (Ben O’Toole) einen Helden. Dennoch wurde er zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Ben hat bei einem Banküberfall in seiner Heimatstadt Boise den Helden gespielt. Dabei kam eine unschuldige Frau ums Leben. Kaum ist er raus aus dem Loch, muss er feststellen, dass er irgendwie berühmt ist. Fotografen belagern ihn, Passanten filmen ihn. Das geht nicht nur Rex auf den Keks, sondern auch seiner inneren Stimme. Mit der hält er immerzu Zwiesprache.
Um dem Rummel zu entkommen, flieht Rex in die Einsamkeit. Schon in seiner Zelle hat er nach „reichlichen Überlegungen“ Finnland als seinen Zufluchtsort auserkoren. Das Flugticket sagt noch „Boi to Hel“, aber Rex nimmt es mit Humor. In Helsinki angekommen, wird er von einem Taxifahrer abgefangen und entführt.
Rex wacht an die Decke gefesselt in einem dunklen Keller wieder auf. Er weiß nicht wo er ist, wieso er dort ist und wo sein Unterschenkel geblieben ist, das weiß er auch nicht. Bitte was? Seine Entführer haben ihm einen Unterschenkel abgenommen? Fuck, wo ist er hier nur gelandet? Da kommt eine junge Frau die Kellertreppe herunter. Alia (Meg Fraser) ist die älteste Tochter in dieser Familie. Sie ist das „Sorgenkind“, weil sie bei den grausamen Machenschaften ihrer Verwandten nicht mitmachen will. Sie sieht in Rex ihren Retter. Der hat aber a.) selber gerade damit zu tun, aus dieser misslichen Lage zu entkommen und b.) nach seiner Aktion in der Bank mal so keinen Bock, noch einmal den Helden zu spielen.
Meinung von Nils
Ah, der Abschlussfilm des diesjährigen Fantasy Filmfests war mal wieder ein schöner "Rausschmeißer". Schräg, blutig und komisch beschreiben Bloody Hell ganz gut. Ben O'Tool sahen wir zuletzt in Nekrotronic, ebenfalls auf dem Festival. O'Tool kann aber nicht nur Trash-Filme drehen. Er spielte auch in Hacksaw Ridge eine kleine Rolle. Nur mal so am Rande.
Rex ist ein sympathischer Verlierer. Da hat er einmal die Chance ein Held zu sein, aber seine innere Stimme treibt ihn dazu an, etwas über die Stränge zu schlagen. Daher die Tote. Doch Rex ist ein Mann der Ehre. Der flieht nicht, der nimmt die acht Jahre Knast an. Auch wenn er darin etwas Ungerechtigkeit sieht. Die nette Kassiererin Maddy (Ashlee Lollback), der er imponieren wollte, hat ihn genau einmal besucht und das auch nur, um ihm zu sagen, dass sie ihn nie wieder sehen wolle.
Okay, einmal Knast und dann weit, weit weg, wo ihn niemand kennt. Das klingt doch nach einem Plan. Blöde, dass er einer durchgeknallten Hinterwäldler-Familie mit einem kannibalischen Mitglied über den Weg gerannt ist. Die Familie, allen voran die Mutter (Caroline Craig), sind alle echt schräg und gruselig. Die sind schon fast fanatisch. In Finnland haben sie nicht nur eine hohe Anzahl an Menschen mit Laktose-Intoleranz, sondern anscheinend auch mal "besondere Kinder" wie Pati (Caleb Enoka). Der hat schon als Baby nur auf Menschenfleisch angesprochen. Und da kleine Babies ja so süß sind, hat die gesamte Familie über diesen kleinen Fehler hinweggesehen.
Der Film fängt schon damit an, dass die kleine Alia (Jessi Robertson) fliehen will. Doch Vater (Matthew Sunderland) und Onkel (Jack Finsterer) haben sie noch immer wieder eingefangen. Die erwachsene Alia ist ein wenig verpeilt und träumt von einem Ritter, der sie rettet. Da hängt der nun! Alia ist so gelähmt vor Angst, weil sie weiß, dass jede ihrer Handlungen zu Bestrafung führen wird, dass sie nicht wagt Rex zu helfen. Der muss das also irgendwie alleine hinbekommen.
Im Grunde hat Bloody Hell keine neue Idee. Der Film lebt aber vom sympathischen Rex und seiner inneren Stimme. Die muss man sich wie den kleinen Teufel auf der Schulter vorstellen. Die innere Stimme, ebenfalls von O'Toole gespielt, gibt ihm Stärke, lässt ihn aber auch manchmal blöde Sachen machen. Der Film ist wenig blutig, aber sehr düster gefilmt. Spielt ja auch in einem Keller in einem Waldanwesen. Die Familie ist vollkommen verrück und strömt an sich schon Gefahr aus. Neben den oben genannten Mitgliedern sind da noch die Zwillingsbrüder Gael (Travis Jeffery) und Gideon (Travis Jeffery), die gerne gruselige Masken tragen und dabei zuschauen, wenn ihr älterer Brüder Menschen frisst.
Der Film lebt also vom Charme der Hauptfigur und von Situationskomik. Sehr schön ist zum Beispiel, wenn Rex sich endlich befreit hat und "in den Kampf ziehen" will. Wer in die Schlacht zieht, der braucht einen Schlachtruf. Aber Rex kommen nur Yippie-Ki-Yay, Motherfucker
und Hasta la vista, Baby
in den Sinn. Die sind aber schon belegt. Wie blöd. Neben Stirb langsam und Terminator 2 werden aber Referenzen auf John Wick und Big Trouble in Little China (Big Trouble in Little Finland...
) gemacht. Und Misery wird sogar etwas genauer beleuchtet. Schön. Ich mag solche kleinen, feinen Ideen.
Bloody Hell ist eine kleine Horrorkomödie, die mit einer einfachen Geschichte, seltsamen Figuren und einer toll gespielten Hauptfigur Spaß bringt. Ja, der wird wohl keinen Oscar gewinnen. Schon klar. Bloody Hell ist übrigens nicht wirklich billig umgesetzt. So wirkt er zumindest nicht. Die dramatische Musik ist zwar wie auf dem heimischen Computer zusammengeflickt, aber davon abgesehen habe ich mich amüsiert.