Filmplakat Frost/Nixon

8/10

"Ich habe das amerikanische Volk verraten." — Frost/Nixon, 2008

Frost/Nixon

Besprechung

Der 37te Präsident der Vereinigten Staaten, Richard Nixon (Frank Langella), ist über Watergate „gestolpert“. Nach einigem Hin und Her tritt Nixon ab. Sehr zum Ärger der Bevölkerung hat sich Nixon nie entschuldigt. Den Tag von Nixons Abdankung haben Millionen Zuschauer im Fernsehen verfolgt. David Frost (Michael Sheen), ein britischer Fernsehmoderator in Neuseeland, gehört dazu. Frost erkennt etwas in den Augen von Nixon, das ihn auf die Idee bringt, ein Interview mit dem Ex-Präsidenten zu führen.

Der Playboy Frost holt sich John Birt (Matthew Macfadyen) als Produzenten an Bord. Außerdem sind da noch Bob Zelnick (Oliver Platt) und der Lehrer James Reston, Jr. (Sam Rockwell), der Nixon abgrundtief dafür hasst, was er dem amerikanischen Volk angetan hat. Reston hat schon vier Bücher über Nixon geschrieben. Die vier Männer reisen nach Amerika und quartieren sich im Hotel ein, wo alle – außer Frost – ans Recherchieren gehen. Frost muss Gelder auftreiben. Mit Nixons Mannschaft hat er einen Deal über 600.000 Dollar vereinbart. Den Großteil bezahlt Frost aus eigener Tasche. Den Rest muss er sich erbetteln. Keine der großen Fernsehanstalten und keiner der großen Industrieläden will einem unbekannten Moderator, der nur für seichte Unterhaltung bekannt ist, das Geld vorstrecken.

Zwölf Stunden Interview sollen am Ende herauskommen. In einem Haus treffen sich die Gegner mit ihren Gefolgsleuten. Die ersten Sitzungen verlaufen katastrophal. Nixon redet Frost in Grund und Boden. Frost gewinnt kein Land. Der hat auch andere Sorgen. Das gesamte Unterfangen droht ein Desaster zu werden. Bis sich Frost eine Chance bietet, das Blatt zu wenden.

Meinung von

So ein kleiner, feiner Film. Nichts aufgeregtes, eher ist alles verhalten alles in Ron Howards Geschichtsfilm. Das Aufeinandertreffen von dem Playboy und Showmaster David Frost mit dem damals bereits gefallenen Präsidenten Richard Nixon hat es wirklich gegeben. Wer sich auf ein schlagfertiges Rededuell freut, wird jedoch eher enttäuscht.

Der Film handelt viel von den beiden Kontrahenten außerhalb des Kampfrings. Frost ist ein energiegeladener Moderator mit einer Vision. Leider fehlt ihm das Geld. Kein großes Studio will sich die Finger verbrennen mit diesem unbekannten Moderator. Der macht lustige Gameshows, was soll der schon im Interview reißen? Die Finanzierung seines Traums ist die größte Sorge für Frost. Da kann er sich auch – sehr zum Leidwesen von Reston Jr. und den beiden anderen Mitstreitern – nicht besonders gut vorbereiten.

Nixon war, wie jeder Politiker dieses Schlages, ein redegewandter Gegner. Dem mit ein paar sticheligen Fragen kommen zu wollen kann nur dem Untergang geweiht sein. Langella spielt den manchmal doch noch nachdenklichen Nixon wunderbar. Die Verschlagenheit des Politikers kommt gut rüber, aber auch seine gebrochene Seite. Der Mann war Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Der hatte die dicksten Eier von allen. Der stand über dem Gesetz! Und nun mag ihn niemand mehr? Er soll Rentner werden? Eine grausame Vorstellung für Nixon.

Als dann die erste Interview-Stunde leicht von der Hand ging, sind auch schnell alle Sorgen von Nixon verflogen. Bei Frost steigen diese jedoch immer mehr. Er verliert sein Ziel aus den Augen, kommt ins Schwimmen.

Am Ende kann sich Frost dann doch noch sammeln und kann in der letzten Fragestunde den Ex-Präsidenten ans Kreuz nageln. Langellas Nixon muss einsehen, dass er geschlagen wurde und dass es Zeit ist, doch aufzugeben.

Der Film erhielt fünf Oscar-Nominierungen. Unter anderem für Ron Howard als bester Regisseur, Frank Langella als bester Hauptdarsteller und gesamt als bester Film. Am Ende erhielt Frost/Nixon keinen einzigen Oscar.

Wer Filme wie Die Unbestechlichen mag, wird auch gerne Frost/Nixon schauen, einfach schon wegen der gleichen Thematik und Ära.