Besprechung
Anfang der 1880er schickt sich Muhammad Ahmad (Laurence Olivier), der sich selber der Mahdi, der Erwartete, nennt, an den Sudan einzunehmen. Seine Folgschaft ist groß. Die Briten schicken Colonel Hicks (Edward Underdown) in den Sudan. 10.000 Ägypter unter der Führung von Hicks müssen sterben und die Mahdisten haben nun deren Waffen. Der britische Premierminister William Gladstone (Ralph Richardson) ist empört. Er sieht es aber auch nicht ein, mehr Soldaten in den Sudan zu schicken. Dem stimmt auch Colonel Stewart (Richard Johnson) zu. Man einigt sich darauf, den viel gerühmten General Charles Gordon (Charlton Heston) zu schicken. Der Mann ist so gewitzt, dass er schon ganz andere Situationen hat retten können.
Gordon, der vor Jahren die Sklaverei im Sudan abgeschafft hat, reist zusammen mit Stewart nach Afrika. Er soll offiziell Khartum evakuieren. Schnell spricht sich herum, dass Gorodn wieder in Khartum ist. Der Brite wird gefeiert. Schon kurz nach seiner Ankunft reitet Gordon mit seinem Diener Khaleel (Johnny Sekka) ins Lager des Mahdi. Gordon weiß, wie man mit Politikern und anderen Herrschern umzugehen hat. Ein wenig sich demütigen lassen, das hilft oft. Der Mahdi ist da keine Ausnahme. Aber dann erzählt er Gordon von seiner Mission. Der Mahdi ist fest entschlossen, alle Ungläubigen umzubringen. Mohammed selber hat ihm aufgetragen, den Heiligen Krieg zu führen. Gordon ist schockiert.
Gordon ist Generalgouverneur von Khartum und ist der Stadt sowie dem Land zu tiefst verbunden. Er weicht nicht. Gordon schickt Stewart nach Großbritannien, um Gladstone die brenzlige Situation zu schildern. Doch der Premierminister bleibt lange Zeit stur. Es kommt zu einer Belagerung von Khartum.
Meinung von Nils
Damals in den 1960ern hatten die Menschen noch Zeit. Khartoum fängt mit einer beinahe viereinhalb minütigen Ouvertüre an. Nur Musik. Der Film selber fängt dann mit einer großen Erzählung über Ägypten und den Nil an. Die Stimme aus dem Off meint noch Wer Visionen hat, wird leicht hochmütig.
, mit Ausblick auf das Wirken von Charles "Chinese" Gordon. Den Beinamen hat sich der britische General bei seinem Einsatz bei den Opiumkriegen geholt. Der Premierminister und sein Stab debattieren am Anfang, wie sie der Situation im Sudan begegnen sollen. Da fällt der Name Gordons. Wir hören viel von dem Mann.
Ich gestehe, ich bin in den Film reingegangen und habe von Mr. Ich-liebe-Waffen-Heston nicht viel erwartet. Wenn jemand nicht einen Briten spielen kann, dann der schießwütige Amerikaner Heston. Was der hochgewachsene Mann aber kann, das ist hochmütig erscheinen. Sein Charakter basiert auf dem echten Gordon. Im Grunde ist Khartoum ein Geschichtsfilm. Alle wichtigen Figuren des Filmes gab es wirklich. Wo der Streifen allerdings voll daneben lag: die Besetzung des Arabers Muhammad Ahmad durch den Briten Laurence Olivier, dem man braune Schminke ins Gesicht geschmiert hat – das war ein grober Schnitzer. Ich weiß, damals war das kein Ding. Hauptsache ein weiterer großer Name, der auf dem Plakat stand. Aber das geht echt nicht.
Was sie damals ebenfalls hatten, das waren Statisten. Meine Fresse, das sind Menschenmengen, Pferde und Kamele in rauen Mengen – so etwas könnte man heute nicht mehr bezahlen. Dadurch wirkt der Film aber um so bombastischer und auch realistischer. Liegen solche Rahmenbedingungen vor, wird man unweigerlich in das Geschehen reingezogen.
Charlton Heston hatte schon Die zehn Gebote abgeliefert und hatte auch 55 Tage in Peking verbracht, bevor er diese historische Figur spielte. Ich finde Heston, einmal von seiner ekligen Waffenverliebtheit, die er zu Lebzeiten auch als Präsident der NRA offen propagierte, keinen so guten Schauspieler. Hier, in Khartoum muss ich jedoch sagen, hat er gut gespielt. Sein Gordon ist anfangs wahrlich von sich selbst überzeugt. Er wird im Laufe des Filmes auch nicht müde, zu erklären, dass er den Tod nicht fürchtet, nur das Versagen. Wenn er erstmals seit einiger Zeit wieder seinen Fuß auf den Pier von Khartoum setzt, wird er frenetisch empfangen. Eigentlich hätte ich einem Heston hier eine Art Übermut und Größenwahn zugetraut. Doch er bleibt bescheiden.
Gordon liebt den Sudan. Er würde alles für dieses Land machen. Und ja, er ist auch in gewisser Weise hochmütig. Er ist aber auch schlau. Nach dem Besuch bei dem Mahdi ist Gordon erschüttert. Der Mahdi ist in seinen Augen ein Monster. Gleichzeitig weiß Gordon auch, dass er und der Mahdi sich vom Wesen her sehr gleich sind. Was ihn erschreckt. Es gibt mehrere Szenen, in denen Gordon verzweifelt ist, weil die Lage es ist. Überraschenderweise bringt Heston in diesen Momenten tatsächlich diese Emotion herüber. Ich war erstaunt.
Olivier benutzt in seinen Argumenten, die er Gordon gegenüber anbringt, oft einen abgespreizten kleinen Finger. Das hat etwas von "Ich muss nicht einmal meine Hand benutzen, um Dir etwas zu zeigen. Du bist mir nur meinen kleinen Finger wert." Eine Kleinigkeit, die mir auffiel und die ganz nett ist.
Ich komme dennoch nicht über dieses Blackface von Laurence Olivier hinweg. Schrecklich. Davon abgesehen ist Khartoum ein groß aufgezogener Film mit beeindruckenden Aufnahmen, einem außergewöhnlich spielenden Heston und einem Ende, das den Amerikaner nicht als Helden in die Sonne reiten lässt. Der Film zeigt, dass Politiker, um ihren eigenen Kopf zu retten, die Köpfe vieler Unschuldiger rollen lassen. Gladstone scheint eine persönliche Abneigung gegen den eigensinnigen Gordon zu haben, weshalb er ihm nicht hilft.
Groß angelegte Geschichtsstunde, die mit überraschend gutem Schauspiel von Charlton Heston angenehm auffällt.